Leben retten leicht gemacht
Erster öffentlich zugänglicher Defibrillator in Bretten eingeweiht

Romano Au von Erste-Hilfe-Bretten, die Duale Studentin Mathilde Lofruthe, Stefanie Leonhardt, Max Herczog, Steffen Leonhardt und Bürgermeister Michael Noeltner (von links) freuen sich über den neuen Defibrillator. | Foto: kuna
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  • Romano Au von Erste-Hilfe-Bretten, die Duale Studentin Mathilde Lofruthe, Stefanie Leonhardt, Max Herczog, Steffen Leonhardt und Bürgermeister Michael Noeltner (von links) freuen sich über den neuen Defibrillator.
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Bretten (kuna) Wenn es zum Herzstillstand kommt, ist schnelle Hilfe gefragt. Doch wer weiß schon, wie man im Ernstfall an einen lebensrettenden Defibrillator kommt? Während es in Bretten zwar viele Läden und Unternehmen gibt, die über Erste-Hilfe-Geräte verfügen, sind die wenigsten davon wirklich präsent. Dem möchte die Bäckerei Leonhardt in der Pforzheimer Straße 23 entgegenwirken und hat daher einen automatisierten externen Defibrillator (AED) installiert, der öffentlich und rund um die Uhr zugänglich ist.

Für Laien nutzbarer Defibrillator

Entstanden ist die Idee in Zusammenarbeit mit Romano Au von Erste-Hilfe-Bretten. Er hat in der Bäckerei Leonhardt fünf Ersthelfer ausgebildet und weiß, dass es in der Melanchthonstadt prinzipiell viele lebensrettende AEDs gibt, die allerdings nur wenig bekannt sind. Im Gegensatz zu einem Defibrillator, der im strengen Sinne nur von geschultem Personal von Kliniken oder Rettungsdiensten benutzt werden darf, seien AEDs für Laien ausgelegt, erklärte der Erste-Hilfe-Trainer. Es sei daher nicht notwendig, vor Benutzung eine Schulung durchlaufen zu haben.

Viele AEDs in Bretten nur eingeschränkt nutzbar

„Ein AED ist einfach zu bedienen und kann sogar von Kindern benutzt werden“, so Au. Das Problem: „Die meisten AEDs, die es in Bretten gibt, sind nur zu den Öffnungszeiten des jeweiligen Ladens oder Unternehmens zugänglich.“ Das treffe zum Beispiel auf das Brettener Rathaus zu, in dem ebenfalls ein solches Gerät installiert ist. Au berichtete zudem von erschreckenden Zahlen: Demnach würden 42 Prozent der Ersthelfer es verweigern, einen Defibrillator zu benutzen – zu groß sei die Hemmschwelle. "Und umso schlimmer der Unfall, umso weniger Hilfe gibt es", erklärte er. Dabei könne man bei der Benutzung eines AEDs im Prinzip nichts falsch machen.

Gerät führt Ersthelfer durch die Reanimation

Die Benutzung des Defibrillators ist einfach: Öffnen lässt sich der silberne Wandkasten über einen roten Knopf. Sobald dieser gedrückt ist, ertönt ein lautes Piepsen und der AED lässt sich entnehmen. Neben dem handlichen Gerät liegen weitere Utensilien bei, wie LifePads, ein Einwegrasierer und eine Schere sowie eine Notfallmaske zum Beatmen. Das Herzstück, der AED, wird über eine grüne Lasche geöffnet – sobald diese gezogen wird, gibt das Gerät automatisch Anweisungen und führt die Ersthelfer durch die Reanimation.

Rund um die Uhr und zu allen Jahreszeiten verfügbar

Gekostet hat der AED laut Stefanie Leonhardt rund 2.000 Euro. Unterstützt wurde die Bäckerei dabei mit 500 Euro durch die Sparkasse, zudem konnte Au das Gerät vergünstigt über die Björn-Steiger-Stiftung erwerben. Der Erste-Hilfe-Trainer übernimmt auch die Versicherung sowie die weitere Betreuung und Wartung. Damit das Gerät nicht nur rund um die Uhr, sondern auch zu allen Jahreszeiten verfügbar ist, ist es außerdem mit einer Klimaanlage und einer Heizung ausgestattet.

"Wir möchten andere mit der Idee infizieren"

Die Bäckerei Leonhardt begreift die öffentliche Anbringung des AEDs als wichtiges Signal: Das Ziel sei es, das Thema Erste Hilfe grundsätzlich präsenter zu machen. „Wir möchten aber auch andere mit der Idee infizieren, ihre AEDs öffentlich anzubringen“, sagte Stefanie Leonhardt. Um auf das Gerät hinzuweisen, hat die Bäckerei außerdem ein von weitem sichtbares grünes Schild angebracht. In Zukunft sollen weitere Schilder in der Innenstadt folgen.

"Trotz Umbau die Innenstadt attraktiver machen"

Anlässlich der Einweihung des Defibrillators machten Steffen und Stefanie Leonhardt auch auf die derzeit schwierige Situation der Bäckerei aufmerksam. Im Juli hat der Umbau der Pforzheimer- und Weißhofer Straße begonnen, wodurch das Geschäft durch Straßensperrungen und Lärm beeinträchtigt werde. „Trotz Umbau wollen wir die Innenstadt attraktiver machen“, erklärte Steffen Leonhardt entschieden und verwies auf die Lage seiner Bäckerei im Herzen der Melanchthonstadt. „Die Pforzheimer Straße ist eine Hauptschlagader von Bretten“, fügte Stefanie Leonhardt hinzu, „die durch den Umbau jetzt verletzt ist.“ Die Baustelle behindere das Geschäft deutlich, bedauerte sie und meinte, der Laden würde sich am Anfang einer langen Durststrecke befinden. Gleichzeitig betonte sie: „Wir wollen aber auch etwas tun und nicht einfach in Selbstmitleid versinken.“

Gerät hängt an stark frequentierter Straße

Bürgermeister Michael Noeltner, der ebenfalls zur Einweihung des Defibrillators gekommen war, pflichtete bei: „Die Pforzheimer Straße ist eine wichtige historisch gewachsene Straße.“ Einst eine Bundesstraße gewesen zähle sie noch immer zu den Hauptverkehrsadern von Bretten, die vor allem für den Südverkehr in Richtung Pforzheim von großer Bedeutung sei. „In der Pforzheimer Straße gibt es eine große Frequenz von Autos, aber auch von Radfahrern und Fußgängern“, erklärte Noeltner und stimmte zu, dass eine solche Baustelle große Umsatzeinbußen für die Einzelhändler bedeuten würde.

Pforzheimer Straße für mehrere Jahre Baustelle

Dennoch sei der Umbau wichtig, versicherte er, da viele Städte und Gemeinden zwar mit der Zeit gewachsen seien, sich die Straßen aber nicht in demselben Tempo angepasst hätten. Die lange Dauer der Baustelle – drei Jahre sind veranschlagt – sei daher auch darauf zurückzuführen, dass nicht nur die Fahrbahndecke erneuert, sondern sämtliche Leitungen im Erduntergrund ausgetauscht werden müssten. Zudem würden die Eigentümer entlang der Pforzheimer- und Weißhofer Straße in Zukunft die Möglichkeit erhalten, sich an ein Nahwärmenetz anzuschließen.

Noeltner lobte abschließend das Engagement der Bäckerei, die mit dem Defibrillator einen wichtigen Beitrag für die Stadt leisten würde. Zudem verwies er auf den ironischen Umstand, dass sich an der Stelle des AEDs früher einmal ein Zigarettenautomat befand.

Romano Au von Erste-Hilfe-Bretten, die Duale Studentin Mathilde Lofruthe, Stefanie Leonhardt, Max Herczog, Steffen Leonhardt und Bürgermeister Michael Noeltner (von links) freuen sich über den neuen Defibrillator. | Foto: kuna
Kleines Gerät mit großer Wirkung: Mit einem AED kann im Notfall Leben gerettet werden. | Foto: kuna
Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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