Über den Tod reflektieren
Im „Josefshaus“ werden "Letzte Hilfe"-Kurse angeboten

Als zertifizierte Referentin vermittelt Elke Weser-Hoffmann, Leiterin der sozialen Betreuung im Pflegezentrum Josefshaus, das „kleine 1x1 der Sterbebegleitung“. Foto: Stahl
  • Als zertifizierte Referentin vermittelt Elke Weser-Hoffmann, Leiterin der sozialen Betreuung im Pflegezentrum Josefshaus, das „kleine 1x1 der Sterbebegleitung“. Foto: Stahl
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Region (hk) Wie kann man dazu beitragen, die letzten Stunden eines Menschen ein wenig heller werden zu lassen? Eine Antwort auf diese Frage findet man im ASB-Pflegezentrum „Josefshaus“ in Ubstadt-Weiher. Dort haben sich Kurt Stahl und Elke Weser-Hoffmann zur Aufgabe gemacht, in sogenannten "Letzte Hilfe"-Kursen nicht nur grundlegendes Wissen zu vermitteln, sondern auch einfache Handgriffe zu lehren. Diese sollen Angehörigen helfen, Sterbende oder Schwerstkranke am Ende ihres Lebens zu umsorgen – das „kleine 1x1 der Sterbebegleitung“, sozusagen.

Die kostenfreien Kurse gliedern sich in vier Module: "Sterben als ein Teil des Lebens", "Vorsorgen und entscheiden", "Leiden lindern" und "Abschied nehmen". Elke Weser-Hoffmann, Leiterin der sozialen Betreuung im Pflegezentrum Josefshaus, unterstützt Hausleiter Kurt Stahl bei dieser wichtigen Aufgabe. Die Schulungen finden im Therapieraum des Altenheimes statt, werden von den beiden zertifizierten Kursleitenden durchgeführt und haben eine maximale Teilnehmerzahl von zwölf Personen.

Würdevoller Abschied

"Die Atmosphäre ist sehr entspannt", beschreibt Stahl eine Tatsache, die er der freiwilligen und interessierten Teilnahme eines jeden Einzelnen zuschreibt. Die Begrenzung der Teilnehmerzahl ermögliche es jedem sich einzubringen, wenn er das möchte. Die Letzte-Hilfe-Kurse gehen weit über das theoretische Wissen hinaus und vermitteln praxisnahe Fähigkeiten, um die letzten Stunden eines Lebens mit Mitgefühl und Sorgfalt zu begleiten. Es gehe nicht um Heilung, sondern um Linderung. Und um einen würdevollen Abschied. Eine palliative Behandlung, so Stahl, setze voraus, dass die Linderung von Schmerzen im Vordergrund steht.

Die Botschaft des Kurses ist klar: Es gibt kein falsches Handeln, solange man etwas tut, und jeder kann einen Beitrag leisten. Diese Erkenntnis, gepaart mit fundiertem Wissen, soll dazu ermutigen, sich den Sterbenden zuzuwenden und ihnen in ihren letzten Stunden beizustehen.

Wer den Kurs besucht und warum – Angehörige, Betreuungskräfte, Pflegeprofis

Wer sind die Teilnehmer des Kurses? Vor allem Angehörige vonSchwerstkranken sowie Betreuungskräfte, nicht nur aus dem Josefshaus, sondern auch aus anderen Einrichtungen. Ebenso nehmen professionelle Pflegekräfte, Pfarrer, Vertreter von Bestattungsunternehmen und gesetzliche Betreuer teil, die beispielsweise Klienten in Altenheimen haben. Außerdem sind auch Ethik-Berater aus Krankenhäusern vertreten. Vor allem sind es jedoch Menschen, die direkt von dieser Thematik betroffen sind, die befürchten, bald betroffen zu sein oder bereits Erfahrungen mit dem Tod von Angehörigen gemacht haben. Es gibt auch Teilnehmer, die den Verlust eines geliebten Menschen bereits erlebt haben und durch den Kurs versuchen, das Erlebte besser zu verstehen.

Manchmal genügt es, einfach da zu sein, zum Beispiel, um betroffene Angehörige zu entlasten, die einen Sterbenden oder schwer Kranken betreuen. Ein einfacher Wechsel, bei dem jemand für eine Stunde einspringt, kann für die Pflegenden erhebliche Unterstützung bedeuten. „Die Trauer trifft vor allem diejenigen, die zurückbleiben“, weiß Stahl. Es sei wichtig für die Hinterbliebenen zu erkennen, dass nach dem Tod eines Angehörigen Zeit für den Abschied bleibt. „Man muss nicht in Hektik verfallen.“

Von Mundpflege bis zum Umgang mit Stimmungsschwankungen

Es werden praxisnahe Kenntnisse zu Themen wie einfühlsamer Mundpflege, Ernährung und Flüssigkeitszufuhr vermittelt. Dazu gehören beispielsweise der Einsatz winziger Pipetten oder Schwämmchen, um Flüssigkeit in den Mundraum zuzuführen. Im Kurs werden auch praktische Handgriffe behandelt, wie die Anwendung ätherischer Öle für belebende Wirkungen, sowie die Rolle von Musik.

Ein weiterer zentraler Aspekt ist der Umgang mit den Stimmungsschwankungen der Sterbenden, etwa wenn Verwirrung oder Unruhe und Depression auftreten. Die Teilnehmer erlernen, solche Momente ohne persönliche Betroffenheit zu bewältigen – es gehe nicht darum, es zu verstehen, sondern es zu akzeptieren, so Stahl. Ein nützlicher Tipp für die Begleitung Sterbender wird ebenfalls gegeben: Möchte man die Hand eines Sterbenden halten, empfiehlt es sich, die eigene Hand nicht über, sondern unter die des Sterbenden zu legen. Diese schlichte Geste gibt dem Sterbenden die Freiheit, die Hand zurückzuziehen, wenn es zu viel wird. Es sind diese subtilen Nuancen, die den Kurs besonders praxisorientiert gestalten.

Auch Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung im Fokus

Die Gespräche zwischen den Teilnehmern werden laut Stahl in den letzten Zügen des Kurses intensiver, wenn die Teilnehmer ihre Erfahrungen und Gedanken miteinander teilen. Auch die Themen Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung werden besprochen, um die Teilnehmer dazu zu ermutigen, sich darüber Gedanken zu machen.

Um den Bedarf an vertieften Informationen zu decken, werden den Teilnehmern Ressourcen und Dienste vorgestellt, die ihnen wertvolle Unterstützung bieten können. "Man muss nicht, kann sich aber helfen lassen. Es stehen professionelle sowie ehrenamtliche Hilfsangebote zur Verfügung", erklärt Stahl. Ein Beispiel hierfür sind Trauercafés. Im Umgang mit der Trauer betont Stahl nachdrücklich: „Es gibt keine starren Vorgaben dafür, wie Trauer auszusehen hat. Ob jemand einen Tag oder ein ganzes Jahr lang trauert – jeder geht seinen eigenen Weg.“ Der Tod und das Sterben sollten außerdem keine Tabuthemen sein. Kurt Stahl bringt es auf den Punkt: "Wir Menschen sind die einzige Spezies, die über den eigenen Tod reflektieren kann. Das ist sowohl ein Fluch als auch ein Segen." Das Ende des Lebens sollte seiner Meinung nach nicht als mysteriös oder unangenehm betrachtet werden, sondern als integraler Bestandteil des Lebenszyklus, dem sich jeder bewusst stellen kann und sollte.

Interessierten aus Bretten und der Region, zum Beispiel für eine konkrete Anmeldung und bei weiteren Fragen, steht Kurt Stahl gerne als Ansprechpartner zur Verfügung. Kontakt per Telefon unter 0173 658 1917 oder per E-Mail an stahl@asb-ka.de. Weitere Informationen auf www.asb-ka.de/erste-hilfe/letzte-hilfe-kurse.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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