Schlossgarten Schwetzingen schlägt Alarm
Verheerende Schäden in historischen Gärten zeichnen sich ab
Region (kn) Es sieht nicht gut aus für die historischen Gärten: Das ist in diesem Jahr bereits mit dem Ende des Frühlings das Fazit der Fachleute aus den großen Gärten. 2019 hatten sich die Parks bundesweit mit der Hiobsbotschaft an die Öffentlichkeit gewandt, dass in weiten Bereichen die alten Baumriesen sterben. Der Grund: Die zunehmende Trockenheit, verbunden mit einer anhaltenden Folge von immer wärmeren Sommern, überfordert den überlieferten Baumbestand. 2020 nun wird die Situation noch früher bedrängend als im Vorjahr und die großen historischen Landschaftsgärten müssen schon im Frühjahr auf Bewässerung zurückgreifen. Auf diese akute Gefahr für den Bestand der historischen Gartenkunstwerke weist unter anderem der Verein Schlösser und Gärten Deutschland hin.
Der Klimawandel betrifft historische Gärten in ganz Deutschland
Im Sommer 2019 war es erstmals auch für Laien sichtbar, dass sich in den großen historischen Gärten etwas dramatisch zum Schlechteren verändert: Dürre Äste und schütter belaubte Baumkronen unterbrachen immer deutlicher das ansonsten üppige Grün. Betroffen waren vor allem die Landschaftsgärten mit ihrem alten Baumbestand. Für die Gartenverwaltungen bedeuten die Schäden enormen Aufwand. Die Sicherung der Wege und der Schutz der Gäste vor Astbruch und stürzenden Bäumen wird immer aufwändiger. Die Schäden betreffen Gärten in ganz Deutschland. Auch wenn in weiten Teilen des Landes der März relativ regenreich war: Die Niederschlagsmengen, die derzeit fallen, sind zu gering. Um das Erscheinungsbild der großen Gartenkunstwerke für künftige Generationen zu retten, müssten ganz neue Konzepte überlegt entwickelt werden, erklärt dazu das Initiativbündnis „Historische Gärten im Klimawandel“.
Datenvergleich zeigt dramatische Veränderung im Detail
Um das Maß der Veränderung gegen frühere Jahre zu verstehen, haben die Fachleute für den Schlossgarten Schwetzingen Daten der letzten 80 Jahre analysiert. Und es zeigte sich eine deutliche Veränderung. Von 1965 bis 2002 waren nur 15 Prozent der Jahre trockener als der langjährige Durchschnitt; gegenwärtig sind es 40 Prozent. Der April 2020, der Monat, in dem für die Buchen und Eichen die Vegetationsperiode beginnt, war außergewöhnlich trocken. Lediglich 1,8 Liter Regen fielen pro Quadratmeter. Der Durchschnittswert im April aber wären 46 Liter, mehr als das 25-fache der diesjährigen Regenmenge.
Zur Trockenheit kommt die Hitze
Zur Trockenheit kommt die zunehmende Hitze. Insbesondere in den Sommermonaten setzt die Hitze die schon durch den Wassermangel geschädigten Bäume unter enormen Stress. Waren von 1941 bis 2002 nur 13 Prozent der Jahre wärmer als der langjährige Durchschnitt, sind seit 2003 fast die Hälfte der Jahre, 47 Prozent, wärmer. Und noch deutlicher: Im Sommer sind nun 25 Prozent der Jahre sehr warm gegenüber lediglich drei bis vier Prozent der Jahre früher. „Das Ergebnis dieser Datenanalyse ist von erschütternder Deutlichkeit und es stützt die Beobachtungen der letzten Zeit“ erklärt Michael Hörrmann, Vorsitzender des Vereins Schlösser und Gärten Deutschland.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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