Schulsozialarbeit an Kraichgau-Gemeinschaftsschule
"Viele Kinder haben keinen Ansprechpartner in Familie und Freundeskreis"

Die Schulsozialarbeit hat an der Kraichgau-Gemeinschaftsschule einen hohen Stellenwert. | Foto: archiv
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Gondelsheim (kn) Vier bis fünf Gespräche führt die Schulsozialarbeiterin Linda Gasmi täglich an der Kraichgau-Gemeinschaftsschule Gondelsheim – an ruhigen Tagen. "Häufig reiht sich jedoch ein Gesprächstermin von 7.30 bis 15.10 Uhr nahtlos an den nächsten", berichtet sie aus der täglichen Praxis. Meist suchen eine oder einer der 430 Schülerinnen und Schüler Rat und Hilfe bei ihr, mitunter sind es auch die Lehrer beziehungsweise die Eltern.

"Bedarf an Schulsozialarbeit ist groß"

"Der Bedarf an Schulsozialarbeit ist groß", so Gasmi. Groß auch die Themenvielfalt, mit der sie konfrontiert ist. Verbale und mitunter handgreifliche Konflikte zwischen den Schülerinnen und Schülern, Hänseleien bis hin zum Mobbing, Probleme mit den Eltern sowie auch Fälle von Verwahrlosung bei Kindern. "Gut, dass wir vor einiger Zeit die halbe Stelle für Schulsozialarbeit in eine Vollzeitstelle umgewandelt haben", sagt Bürgermeister Markus Rupp und ergänzt: "Schulsozialarbeit ergänzt und unterstützt die Arbeit der Lehrer." Gondelsheim gehöre zu den Pionieren der Schulsozialarbeit. Bereits im Jahre 2000 fasste der Gemeinderat einen entsprechenden Beschluss zu deren Einführung.

"Beleidigungen und Schimpfwörter gehören zum Standardrepertoire"

Ein Jahr ist Gasmi nun an der Gondelsheimer Schule aktiv und es sind drei Themen, die sie seither positiv wie negativ überrascht haben. "Das große Vertrauen der Schülerinnen und Schüler freut mich besonders. Die meisten kommen von sich aus auf mich zu und bitten um ein Gespräch", berichtet die Schulsozialarbeiterin. Vergleichbares gelte auch für das Verhältnis zur Lehrerschaft. "Solch ein vertrauensvoller Umgang und ein kollegiales Miteinander kenne ich von anderen Schulen nicht", führt sie weiter aus. Erschreckend hingegen findet sie, dass viele Kinder anscheinend keinen Ansprechpartner in Familie oder Freundeskreis haben, mit denen sie ihre Sorgen und Nöte austauschen können. Sind es doch häufig alltägliche Probleme, mit denen sie sich an sie wenden: "Da übernehme ich dann so was wie die Mama- beziehungsweise Freundinnen-Rolle."  Auffällig ist für Gasmi ebenso der sprachliche Umgang unter den Schülern. Beleidigungen und Schimpfwörter gehören zum Standardrepertoire und das bereits in den unteren Klassen. "Häufig heißt es dann, ist doch nicht so gemeint. Aber hin und wieder eskaliert dann ein solcher Streit", beschreibt sie die Problematik.

"Ich wandele auf einem schmalen Grat"

Immer wieder kommen auch Lehrinnen und Lehrer mit der Bitte um Unterstützung auf sie zu. Nachlassende schulische Leistungen, Konflikte in den Klassen oder Verwahrlosung einzelner Schüler sind dafür der Anlass.  Letzteres manifestiert sich unter anderem im äußeren Erscheinungsbild, in fettigen Haaren und dass ein Kind immer dieselben Kleider trägt. "Das hat ja Gründe und die gilt es herauszufinden", so Gasmi. In solchen gravierenden Fällen wandelt sie auf einem schmalen Grat und steht vor der Frage, wann ist es notwendig, das Jugendamt hinzuzuziehen. Umso erfreulicher sei es, wenn sich Eltern im Nachgang für die Unterstützung bedankten und eine positive Entwicklung sichtbar sei. Gasmi spricht von rund einem halben Dutzend an Schülerinnen und Schülern, die häufig Probleme bereiten und von knapp zehn, die jede Woche zum Gespräch kommen.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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