Ein Tunnel unter Bretten als Umfahrungsvariante?
Schaut Bretten in Zukunft in die Röhre?

Nach Vorstellung des Aktionsbündnisses könnte ein Tunnel das Verkehrsproblem in der Wilhelmstraße optimal lösen. Foto: archiv
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Bretten (swiz) Neben der Sporgassen-Bebauung ist die geplante Südwesttangente, also die Ortsumfahrung Brettens, das wohl meist diskutierte Thema bei Lokalpolitikern und Bürgern in der Melanchthonstadt. Die 3,4 Kilometer lange Trasse würde im Brettener Westen auf Höhe der Bahnunterführung an der B293 abzweigen, weiter nach Südosten verlaufen und im Osten auf die B294 stoßen. Rühriger Gegner dieser Variante ist das „Aktionsbündnis Klima, Natur, Verkehr“, unter dessen Dach unter anderem die Bürgerinitiative Verkehrsentlastung Bretten (BIVEB), NABU, BUND sowie weitere Organisationen und Bürger vereint sind. Sie alle sehen in der geplanten Tangente einen massiven Eingriff in die Flora und Fauna und prangern Flächenversiegelung und die Vernichtung von landwirtschaftlichen Arealen an. Zudem soll der Bau der Trasse eine negative Veränderung des Mikroklimas herbeiführen.

Tunnel hätte eine Gesamtlänge von 1,9 Kilometern

Um dem Bau der Umfahrung entgegenzuwirken, hat das Aktionsbündnis nun einen ganz eigenen Umfahrungsplan präsentiert, der von den Bündnis-Vertretern Kathrin Breuer und Björn Böttle auch schon beim Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe vorgestellt worden ist. Der Plan sieht dabei eine durchgehende Tunnellösung vom Alexanderplatz über die Melanchthon- und Bahnhofstraße sowie die Wilhelmstraße bis zum Neff-Kreisel am Kraichgau-Center vor. Kurz nach dem Kreisel könnte der Verkehr dann wieder an die Oberfläche kommen. „Der Tunnel hätte eine Gesamtlänge von 1,9 Kilometern und könnte unserer Meinung nach in offener Bauweise konstruiert werden“, sagt Björn Böttle im Gespräch mit der Brettener Woche. Ergänzt werden könnte der Tunnel dann durch innerstädtische Ein- und Ausfahrten, die die Kernstadt an den Tunnel anbinden würden. Von der Melanchthon- bis zur Bahnhofstraße müsste die unterirdische „Umfahrung“ dann mit zwei getrennten und höhenversetzten Röhren gebaut werden, um den dortigen Höhenunterschied auszugleichen.

"Stadt hätte eine Win-win-Situation"

Die Vorteile der Lösung liegen laut Böttle und Breuer auf der Hand. „Zum einen haben wir eine echte Befreiung der Stadt vom Durchgangsverkehr und eine Entlastung vom Quell-, Ziel und Binnenverkehr“, betont Kathrin Breuer. Zum anderen bekomme man durch die Untertunnelung am Alexanderplatz eine kreuzungsfreie Variante der Hauptverkehrsachsen Bruchsal/Stuttgart und Bruchsal/Pforzheim. Darüber hinaus, so Böttle, könne man am Alexanderplatz eine immense Verkehrsberuhigung herbeiführen und dort auch eine verkehrstechnisch sichere Verbindung von Bretten nach Diedelsheim, zum Beispiel durch einen Fuß- und Radweg schaffen. Und auch in der Kernstadt sieht das Duo des Aktionsbündnisses viele Vorteile durch die Tunnellösung. „Die Stadt hätte eine Win-win-Situation und könnte Kosten und Gestaltungsaufwand für Maßnahmen zur Gartenschau und das Mobilitätskonzept, zum Beispiel in der Wilhelmstraße, einsparen“, betonen Böttle und Breuer.

"Tunnel ist teurer, hat aber größere Wirkung"

Natürlich sei ihnen klar, dass der Bau eines 1,9 Kilometer langen Tunnels mit teilweise zwei Röhren große Kosten und eine für die Stadt belastende Bauzeit mit sich bringe. „Die Tunnel-Variante ist zwar teurer, aber sie hat dafür auch eine viel größere Wirkung als die bisher favorisierte Trasse“, ist sich Böttle sicher. Und dass es beim Bau des Tunnels zu einer Mehrbelastung komme, sei ebenfalls klar. Nur, so Böttle, „bei der Variante Südwesttangente wird es ebenfalls Belastungen geben, dann aber eher für die Tiere und die Natur“.

Aktionsbündnis ist offen für Umgestaltungen

Bei der exakten Planung des Tunnels zeigt sich das Aktionsbündnis indes noch offen für Umgestaltungen, gerade im Hinblick auf die Verteilung der innerstädtischen Zu- und Abfahrten in die Röhre oder auch den Anfang und das Ende des Tunnels. „Uns war es wichtig, dass das Regierungspräsidium sieht, dass es noch andere Möglichkeiten als nur die Südwesttangente gibt“, so Breuer. Und weiter: „Wir haben die Kooperation mit dem RP als sehr offen und angenehm empfunden und uns wurde zugesichert, dass die Trassenvariante von Seiten des RP zusätzlich im Rahmen einer Vorplanung fachlich dargestellt und qualitativ bewertet wird.“ Ebenfalls werde die Trasse vom Regierungspräsidium im nächsten anstehenden Termin mit Land und Bund vorgestellt. Was man sich beim Aktionsbündnis nun noch vom Regierungspräsidium wünsche, sei eine quantifizier- und vergleichbare Bewertung bezüglich der Entlastungswirkung des Tunnels, analog zur Südwest-Umfahrung.

OB Wolff: "Grundsätzlich gute Idee"

Der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff sieht in den Ideen des Aktionsbündnisses eine "grundsätzlich gute Idee". Und weiter: "Ob eine Durchführbarkeit und Finanzierbarkeit dieser Variante aber überhaupt gegeben ist, das muss das RP klären", so Wolff. Dass das Aktionsbündnis inzwischen aber über Umgehungsalternativen zur Südwestumfahrung nachdenke, zeige ihm, dass man auch dort Handlungsbedarf sehe. Er stehe der Tunnel-Variante in jedem Fall nicht ablehnend gegenüber. "Wenn das RP auf die Stadt zukommt und um eine Stellungnahme zu dieser Idee bittet, dann gehe ich mit dem Gemeinderat sehr gerne darüber in die Diskussion", so Wolff.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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