„Streich-Aktion“ im Hohberghaus mit Spaß und Sinn – Jugendliche aus Tagesgruppe üben sich als Maler
„Ja, schön bis ganz nach oben und bis ganz nach unten walzen“, lobt Ingo Cebulla, gelernter Maler und Haustechniker im Hohberghaus Bretten, der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung des Badischen Landesvereins für Innere Mission. Geduldig und genau bringt er den Jugendlichen der Tagesgruppe 10 an einem kalten Tag im Frühjahr 2018 bei, worauf es beim Streichen ankommt. Diese „Streich-Aktion“ hat er zusammen mit Elisabeth Vogt, pädagogischer Mitarbeiterin, und Isabel Schleicher, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, organisiert, um den Jugendlichen das Maler-Handwerk zu zeigen.
Alle Möbel stehen in der Raum-Mitte und sind mit Folie bedeckt. Die Übergänge zu Fenstern und Leisten sind sorgfältig abgeklebt, der Boden mit Malervlies ausgelegt. Fünf Jugendliche, mit Walzen, Roller und Pinseln ausgestattet, streichen die hohen Wände des Gruppenraums. Konzentriert arbeitet der 12-jährige Andreas. Was er über das Anstreichen schon gelernt hat? Er führt vor, wie die große Walze funktioniert und ergänzt: „Man hört, wenn keine Farbe mehr drauf ist!“ Frau Vogt lobt auch die Streicharbeiten von Leon, 15 Jahre. Sie ruft ihm zu: „Top! Null gekleckert!“ Der Jugendliche berichtet nicht ohne Stolz, dass die Gruppe in zwei Tagen drei große Zimmer geschafft hat. Er wisse nun zum Beispiel, wie der Pinsel korrekt zu halten sei und wie man Farbe anmische. Ohnehin mache es Spaß, mit anzupacken, so Leon.
Eingebunden sein in Renovierungsarbeiten und sich deswegen auch nach der Aktion für ein ordentliches Aussehen der Gruppen-Räume verantwortlich fühlen – das war nur eines der pädagogischen Ziele hinter der Aktion. Frau Vogt erläutert: „Wir führen gerne Projekte durch, die die Jugendlichen stolz auf sich machen. Negative Erfahrungen bringen leider viele von ihnen mit, manche in große Mengen. Entscheidend ist dann, etwas Positives zu erleben. Außerdem macht das Streichen natürlich auch zukunftsfit für das eigene Leben.“ Berufsorientierung spiele bei einigen Jugendlichen gerade eine Rolle, deswegen sei das Ausprobieren eines Handwerks auch in dieser Hinsicht sinnvoll. Und zudem, so Frau Vogt, sei es „einfach eine tolle Ressource, dass ein Maler bei uns im Hohberghaus arbeitet. Das wollten wir nutzen.“
Die FSJlerin Isabel Schleicher meint dazu: „Die Anleitung ist wirklich professionell. Bei Freunden habe auch schon mal gestrichen, aber hier zeigt ein Experte, wie es richtig geht.“ Der „Lehrer“ ist seinerseits ebenfalls zufrieden mit den „Lehrlingen“. Er freue sich, wenn er „ein paar Tricks“ vermitteln könne, sagt Cebulla, zum Beispiel immer genügend Farbe zu verwenden.
Die Maler-Truppe der Tagesgruppe 10 kommt, wie es sich für fleißig Arbeitende gehört, nach der Arbeit zu einer stärkenden Mahlzeit am langen Tisch zusammen und blickt zufrieden auf das Tagwerk.
In den Tagesgruppen des Hohberghauses werden Kinder und Jugendliche durch eine auf sie abgestimmte Betreuung in der Entwicklung gefördert. Die Förderung in Tagesgruppen ist ein Angebot der teilstationären Jugendhilfe und umfasst die Betreuung am Nachmittag, also nach der Schule, und an einigen Tagen in den Schulferien (sogenannte Betreuungstage). Hausaufgabenzeit, Freizeitbetreuung, gruppenpädagogische Angebote und Elternarbeit sind die wichtigen Pfeiler bei dieser Unterstützungsform. Die Kinder und Jugendlichen der Tagesgruppen kehren abends zu ihren Familien zurück. Das Hohberghaus unterhält sechs solcher Tagesgruppen auf dem Gelände in Bretten sowie Außentagesgruppen in Niefern, Berghausen, Königsbach, Pforzheim und Birkenfeld. Denn für die Kinder und Jugendliche mit Unterstützungsbedarf ist es meistens am besten, wenn sie in ihrem gewohnten Lebensumfeld Hilfe erhalten.
Autor:Marina Mandery aus Bretten |
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