Brettljause mit Kracherl oder Österreichisch für Anfänger
Ein Urlaub im Ausland ohne Sprachschwierigkeiten?
Wir waren in den Sommerferien in Kärnten in Österreich. Bevor wir losfuhren, sagte mein Sohn: "Ich freu mich schon, im Ausland zu sein und trotzdem die Sprache zu verstehen." Klar, in Österreich spricht man auch deutsch. Aber alles verstehen? Auf Anhieb klappt das manchmal nicht. Und das meiste versteht man zwar, würde es aber selbst so nicht sagen.
Mit dem Pickerl zu Diensten
Bevor wir nach Österreich einreisten, mussten wir an einer Tankstelle eine Vignette kaufen, denn die Autobahnen dort kosten Mautgebühren. Die Einheimischen nennen sie ein Pickerl, einen Aufkleber, denn picken bedeutet aufkleben, wobei das P wie ein Zwischending aus P und B gesprochen wird.
Beim Wandern ist es üblich, dass man die anderen Wanderer grüßt. Auf unserer freundliches "Hallo" bekamen wir ein genauso freundliches "Griaß eich!" zu hören, oder ein knappes "Servas". Servus verstehen wir auch als Grußformel, aber woher kommt das eigentlich? Servus ist Latein und bedeutet "Sklave" oder "Diener". Als Gruß bedeutet es soviel wie "Zu Diensten", das darf man aber nicht wörtlich nehmen (übrigens hat das italienische ciao die gleiche Wurzel, kommt nämlich vom italienischen schiavo für "Sklave").
Schlag und Kracherl - was ist da in der Küche los?
Als Nachtisch bestellte mein Mann einmal ein Stück Kuchen. "Mit Obers?", fragte die Bedienung. Auf seinen fragenden Blick hin, erläuterte sie: "Mit Schlag?" Meine Kinder duckten sich schon, aber natürlich meinte sie Sahne und nicht etwas Schläge. Überhaupt gibt es besonders viele andere Wörter, wenn es ums Essen geht. Johannisbeeren heißen Ribisel, grüne Bohnen nennt man Fisolen und - was mir persönlich besonders gut gefällt - Tomaten sind Paradeiser. Eine Limonade ist ein Kracherl, wahrscheinlich weil sie wegen der Kohlensäure so leise vor sich hin kracht. Und was verbirgt sich wohl hinter einer Brettljause? Ein Vesperbrett voller Leckereien wie Käse, Schinken, Salami, Essiggurken und dazu Brot.
Für Unverständnis sorgte auch der Hinweis unserer Gastwirtin, dass wir die Jacken in den Kasten hängen könnten. Mit einer Handbewegung wies sie dabei auf den Schrank im Flur. Und den Abfall sollten wir in den Mistkübel tun, damit war aber trotz des malerischen Namens "nur" ein gewöhnlicher Mülleimer gemeint. (ger)
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Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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