Apotheken unterstützen Samariter-Projekt
ASB-Wünschewagen mit viel Sympathie in der Region
Pfinztal/Landkreis Karlsruhe (kn) „Wir sind begeistert, dass sich so viele Apothekerinnen und Apotheker in der Region bereit erklärt haben, den Gedanken an Menschen in der letzten Lebensphase weiterzutragen“, sagt Patrizia Lehmann. In ihrer Freizeit unterstützt die 24-jährige IT-Projektmanagerin das Projekt Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Lehmann begleitete selbst schon zwei Wunsch-Fahrten. Kürzlich war sie auf Tour im Stadt- und Landkreis Karlsruhe, um mit weiteren Ehrenamtlichen Taschentücher als kleine „Gedankenstützen“ für Spenden zu verteilen.
Wünsche erfüllen in der letzten Lebensphase
Helfende des ASB machen es Menschen in der letzten Lebensphase möglich, dass sie noch einmal an einen für sie wichtigen Ort oder zu geliebten Menschen kommen. Patrizia Lehmann, tagsüber in der Software-Entwicklung bei einem Karlsruher Unternehmen tätig, erlebte bei den Einsätzen Bewegendes: „Auf einer Wunsch-Fahrt begleiteten wir eine Frau, die mit 34 Jahren unheilbar an Krebs erkrankt war. Eine ältere Frau wurde dank der Spenden für den ASB-Wünschewagen zum Überraschungsgast bei der Hochzeitsfeier der geliebten Enkelin.“
Menschen von Karlsdorf-Neuthard bis Kuppenheim angetan von der Idee
Einen solchen Herzens-Wunsch ermöglicht der Wünschewagen schwer erkrankten Menschen kostenlos als Samariter-Projekt auf Spendenbasis. Apotheken in Durlach, Wolfartsweier und Rüppur öffneten jüngst den ASB-Freiwilligen dafür ihre Türen. Auf dem Tourenplan zudem: eine Apotheke in Ettlingen-Bruchhausen, drei weitere in Rastatt und Kuppenheim. Wer Zeit fand, warf einen Blick in den Wünschewagen, mit dem sich ein Teil des Teams zuvor in Mannheim auf den Weg gemacht hatte. Zeitgleich steuerte ein Kleinwagen, der bei Wunsch-Fahrten als Begleitfahrzeug eingesetzt wird, eine Apotheke in Karlsdorf-Neuthard an. Dieses zweite Team belieferte dann weitere Adressen im nördlichen Landkreis Karlsruhe und in der Karlsruher City. „Bei allen Apotheken, die wir angesprochen hatten, war sofort Sympathie zu spüren“, berichtet Patrizia Lehmann und ergänzt: „Die Idee, Menschen in ihrer letzten Lebensphase noch etwas geben zu können, verbindet, zumal in diesen schwierigen Zeiten.“
„Ein Stück ungetrübter Lebensfreude, Energie und Zuversicht“
Die junge Frau stieß im Herbst 2020 zum Team Wünschewagen. Aktiv in der, wie sie sagt, „Ehrenamtstruppe“ des ASB Karlsruhe war sie da schon gut anderthalb Jahre. Auf Nachfrage skizziert sie einen der Gründe, sich einzubringen. Ja, es gebe einen besonderen Bezug zum Tod. In der Zwischenzeit verstarb völlig überraschend ihr Vater. Kurz wechselt dabei ihr Ton von fröhlich auf ernst. Anfang 2020 hatte sie die Ausbildung zur Rettungssanitäterin absolviert. Sie fände es richtig, sagt die engagierte Frau weiter, „kein Tabu aus dem Tod zu machen“. Und es sei wichtig, wenn jemand in die letzte Lebensphase komme, ein Augenmerk auch auf die Angehörigen zu haben: „Der Wünschewagen ist für einen Moment ihre Familie, setzt an bei einem ungelebten Lebenstraum und lässt ein Stück ungetrübter Lebensfreude entstehen, gibt wieder Energie und sogar Zuversicht.“
Spende Ehrenamtlicher aus Pfinztal
Seine Solidarität mit dieser Mut machenden Idee markierte Anfang Februar auch das Ehepaar Theune in Pfinztal. Traudel und Friedbert Theune sind selbst im Ehrenamt aktiv. Ihr Projekt: die „Initiative Reparatur und Textilwerkstatt Pfinztal“. Sie nähen und bedrucken bunte Stofftaschen. Diese bieten sie auf dem Markt oder in Geschäften und Apotheken an – gegen eine Spende. Den Erlös spenden sie gemeinnützigen Einrichtungen und Projekten. Für den Wünschewagen kamen so knapp 2.000 Euro zusammen.
"Einmal noch Ebbe und Flut erleben"
Auch den Wunsch einer Frau aus der Karlsruher Oststadt machten Spenden möglich. Die 74-Jährige leidet an einer chronisch fortschreitenden Erkrankung der Lunge. Das Team des Wünschewagens erfüllte ihr Anfang Oktober den Traum, „noch einmal Ebbe und Flut zu erleben und einen Wattwurm in den Händen zu halten.“ Wie Tina Schönleber, ASB-Projekt-Leitung in Mannheim, erläutert, war diese Fahrt an die norddeutsche Küste nach den Phasen des Lockdowns eine der ersten, die wieder Übernachtungen umfasste.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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