Ein Beruf zwischen Geburt und Tod: Die Hebammen von Alt-Brettheim sind neu bei Peter-und-Paul

Der Beruf der Hebamme, auch Wehefrau genannt, ist einer der ältesten Frauenberufe die es gibt. Erste Aufzeichnungen sind schon aus der Antike bekannt. Bis heute haben sich die Frauen in diesem Berufsfeld durchgesetzt. Daher liegt es nahe, dass sich in diesem Jahr erstmals eine Gruppe am Peter-und-Paul-Fest diesem ehrbaren Berufsfeld angenommen hat.

Bretten (cha) Gegründet wurden „Die Hebammen zu Alt Brettheim“ von Melanie Weisert und Davina Mazowiec, die auch aus ihren Familien dabei große Unterstützung erhalten haben. „Seit meinen Kindertagen bin ich aktiv am Peter-und-Paul-Fest beteiligt“, erzählt Weisert. „Es wurde einfach mal Zeit etwas Neues anzufangen und so entstand die Idee die Gruppe zu gründen.“ Lange Überlegungen, welches Berufsbild aus dem Mittelalter auf dem Fest noch nicht dargestellt wird und ein kleiner Tipp, sich Gedanken über die Hebammen zu machen, gaben den letzten Anstoß. „Am Anfang war es eher schwierig sich eine Vorstellung davon zu machen, da es uns fast unmöglich schien, diesen Beruf darzustellen. Durch Wochen der Recherchen und Gedankenspiele wurde es dann aber immer greifbarer und die Entscheidung stand fest.“ Nach viel Arbeit und Mühe stellten die Gruppen-Verantwortlichen ihre Ideen in einer Sitzung des Mittelalterlichen-Arbeitskreises vor. Mit ihrer Präsentation überzeugten sie die Mitglieder und konnten dann mit den Vorbereitungen für das Fest beginnen.

Hebammen werden auf den Prüfstein gestellt

„Ich bin selbst mit dem Fest groß geworden. Ein großen Teil meiner Freizeit verbringe ich seither in mittelalterlichen Gruppen und es steckt sehr viel Herzblut dahinter. Nach dem Fest ist vor dem Fest – das ist wohl das Motto jedes richtigen Peter-und-Paulers, so auch bei mir. Ein Fest ohne aktiv mitzuwirken kommt nicht in Frage. Das Besondere ist für mich die Atmosphäre dieses Festes. Ich denke das gibt es so kein zweites Mal. Man taucht für vier Tage einfach ab in eine andere, vielleicht bei vielen längst vergessene Welt,“ schwärmt Weisert. Aktuell sind neun Hebammen mit ihren Männern und Kindern in der Gruppe aktiv. In diesem Jahr sind sie auf Probe beim Fest dabei und werden auch während dieser Tage immer wieder auf den Prüfstein gestellt. Dabei steht die historische Grundlagenarbeit und Authentizität im Vordergrund. In einer Sitzung nach dem Fest wird über ihren Verbleib als fester Bestandteil bei Peter-und-Paul abgestimmt. Erst danach erhält die Gruppe eine offizielle Zulassung der Vereinigung Alt Brett-heim.

Aufgabengebiet war schon um 1500 breit gefächert

Das Aufgabengebiet der Hebamme war schon um 1500 breit gefächert und in der Hebammenverordnung genau beschrieben. Dazu gehörte nicht nur das „Zur-Welt-Bringen“ der Kinder. Alle Untersuchungen im Vorfeld, Abtreibungen, Aufklärung über Verhütungsmethoden und auch die Nottaufen waren Aufgaben einer Hebamme. Durch moralische Entscheidungen lebten die Hebammen aber auch selbst gefährlich. Denn gerade das Thema Verhütung war verboten und ungewollte Schwangerschaften, gerade vor der Ehe, hätten angezeigt werden müssen. Aufgrund ihres großen Wissens in der Kräuterheilkunde und den damals gebräuchlichen Zauberformeln wurden sie immer wieder als Hexen verfolgt und hingerichtet. Zu den furchtbaren Aufgabe einer Hebamme gehörte das Überwachen eines zum Tode verurteilten Kindes. Wurde ein Kind mit zwölf oder 13 Jahren zum Tode verurteilt, kam es zu einer Hebamme. Diese war dann verantwortlich, die Hinrichtung zu überwachen. Durch das große Aufgabengebiet gibt es für die neue Gruppe „Die Hebammen zu Alt Brettheim“ viele Möglichkeiten, den Beruf in seiner ganzen Bandbreite darzustellen und Wissen von früher zu vermitteln.

Mehr zum Peter- und-Paul-Fest lesen Sie auf unserer großen Themenseite.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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