Bäume veredeln ist Königsdisziplin

Günter Kolb erklärt und führt vor, wie es geht
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Es ist einfach super, wenn man das Veredeln beherrscht. Manchmal trägt ein Baum nicht die gewünschte Sorte, dann kann man dafür sorgen, dass sich dieses ändert. Auf dem Gelände des Obstsortenparadieses in Gölshausen standen mehrere Bäume zum Veredeln an. Am vergangenen Samstag war es soweit, der richtige Zeitpunkt war gekommen. Veredeln ist keine Kunst und schon gar keine Erfindung der Neuzeit, gilt jedoch auch als Königsdisziplin, auf jeden Fall gilt es, ein paar wichtige Dinge zu beachten. Zunächst ist es wichtig, dass die Edelreiser rechtzeitig in der Vegetationsruhe, etwa im Dezember geschnitten werden. Es muss sich um ausgereifte einjährige Triebe handeln, die etwa bleistiftstark und 60 bis 80 cm lang sein sollten. Für die Aufbewahrung benötigt man einen geeigneten Platz (dunkler kühler Keller mit "gewachsenem Boden"). Dort werden die Reiser gebündelt und beschriftet etwa 10 cm in feuchten Sand gesteckt. Auf gar keinen Fall dürfen die Reiser vorzeitig austreiben. Beim Anschneiden sollte man den Eindruck haben, als ob die Reiser gestern geschnitten worden wären. Vor dem eigentlichen Veredelungstermin können die Reiser über Nacht ins Wasser gestellt werden. Für Anfänger empfiehlt es sich, mit Äpfeln zu beginnen, diese wachsen im Gegensatz zu Steinobst leichter an. Bevor man veredeln kann, wird die Krone abgeworfen, hierbei ist es wichtig, die geeigneten Stellen auszuwählen, sogenannte Zugäste sollen stehen bleiben. Die Wunde wird mit einem scharfen Messer glattgeschnitten, anschließend wird an einem Edelreis der sogenannte Kopulationsschnitt ausgeführt. Dazu schneidet man in einem Zug eine schräge Schnittfläche, deren Länge etwa dem sechsfachen Durchmesser des Edelreises entspricht. Beim sogenannten verbesserten Pfropfen wird zusätzlich im rechten Winkel ein flacher Zusatzschnitt angebracht. Danach fügt man das auf zwei Augen eigekürzte Edelreis hinter die Rinde ein. Stärke und Lage des Pfropfkopfes bestimmen die Anzahl und die Stellung der Edelreiser. Auf einer stärkeren und senkrechten Unterlage können die Edelreiser beliebig angebracht werden, auf einer schrägen, stärkeren Unterlage werden zwei Reiser gegenüberliegend, auf einer schwächeren wird nur ein Reis an der Oberseite aufveredelt. Anschließend wird das Edelreis mit einem speziellen Kunststoffband fest umwickelt und mit einem speziellen, für die Veredlung geeigneten Wachs verstrichen, damit keinerlei Feuchtigkeit eindringen kann.
Nach ein paar Wochen sollte sich der Erfolg in Form eines Neuaustriebs am Edelreis zeigen. Der 1. Vorsitzende des NABU Bretten, Norbert Fleischer hatte für die Veredlungsaktion den 1. Vorsitzenden des Bezirks- Obst- und Gartenbauverein Bruchsal, Günter Kolb eingeladen. Dieser hat den Anwesenden ausführlich gezeigt, wie es handwerklich geht. Unter anderem wurden Bayerische Weinbirne, Spielberger Wieslesapfel, Sonnenwirtsapfel, Roter Stettiner, Nägelesbirne und Stuttgarter Geißhirtle aufveredelt. Auch Benno Bechtold aus Bretten-Bauerbach hat es sich nicht nehmen lassen, als "erfahrener Obstbaupapst" mit von der Partie zu sein. Auf keinen Fall darf man vergessen, den Wundverband zu lösen, sobald die Edelreiser mit der Unterlage verwachsen sind oder eine deutliche Einschnürung zu erkennen ist. Mit einem Längsschnitt durch die Befestigung wird der Verband gelöst.

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Diese Gruppe hat sich das Veredeln angeschaut (sitzend: Benno Bechtold)
Autor:

Günter Kolb aus Region

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