DRK plant Lehrrettungswache auf Diedelsheimer Höhe
Neue Rettungswache in Bretten soll 2025 kommen

Auf diesem Grundstück zwischen dem Heimtierfachgeschäft "Fressnapf" und dem "Kaufland"-Parkplatz soll die neue Rettungswache des DRK-Kreisverbandes Karlsruhe entstehen. Foto: hk
  • Auf diesem Grundstück zwischen dem Heimtierfachgeschäft "Fressnapf" und dem "Kaufland"-Parkplatz soll die neue Rettungswache des DRK-Kreisverbandes Karlsruhe entstehen. Foto: hk
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Bretten (hk) Sie wird kommen – und auch schon im Jahr 2025: Die neue Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Kreisverband Karlsruhe, in der Melanchthonstadt. Bei einer Informationsveranstaltung der Wählerinitiative „die aktiven“ am Dienstag, 28. Mai, im Diedelsheimer Dorfgemeinschaftshaus bestätigte Maximilian Kässinger, stellvertretender Rettungsdienstleiter des DRK-Kreisverbandes, die Pläne. „Das bestehende Gebäude am Breitenbachweg ist nicht mehr zeitgemäß“, erklärte er die Hintergründe.

Das Bauvorhaben sehe vor, auf einer Grundstücksfläche von 2.600 Quadratmetern auf der Diedelsheimer Höhe eine Rettungswache mit Fahrzeughalle zu errichten. Derzeit befinde sich der DRK-Kreisverband in der Phase der Vertragsgestaltung. „Für uns stehen die Pläne jedoch fest. Aus unserer Sicht kommt die Rettungswache“, zeigte sich Kässinger überzeugt. Ende 2025 soll die neue Rettungswache stehen, sofern alle bürokratischen Hürden rechtzeitig genommen werden. "Tagesaktuell" erwarte man, alle notwendigen Unterschriften beisammen zu haben. „Die Bauzeit an sich ist weniger das Problem“, erklärte er. Die Herausforderung liege vielmehr in den notwendigen Formalitäten, zumal auch das Regierungspräsidium involviert sei. Das Investitionsvolumen bewege sich im einstelligen Millionenbereich. Laut Kässinger wurde die Firma Harsch, der auch das Grundstück gehört, mit der Ausführung beauftragt.

Verbesserte Notarztversorgung und Lehrrettungswache geplant

Die neue Rettungswache werde darauf ausgelegt sein, als Lehrrettungswache zu fungieren. Entsprechende Seminarräume beziehungsweise einen Lehrsaal werde es daher auch künftig auf der Diedelsheimer Höhe geben. Im gesamten Kreisverband gibt es laut Kässinger bisher nur eine weitere Lehrrettungswache und zwar in Bruchsal. Diese sei jedoch aufgrund der gestiegenen Zahl der Auszubildenden nicht mehr ausreichend. Den Standort der neuen Rettungswache bezeichnete Kässinger als "verkehrstechnisch wunderbar gelegen". Auf der Diedelsheimer Höhe sei es möglich, den Versorgungsbereich innerhalb von neun Minuten deutlich zu erweitern.

Ein wichtiger Bestandteil der neuen Struktur werde die Verlegung des Notarzteinsatzfahrzeuges mit Notarzt von der Rechbergklinik zur Rettungswache sein. Bisher fährt der Notarzt von der Klinik aus zu den Einsätzen. "Die Kliniken sind gesetzlich verpflichtet, uns den Notarzt zur Verfügung zu stellen, aber es wird immer schwieriger, dieser Verpflichtung nachzukommen", sagte Kässinger.

Dies sei jedoch nicht als Kritik an den Kliniken zu verstehen, erklärte er. Die Kliniken selbst hätten mit erheblichen Personalengpässen zu kämpfen. In den einsatzfreien Zeiten ist der Notarzt in den Klinikbetrieb eingebunden. Erfahrungen aus einer ähnlichen Umstrukturierung in Kronau hätten gezeigt, dass die Ausrückzeiten des Notarztes erheblich verbessert werden, wenn dieser direkt vor Ort in der Rettungswache stationiert ist. Für Bretten bedeutet dies, dass der Notarzt zukünftig seinen Dienst in der Rettungswache beginnen und beenden wird.

Umfassende Infrastruktur und "Wohlfühlbereiche" für Einsatzkräfte

Zur Ausstattung der neuen Fahrzeughalle gehören unter anderem ein Ersatzteillager für die Fahrzeuge, ein medizinisches Lager für Verbrauchsmaterial, ein Technikraum für die Wartung und Pflege der Ausrüstung, ein Bereich für die Fahrzeugaufbereitung nach jedem Einsatz und auch ein Sauerstofflager wird es geben. Angrenzend an die Fahrzeughalle befindet sich der Schleusenbereich, der in zwei Zonen unterteilt ist. Nach einem Einsatz betreten die Einsatzkräfte zunächst den „schwarzen“ Bereich. Hier besteht die Möglichkeit, sich zu reinigen und zu desinfizieren, um mögliche Kontaminationen zu beseitigen. In diesem Bereich befinden sich auch Toiletten und Duschen. Erst nach diesem Reinigungsprozess sollen die Einsatzkräfte den „weißen“ Bereich betreten dürfen, wie Kässinger erklärte. Dieser Bereich dient auch der allgemeinen Körperpflege, beispielsweise nach dem Dienst oder für diejenigen, die mit dem Fahrrad zur Rettungswache kommen, und zum Anziehen frischer Dienstkleidung. Zu den Sozialräumen gehören Ruheräume sowie Aufenthaltsräume mit Küche. Ein Büro für die Rettungswachenleitung und ein EDV-Raum für die Einsatzdokumentation sind ebenfalls vorgesehen.

Anders als oft dargestellt, seien die Rettungskräfte nur selten auf der Wache. Die meiste Zeit verbringen sie laut Kässinger im Einsatz, unterwegs zu den Patienten und von Einsatzort zu Einsatzort. Die Vorstellung, dass sie auf der Wache sitzen und auf den nächsten Notruf warten, sei weit von der Realität entfernt. Umso wichtiger sei es, dass die Wache, auch in den wenigen Stunden, in denen die Einsatzkräfte dort sind, ein Ort ist, an dem man sich wohlfühlen kann.

Autarke Stromversorgung und E-Ladestationen

Während normalerweise Notstromaggregate das Rückgrat bei Stromausfällen bilden, soll in der neuen Rettungswache ein anderer Weg beschritten werden: Die Stromversorgung über eine Photovoltaikanlage ist laut Kässinger so ausgelegt, dass die Wache bis zu sieben Tage autark ist. Zusätzlich sollen E-Ladestationen installiert werden. Das warf die Frage auf, wann ein Rettungswagen mit Elektroantrieb in Dienst gestellt wird. Kässinger erklärte, dass die technische Umstellung auf Elektrofahrzeuge weniger das Problem sei – Elektro-RTW seien bereits auf dem Markt. Die eigentliche Herausforderung liege in der Infrastruktur: Derzeit fehle es an Möglichkeiten, die Fahrzeuge zuverlässig aufzuladen. In der Anfangsphase der Planung war laut Kässinger noch eine gemeinsame Nutzung mit dem DRK-Ortsverein Bretten angedacht. Diese Idee wurde jedoch verworfen, als sich herausstellte, dass die Bedürfnisse der beiden Organisationen doch so unterschiedlich waren, dass eine Trennung des Projektes notwendig wurde. Grundlage für die Finanzierung des Neubaus sei eine Förderung durch das Land Baden-Württemberg. Diese Förderung stelle den Rettungsdienst jedoch vor die Herausforderung, die einzelnen Nutzungen klar voneinander zu trennen. Da jedoch nicht alle Räume gemeinsam mit dem DRK-Ortsverein genutzt werden können, würde dies im Umkehrschluss zu Problemen mit der Förderberechtigung führen.

Die Bedeutung der Ortsvereine will Kässinger nicht in Frage stellen. Der Kreisverband sei sich der wertvollen Arbeit der Ortsvereine bewusst. Auch in Bretten besetzen die Ortsvereine mittlerweile Notfallhilfen und entsenden ihre ehrenamtlichen Helfer zu den Einsatzorten, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes mit der lebenswichtigen Erstversorgung zu überbrücken.

Kein Bedarf für Hubschrauberlandeplatz

Eines stellte Kässinger auch klar: Für das Rettungspersonal bedeute jedes fehlende Krankenhaus ein "Riesenproblem". Die Notaufnahmen seien chronisch überlastet. Dies führe dazu, dass Rettungsteams zum Teil verzweifelt versuchten, bei Einsätzen freie Kapazitäten in den verbleibenden Kliniken zu finden.

Eine klare Absage erteilte Kässinger indes einem Hubschrauberlandeplatz in Bretten. In der öffentlichen Wahrnehmung werde der Hubschrauber oft als schnelles Transportmittel für Patienten gesehen. In der Praxis diene der Hubschrauber jedoch in erster Linie als Zubringer für Notärzte. Der eigentliche Patiententransport finde in der Regel weiterhin mit dem Rettungswagen statt. Vor diesem Hintergrund sei die Anregung, einen Hubschrauberlandeplatz an einer Rettungswache zu errichten, auch aus Sicht des Rettungsdienstes wenig sinnvoll.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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