Blutdruck unter Kontrolle – Schlaganfallrisiko gesenkt

Schlaganfall ist noch immer eine unterschätzte Gefahr. | Foto: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
  • Schlaganfall ist noch immer eine unterschätzte Gefahr.
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270.000 Schlaganfälle zählt die Statistik jedes Jahr – alleine in Deutschland. Allen Schlaganfällen ist gemeinsam, dass sie aus heiterem Himmel kommen – und doch haben viele von ihnen eine lange Vorgeschichte: Stress, Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen, Vorerkrankungen. Viele der Risikofaktoren lassen sich beeinflussen und entschärfen.

Kraichgau (pm) Rund 70 Prozent aller Schlaganfälle gelten nach Angaben der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe als vermeidbar. Wie sich das persönliche Schlaganfall-Risiko senken lässt, dazu informierten Experten am Lesertelefon. Im Fokus standen dabei Bluthochdruck und Vorhofflimmern. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Nachlesen:

Ab welchem Wert spricht man von Bluthochdruck?

Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz: Bei einem gesunden Menschen liegt der Blutdruck bei etwa 120/80 mmHg. Von einem Bluthochdruck sprechen wir ab einem Wert von über 140/90 mmHg. Je nach Werten unterscheiden wir den Bluthochdruck zusätzlich in drei Schweregrade. Übrigens: Der höhere Wert gibt den Druck an, wenn sich die linke Herzkammer zusammenzieht, also der Blutdruck im Gefäß am höchsten ist, der niedrigere gibt den Druck in der Entspannungsphase der Herzkammern an.

Kann ich meinen Blutdruck selbst messen – und worauf muss ich dabei achten?

Dr. med. Christoph Kley: Messen Sie mit einem handelsüblichen Blutdruck-Messgerät einmal im Monat alle zwei Stunden, um ein Tagesprofil zu erstellen. Wenn der obere Wert 130 mmHg, der untere Wert 80 mmHg deutlich übersteigt: zum Hausarzt.

Was verursacht einen Bluthochdruck?

Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz: Alles, was die Gefäße in ihrer Funktion beeinflussen und schädigen kann: Übergewicht, Arteriosklerose, Bewegungsmangel, Diabetes mellitus, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen oder ein Schlaf-Apnoe-Syndrom spielen als Risikofaktoren eine große Rolle. Viele Risiken sind durch eine Änderung der Lebensgewohnheiten gut zu beeinflussen, das Alter und eine genetische Veranlagung sind es hingegen nicht. Umso wichtiger ist es, die beeinflussbaren Ursachen bestmöglich zu kontrollieren. In manchen Fällen ist der Bluthochdruck Folge einer anderen organischen Erkrankung – wir sprechen dann von einer sekundären Hypertonie.

Welche Rolle spielt die Ernährung für den Blutdruck?

Dr. Sportwiss. Bettina Begerow: Zum einen spielt eine gesunde Ernährung zur Gewichtsregulation eine entscheidende Rolle. Ein weiterer Punkt in diesem Kontext ist die Wahrnehmung für versteckte Salze, wie sie in vielen Fertiggerichten, Saucen, abgepackten Wurstwaren und Snacks vorkommen und einer entsprechenden Reduktion in der Aufnahme von Salzen. Einen zusätzlich positiven Effekt für die Herz-Kreislaufgesundheit erzielen Sie durch den Verzehr mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Alle diese Maßnahmen wirken sich mittelbar oder unmittelbar positiv auf den Blutdruck aus.

Ich habe in meinem Leben nie Sport gemacht. Jetzt soll ich für mehr Bewegung sorgen. Welche Sportarten kommen da infrage?

Dr. Sportwiss. Bettina Begerow: Studien belegen eindeutig die positive Wirkung von ausdauerbetonten Bewegungsformen. Damit sind zum Beispiel schnelles Gehen, Joggen, Schwimmen, Radfahren, Tanzen oder Skilanglauf gemeint. Wichtig ist, dass die körperliche Betätigung zu Ihren Vorerfahrungen, Ihrer persönlichen Neigung und Leistungsfähigkeit passt. Übrigens: Wer sich mit anderen zum Sport verabredet, besiegt den „inneren Schweinehund“ besser. Denn schließlich lässt man andere nicht gerne hängen…

Stressabbau, Ernährungsumstellung, Sport – ich weiß nicht, ob ich mein Leben so radikal umstellen kann…

Dr. med. Rüdiger Buschfort: Radikale Umstellungen von Ernährung oder Bewegung lassen sich oftmals schwer auf Dauer durchhalten. Mit kleinen Schritten einen Anfang machen, erscheint mir sinnvoller zu sein: Die Ernährung bewusst umstellen, aufs Gewicht achten, Bewegung und Sport so gut es geht in die täglichen Abläufe integrieren und nach Möglichkeit mit Spaß zur Routine werden lassen. Das klappt, hält den Körper fit und entspannt.

Kann ich bei einem erblich bedingten Bluthochdruck überhaupt etwas tun, um mein Risiko zu senken?

Dr. Sportwiss. Bettina Begerow: Man kann heute sehr differenziert untersuchen, welche Faktoren ursächlich für einen Bluthochdruck sind, um das Risikopotenzial genauer einzuordnen. Auf dieser Grundlage können wirkungsvolle Therapiemaßnahmen – medikamentöse sowie nicht- medikamentöse – erarbeitet werden. Unabhängig davon federt die Einstellung Ihres Blutdrucks auf normale Werte ihr genetisch erhöhtes Risiko ab und sollte daher unbedingt vorgenommen werden.

Was sind Anzeichen für ein Vorhofflimmern?

Dr. med. Jan Lokies: Typische Anzeichen sind Herzstolpern oder -rasen, Schwindel, Atemnot, Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Gelegentlich können Brustschmerzen, Beklemmungs- oder Angstgefühle auftreten. Bei älteren Patienten können die Symptome jedoch weniger ausgeprägt sein oder ganz fehlen – wir sprechen dann von einem asymptomatischen VHF.

Warum ist das Vorhofflimmern so gefährlich?

Dr. med. Jan Lokies: Je nach Ausprägung kann es zu erheblichen Einbußen in der Lebensqualität kommen. Betroffene können Aktivitäten wie Freizeitsport und sogar ihren normalen Alltag nur noch schwer meistern und geraten nicht selten in eine soziale Isolation. Gravierend sind auch die möglichen Folgeschäden eines VHF: Es ist zwar selbst nicht lebensbedrohlich, erhöht aber das Schlaganfall-Risiko um das Fünffache! Nicht selten wird ein VHF überhaupt erst entdeckt, nachdem es zu einem Schlaganfall gekommen ist. Durch eine Früherkennung lässt sich dieses Risiko wirksam entschärfen.

Wie wird es behandelt?

Dr. med. Jan Lokies: Damit sich keine Blutgerinnsel bilden, die zu einem Schlaganfall führen können, sorgen Tabletten für die Verdünnung des Blutes. Abhängig von der Diagnose können zusätzlich Medikamente für einen regelmäßigen Herzrhythmus und eine Normalisierung der Pulsfrequenz gegeben werden. Für wenige Patienten kommen hier auch alternative nichtmedikamentöse Verfahren infrage, zum Beispiel eine Katheterablation. Zusätzlich müssen etwaige Grunderkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder andere Herzerkrankungen behandelt werden. Ein Grundpfeiler jeder Therapie ist jedoch eine herzgesunde Lebensweise – mit entsprechender Ernährung und Bewegung.

An wen wende ich mich, um mein persönliches Schlaganfall-Risiko untersuchen zu lassen?

Dr. med. Christoph Kley: An einen Facharzt für Neurologie oder Innere Medizin in Ihrer Nähe. Hier können die notwendigen Untersuchungen, insbesondere eine Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße zum Gehirn, durchgeführt werden.

Ich habe bereits einen Schlaganfall erlitten, doch die Ursache wurde nicht gefunden. Auf was sollte ich besonders achten?

Dr. med. Rüdiger Buschfort: Vor allem sollten Sie auf die bekannten Gefäß-Risikofaktoren und frühe Anzeichen eines erneuten Schlaganfalls achten, also auf akut auftretendes Schwäche-, Lähmungs- oder Taubheitsgefühl auf einer Körperseite, Seh-, Sprachstörungen oder Schwindel. Zusätzlich kann es hilfreich sein, nochmals in die Abklärung der Ursachen einzusteigen. Neuere Techniken in der Kardiologie, sogenannte Eventrekorder, erlauben zur Identifizierung von Herzrhythmusstörungen die Aufzeichnung auch über einen längeren Zeitraum. Dazu ist zwar ein kleiner Eingriff erforderlich, aber diese Maßnahme kann die Abklärungssicherheit erhöhen.

Ich nehme einen Betablocker zur Blutdrucksenkung und treibe gleichzeitig Ausdauersport. Worauf muss ich achten?

Priv.-Doz. Dr. med. Elmar Busch: Weil Betablocker Herztätigkeit und Blutdruck begrenzen, können sie die Leistung im Spitzenbereich mindern. Sie sollten deshalb darauf achten, Blutdruck und Herzfrequenz immer wieder auch unter Belastung zu messen. Besprechen Sie Auffälligkeiten mit Ihrem behandelnden Arzt.

Meine Blutfettwerte sind erhöht – welche Auswirkungen hat das auf mein Schlaganfall-Risiko?

Priv.-Doz. Dr. med. Elmar Busch: Entscheidend ist das so genannte LDL-Cholesterin: Ist es erhöht, steigt das Risiko für eine Arteriosklerose und damit für Schlaganfall und Herzinfarkt. Das LDL sollte je nach Risikoeinteilung in einem bestimmten Zielbereich gehalten werden, bei einer bestehenden Arteriosklerose beispielsweise unter 100 mg/dl. Mit einer Diät allein ist das nicht zu schaffen, weshalb Fettsenker – so genannte Statine – eingesetzt werden, um die Gefäßwände zu schützen.

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Kraichgau News aus Bretten

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