Von Sehnsucht, Glück und Leidenschaft
Daniela Willimek begeistert mit „Facetten aus Klassik und Jazz“

Daniela Willimek begeisterte die Zuhörer mit „Facetten aus Klassik und Jazz“. | Foto: privat
  • Daniela Willimek begeisterte die Zuhörer mit „Facetten aus Klassik und Jazz“.
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Bretten (wil) Am Sonntag, am Montag – oder erst am Donnerstag? Egal – Hauptsache er kommt, der Mann meiner Träume. Er ist groß, stark, lächelt mir zu und nimmt zärtlich meine Hand – so stellt sich die Frau aus George Gershwins Jazz-Klassiker „The Man I Love“ die Begegnung mit ihrem Partner vor, der früher oder später kommen wird. Doch die düsteren Mollharmonien mit leisen schmerzhaften Dissonanzen im zarten Spiel der Pianistin Daniela Willimek bei ihrem jüngsten Konzert in der Brettener Stiftskirche sagten etwas anderes: Alles nur Träumereien einer verzweifelten Frau, die einsam ist und bleiben wird. Der Mann ihrer Träume kommt nie. Und wie ein Traum immer endet, so schließt auch das Stück – mit Glissandi, die sich im Diskant wie in Luft aufzulösen scheinen.

Clara Schumann - eine selbstbewusste Komponistin

Eine andere Frau, um die es in diesem Konzert ging, hatte ihren Traummann dagegen schon früh gefunden, auch wenn sie ihn schon bald wieder verlor. Clara Schumann, die Frau des bekannten Komponisten Robert Schumann, der 1854 aufgrund der Diagnose „Melancholie mit Wahn“ in eine Nervenheilanstalt aufgenommen wurde, wo er bis zu seinem Ende blieb. Der aufbrausende Beginn, leidenschaftliche Modulationen und energisch durchgeführte Sequenzen im „Scherzo op. 14“ zeugten von einer selbstbewussten Komponistin, die sich bereits im 19. Jahrhundert durchzusetzen verstand und vor allem als Pianistin Weltruhm erlangte.

Zwei gegensätzliche Seiten von Brahms

Viel spekuliert wird bis heute über das Verhältnis zwischen Clara Schumann und Johannes Brahms, dessen Werke Daniela Willimek im weiteren Verlauf des Abends interpretierte. Der Pianistin ging es vor allem darum, zwei gegensätzliche Seiten des Romantikers Brahms aufzuzeigen, die schwermütig grüblerische einerseits und andererseits die lebensfrohe, heitere Seite. Dazu stellte sie drei Sätze aus den Klavierstücken op. 118 und fünf Walzer op. 39 für Klavier gegeneinander. Was zunächst in nachdenklich chromatischen Fortschreitungen gleichsam in Tiefe zu versinken schien und nur zuweilen von energischem Fortissimo unterbrochen wurde, fand in den Walzern seinen Ausdruck leidenschaftlicher Daseinslust, ja von Glücksgefühlen bis hin zum Übermut.

Etwas ganz anderes: Erroll Garner und eine Komposition von Willimeks Ehemann

Zwischen den beiden Brahms-Facetten etwas ganz anderes – und das erlebt man bei klassischen Konzerten nicht oft – „Misty“ von Erroll Garner, das aufgrund seiner dissonanzreichen Jazzharmonien mit Sept- und Nonenakkorden nicht nur die Vorstellung des Komponisten, ein Blick auf eine neblige Szenerie, sondern auch eine dahinter stehende Sehnsucht leicht nacherlebbar machte. „Night-Blues“, eine Komposition von Bernd Willimek, dem Ehemann der Pianistin, weckte Visionen eines Gartens in einer Sommernacht. Die hin und her schwingende Melodie mit ihrer wiegenden Begleitung schien geheimnisvolle Bilder und Visionen zu wecken.

Aufregender Klavierabend mit harmonischem Abschluss

Anschließend präsentierte Daniela Willimek die erste „Romanze op. 28“ von Robert Schumann als klangprächtiges, faszinierendes Werk voller virtuoser Höhepunkte, das durchaus die Wesensart des Komponisten erkennen ließ, einen leidenschaftlichen, nervösen und perfektionistischen Charakter. Nach langanhaltendem Applaus gab die Pianistin als Zugabe Johann Sebastian Bachs „Jesus bleibet meine Freude“. Das Stück, das sie mit großer Ausdruckskraft vortrug, verlieh einem aufregenden Klavierabend einen besinnlichen und harmonischen Abschluss.

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Kraichgau News aus Bretten

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