Vortrag in der Vogtey am 17. November
Berliner Kunsthistoriker über „Das Ende der ritterlichen Welt“

Der Berliner Kunsthistoriker Bernd Neuhaus ist am 17. November in Bretten. | Foto: privat
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Bretten (red) Was verbinden wir in unserer Vorstellung mit Rittern? Wohl Rüstung, Schwert, Pferd und Burg. Ritter gehören ins Mittelalter. Diese Epoche erstreckt sich immerhin über 1000 Jahre, wenn man sie von etwa 500 – 1500 datieren möchte. In so einer langen Epoche hat sich natürlich manches entwickelt und verändert, so auch der Ritter.

Ritter aus dem Spätmittelalter prägt unsere Vorstellung

Der Ritter aus der frühen Phase der Völkerwanderungszeit unterscheidet sich in einiger Hinsicht von dem des 15. Jahrhunderts. Doch in unseren allgemeinen Vorstellungen, die vor allem durch Filme vermittelt werden, tritt der Ritter meist als Vertreter des Spätmittelalters mit Plattenpanzer gerüstet auf, sei er nun Siegfried, Artus, Karl der Große oder wer auch immer. Woran mag das liegen? Weil die, um 1500 zur Perfektion entwickelte Rüstung, imponierend und klasse aussieht. Der Krieger, der so wie ein durch Eisen gepanzertes Rieseninsekt wirkt, wird zu einer unheimlichen Kunstfigur. Diese hat eine derart prägende Kraft, dass die Ritterwelt sogar in Science-Fiction Filmen in die Zukunft transportiert werden kann, wo in gepanzerten Raumanzügen mit Laserschwertern gekämpft wird.

Berliner Kunsthistoriker über die ritterliche (Traum-)Welt

Der Vortrag des Berliner Kunsthistorikers soll auch zeigen, dass die ritterliche Welt ein Ideal verkörperte, welches in mancher Hinsicht mit der Realität nur bedingt übereinstimmen konnte. Mag die damit verbundene elitäre Gesinnung im frühen und hohen Mittelalter einigermaßen zu den gesellschaftlichen Bedingungen gepasst haben, so nimmt das Rittertum im „Herbst des Mittelalters“, also etwa ab der Zeit um 1400 mehr und mehr Züge einer romantischen Traumwelt an. Für diesen Rückzug lassen sich einige Gründe anführen: Armbrust, Langbogen und Schießpulver machen der ritterlichen Kampftechnik Konkurrenz, nämlich dem heldenhaften Zweikampf Aug in Auge zu Pferd mit Schwert und Lanze.

Ritter hat im Spätmittelalter mehr und mehr ausgedient

Ab dem 14. Jahrhundert sind alte, ritterliche Kampftechniken nur noch beschränkt wirksam. Fußtruppen mit Hellebarden und Spießen ausgestattet, die in fester Formation von vielen 100 Mann kämpfen, entscheiden so manche Schlacht. Die Ritter stehen nun in der Schlachtordnung oft nicht mehr ganz vorn. Doch es kommt immer wieder vor, dass Ritter, um Kampfesmut zu beweisen, trotzdem an die vorderste Front rücken, was das ein oder andere Mal zu vernichtenden Niederlagen führt. Im Spätmittelalter herrschen zunehmend Fürsten – heutigen „Warlords“ ähnlich – wie Kriegsunternehmer, die über große Söldnertruppen verfügen. Der Ritter hat damit mehr und mehr ausgedient. Hinzu kommt, dass er, der vom Zehnten seiner auf dem Land lebenden Untertanen finanziert wird, auch durch das immer umfangreichere städtische und fürstliche Finanz- und Verwaltungswesen zunehmend ins Abseits gerät.

Späte Blüte am burgundischen Hof

Dem zu Trotz kommt es am burgundischen Hof des 15. Jahrhunderts, ausgerechnet in einem der besonders modern geführten Staaten mit reichen Bürgern und Kaufleuten in Städten wie Gent, Brügge oder Antwerpen zu einer späten Blüte der ritterlichen Welt. Unter Herzog Philipp dem Guten und seinem Nachfolger Karl dem Kühnen wird mit ungeheurem Prunk und Aufwand eine Ritterwelt hervorgezaubert, die sich in mit abenteuerlichen Turnieren und tagelangen Festen auslebt. Das hat nicht nur die Zeitgenossen stark beeindruckt. Das burgundische Hofzeremoniell hat auch in folgenden Jahrhunderten bis zu Ludwig XIV. Nachahmung gefunden und war derart prägend, dass noch heute unsere Vorstellung davon, wie das gesamte Mittelalter ausgesehen haben mag, von der burgundischen Hofkultur bestimmt wird.

Vortrag am 17. November

Eine ziemlich bunte Welt, die uns Bernd Neuhaus auf einen kleinen Streifzug in Text und Bild durch die Geschichte(n) jener Zeit bieten und nebenbei auch noch die Frage aufwerfen wird, wie finster das Mittelalter denn wirklich war. Es soll keineswegs idealisiert werden, doch wie steht es verglichen mit anderen Epochen tatsächlich da? Der Eintritt zu der Veranstaltung der Vereinigung Alt-Brettheim (VAB) am Freitag, 17. November, um 19.30 Uhr, in die Vogtey ist frei.

Der Berliner Kunsthistoriker Bernd Neuhaus ist am 17. November in Bretten. | Foto: privat
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Kraichgau News aus Bretten

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