Gerichtsmedizin in Heidelberg eingeschaltet
Neue Erkenntnisse zu Knochenfund in Bretten

Foto: bea
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Bretten (bea) Donnerstagabend, kurz nach 22 Uhr. Das Handy klingelt. Ein bekannter Brettener Bürger ruft an. Bereits vor mehreren Wochen hatte er sich bei der Redaktion der Brettener Woche gemeldet. Damals berichtete er über einen mysteriösen Knochenfund auf einer Baustelle in der Weißhoferstraße in Bretten (wir berichteten). Inzwischen, so sagt er, hat er etwas Neues erfahren: weitere Knochen sollen auf der Baustelle gefunden worden sein. Der erste Ansprechpartner ist am nächsten Morgen die Staatsanwaltschaft in Karlsruhe. Dort bestätigt der zuständige Staatsanwalt, dass mittlerweile vier Funde vorliegen. Die Untersuchungen dauerten allerdings noch an, daher könnten noch keine Ergebnisse bekannt gegeben werden, heißt es. Dennoch gehe man davon aus, dass es sich um menschliche Knochen handele, so der Staatsanwalt. Nun müsse noch das Alter der Knochen bestimmt werden.

Knochen wurde offenbar schon einmal gefunden

Beim Landesamt für Denkmalpflege ist währenddessen niemand zu erreichen. Die Pressestelle bittet um Verständnis, da alle Mitarbeiter im Außendienst tätig oder im Urlaub seien. Am darauffolgenden Tag meldet sich die Pressesprecherin zurück. Am Vortag sei ein Techniker der Denkmalpflege auf der Baustelle in Bretten gewesen. Zu diesem Zeitpunkt war in der Baugrube nur ein Knochen gefunden worden. Dieser sei anscheinend bereits beim Bau des Hauses in den 1950er und 60er Jahren zutage gekommen und mit dem übrigen Abraum wieder zurück in die Baugrube gelangt. Nun sei das Haus abgebrochen und der Knochen bei den Arbeiten erneut gefunden worden. Ursprünglich sei er also bereits vor etwa 60 Jahren gefunden worden, so die Pressesprecherin. Was die weiteren aufgefundenen Knochen anbelangt, stehen weitere Untersuchung aus.

Baugrundstück auf Areal einer mittelalterlichen Wüstung

Zwar befinde sich das Baugrundstück auf dem Areal einer mittelalterlichen Wüstung (Anm. d. Red.: eine aufgegebene Siedlung), doch der Knochen könnte genauso gut zu einem weitaus jüngeren, also neuzeitlichen Individuum gehören, heißt es aus dem Regierungspräsidium. Das müsse jedoch die Staatsanwaltschaft verfolgen. Daher befinde sich der Knochen zur Beurteilung im Gerichtsmedizinischen Institut in Heidelberg. Die Ergebnisse würden der Polizei mitgeteilt. Archäologische Befunde oder Funde konnten auf der Baustelle bislang nicht gemacht werden. Für die Archäologie gebe es daher keinen Handlungsbedarf, so die Pressesprecherin.

Bei der Weißhofer Mühle stand einst ein Scharfrichterhaus

Inzwischen wurde die Brettener Woche/kraichgau.news darauf hingewiesen, dass in nächster Nähe zur heutigen Baustelle neben der Weißhofer Mühle einst ein Scharfrichterhaus gestanden hat. Dieses sei auf einer Karte von 1740 eingezeichnet, sagt Stadtarchivar Alexander Kipphan. Die dazugehörige Richtstätte sei am Hohberg gewesen. Doch der Scharfrichter habe außerhalb der Brettener Stadtmauern leben und auch neben den offiziellen Hinrichtungen "manch andere Sache erledigen müsen", so Kipphan. Wenn die gefundenen Knochen ein Alter von über 300 Jahren aufweisen würden, würden sie in diese Zeit hineinpassen. Daher warte auch er gespannt auf die Ergebnisse der offiziellen Untersuchung der Staatsanwaltschaft.

Grabfeld "Am Husarenbaum"

Inzwischen war aus dem Amt für Denkmalpflege zu erfahren, dass in Bretten ein Grabfeld "Am Husarenbaum" bekannt sei. Dort habe es auch archäologisch interessante Funde gegeben. Weißhofen selbst sei eine alte Wüstung aus der Merowingerzeit (vom fünften Jahrhundert bis 751). Ebenfalls gebe es Pestgräber und Gräber aus der Belagerung 1504 bei Weißhofen. Daher sei das Gelände auch als sogenannte Prüffallfläche eingestuft. So habe das Amt für Denkmalpflege auch einen Mechanismus im Vorfeld eines Baus, um einen größeren Zufallsfund auszuschließen. Bereits beim Bau des Edith-Stein-Gymnasiums wurden Knochen in der Erde gefunden.

Foto: bea
Dieser Knochen ist auf einer Baustelle in Bretten gefunden worden. Er ist nun Gegenstand weiterer Untersuchungen. bea | Foto: Bea
Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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