Deutscher Lebertag 2019 - Keine Symptome, keine Schmerzen und trotzdem schwer krank?
Worauf es bei der Früherkennung von Lebererkrankungen ankommt
Sie ist das größte innere Organ des Menschen, verrichtet ständig Schwerstarbeit, um den Körper zu entgiften und mit wichtigen Stoffen zu versorgen: die Leber. Als Hochleistungs-Chemiefabrik ist sie an vielen lebenswichtigen Körperfunktionen beteiligt ist, zum Beispiel der Verdauung, der Blutgerinnung oder der Hormonproduktion. Ihren Dienst verrichtet sie still und unbemerkt – selbst wenn sie erkrankt, sendet sie häufig keine Schmerzsignale aus. Die Folge: Lebererkrankungen werden zu oft erst erkannt, wenn sie schon fortgeschritten sind und die Leber auf Dauer geschädigt ist. Dabei lassen sich Leberentzündungen oder eine Fettleber in der Regel besser behandeln, wenn sie frühzeitig entdeckt werden. Dann genügen meist Umstellungen in den Lebensgewohnheiten, um Folgeerkrankungen wie eine Leberzirrhose oder Leberkrebs zu verhindern. Wie man seine Lebergesundheit im Blick behält und worauf es bei der Früherkennung ankommt, dazu informieren Expertinnen und Expertinnen des Lebervorsorgeprogramms SEAL der Universitätskliniken Mainz und des Saarlands anlässlich des Deutschen Lebertags 2019.
Trügerische Sicherheit
Im Gegensatz zu Herz, Lunge oder Magen-Darm-Trakt gerät die Leber – trotz ihrer Größe und Bedeutung für unsere Gesundheit – leicht in Vergessenheit. Der Grund liegt in einer Besonderheit der Leber: Sie sendet keine Schmerzsignale aus, wenn ihre komplexen Prozesse durch eine Erkrankung gestört werden. Wer keine Beschwerden verspürt, kann trotzdem erkrankt sein. Hinzu kommt: Typische Symptome von Lebererkrankungen äußern sich eher unspezifisch. Wer denkt bei Müdigkeit, Appetitlosigkeit, übermäßigem Schwitzen oder Juckreiz zum Beispiel an eine Virus-Hepatitis oder eine Fettleber? Wird eine erkrankte Leber jedoch nicht entdeckt und behandelt, schreitet die Erkrankung fort. Die chronische Entzündung einer Leber aufgrund einer Virusinfektion oder Fettleber kann zu einer Vernarbung des Lebergewebes führen – der so genannten Leberzirrhose. Die Leber verliert ihre Entgiftungs- und Stoffwechselfunktion und verursacht unter anderem Schäden an der Blutgerinnung und Nierenfunktion. Mit fortschreitender Schädigung der Leber steigt zudem das Risiko, an Leberkrebs zu erkranken.
Lifestyle-Krankheit Fettleber
Neben den durch Viren hervorgerufenen Formen der Hepatitis spielt die Fettleber eine besondere Rolle bei der Zunahme der Lebererkrankungen. Alarmierend ist vor allem die Zahl von Nichtalkoholischen Fettlebererkrankungen: Weltweit sind nach Angaben der Gastro-Liga e.V. 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung betroffen . Die Erkrankung ist eine Folge des so genannten Metabolischen Syndroms, unter dem man starkes Übergewicht mit bauchbetonter Fetteinlagerung, Bluthochdruck, einen erhöhten Blutzuckerspiegel und einen gestörten Fettstoffwechsel zusammenfasst. Da diese Faktoren meist auf einen Lebensstil mit wenig Bewegung und Über- oder Fehlernährung zurückgehen, werden sie auch als Wohlstandkrankheiten bezeichnet. Besorgnis erregend ist die Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen: Mehr als ein Drittel der übergewichtigen Kinder entwickelt nach Angaben der Deutschen Leberstiftung eine Nichtalkoholische Fettleber. Früherkennung und frühzeitige Behandlung sind deshalb wichtige Themen in allen Altersgruppen.
Erkennen, was sich nicht bemerkbar macht?
Wie notwendig eine systematische Früherkennung von Lebererkrankungen ist, zeigen Zahlen des vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderten Lebervorsorge-Programms SEAL der Universitätskliniken Mainz und des Saarlands in Zusammenarbeit mit der AOK: Die Rate der durch Leberzirrhose verursachten Todesfälle hat sich in den vergangenen 25 Jahren verdoppelt . Und nur bei jedem vierten Patienten wird eine Leberzirrhose bereits im Frühstadium diagnostiziert. Schreitet die Erkrankung weiter unbehandelt fort, bleibt vielen Betroffenen am Ende nur noch die Hoffnung auf eine Lebertransplantation. Abhilfe kann die frühzeitige Überprüfung von Leberwerten bringen, zum Beispiel im Rahmen regelmäßiger Gesundheits-Checks. Als Pilotprojekt untersucht das SEAL-Programm, in wie weit eine Überprüfung der Leberwerte durch den Hausarzt dabei hilft, Lebererkrankungen früher zu erkennen und wirksam zu behandeln.
Expertenrat für die Lebergesundheit
Wer ist besonders gefährdet, an einer Hepatitis oder Fettleber zu erkranken? Welche Anzeichen deuten auf eine geschädigte Leber hin? Gibt es so etwas wie einen Risiko-Test? An wen wende ich mich, wenn ich meine Leberwerte untersuchen lassen will – und wie läuft die Untersuchung ab? Warum werden Leberwerte nicht automatisch beim Check-up 35 ermittelt? Was bedeuten Leberwerte wie Gamma-GT, GOT oder GPT? Wie oft sollten Leberwerte gecheckt werden? Wie geht es weiter, wenn Werte erhöht sind?
Alles rund um die Früherkennung, Diagnose und Behandlung von Lebererkrankungen erfahren Sie bei den Expertinnen und Experten am Lesertelefon anlässlich des Deutschen Lebertags 2019:
• Univ.-Prof. Dr. med. Peter R. Galle; Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologe, Hepatologe, Gesamt-Projektleiter des SEAL-Programms, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz
• Univ.-Prof. Dr. med. Frank Lammert; Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, Projektleiter des SEAL-Programms im Saarland, Direktor der Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes
• Dr. med. Michael Nagel; Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Projektleiter des SEAL-Programms, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz
• Priv.-Doz. Dr. med. Jörn M. Schattenberg; Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Gastroenterologie und Hepatologie, Zusatzbezeichnung Infektiologie, Oberarzt an der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz
• Dr. med. Matthias Reichert; Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes
• Dr. med. Marc Nguyen-Tat; Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, Leitender Oberarzt an der Medizinischen Klinik II, Klinikum Osnabrück, ehemaliger Leiter des SEAL-Programms
• Dr. med. Markus Casper; Facharzt für Innere Medizin, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes
Sie haben Fragen? Rufen Sie an! Am Donnerstag, den 21. November zwischen 16 und 19 Uhr. Der Anruf unter 0800 – 2 811 811 ist aus allen deutschen Netzen gebührenfrei.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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