Ein Haus - eine Frau - eine Vision

Antje Bohnstedt, Künstlerin aus Sprantal, renoviert im Alleingang ein altes Haus. | Foto: Jochen Le Large
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  • Antje Bohnstedt, Künstlerin aus Sprantal, renoviert im Alleingang ein altes Haus.
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Antje Bohnstedt macht in Sprantal aus einem uralten Haus eine Künstler-WG auf Zeit

Sprantal (ger) "Es war fast wie eine Vision. Auf einmal sah ich es vor mir: Das Haus sollte ein Ort werden, an dem jeder Kunst machen kann. Mit ein paar Zimmern, in denen man bleiben kann, solange man mag, einer Wohnküche, wo man sich trifft, und natürlich Atelierräumen, in denen man kreativ sein kann." Antje Bohnstedt ist freischaffende Künstlerin, Kinderbuchillustratorin und -autorin, gelernte Grafikdesignerin und lebt in Sprantal.
Die alte Dame, die in dem uralten Häusle nebenan wohnte, war gestorben. "Mir hat das Haus schon immer gefallen. Außerdem steht die Treppe, die zu unserem Wintergarten führt, eigentlich auf dem Nachbargrundstück. So überlegte ich, wie es wäre, es zu kaufen. Ohne genau zu wissen, was ich damit machen soll." Der Schwager, ein Architekt, winkte ab. Das sei bodenlos, abreißen wäre wirtschaftlicher, als das alte Gemäuer - Bohnstedt schätzt das Entstehungsjahr auf um 1800 - zu erhalten. Ihr Mann hatte auch keine Lust, nach dem Wohnhaus der Familie noch ein zweites Haus zu sanieren. Aber natürlich könne sie das allein machen, wenn es ihr Spaß mache. Als der Erbe ihr das Haus günstig überlassen wollten, musste sie einfach zugreifen. 

Ein neues Hobby

"Mein Sohn hat mich gefragt, ob ich nicht schon genügend Hobbys habe", schmunzelt Bohnstedt. "Aber das ist das Haus jetzt: mein Hobby." Neben ihrer Arbeit und dem Familienleben mit ihrem Mann und den vier Söhnen im Alter von fünf, sieben, 17 und 19 Jahren klopft sie jetzt also den Putz an den Wänden ab, reißt PVC-Beläge vom Boden und wechselt Regenrinnen aus. "Ich hab ganze Berge von Fachliteratur gewälzt", erklärt sie ihre Fachkenntnisse. Außerdem war sie schon immer handwerklich interessiert. "Mein Vater war Ingenieur und hatte eine tolle Werkstatt. Ich hab immer heimlich das Werkzeug stibitzt, auch wenn er das nicht gern gesehen hat." Sie malt und zeichnet nicht nur, sondern töpfert auch, macht Silber- und Emailleschmuck, dreht Glasperlen, schnitzt und drechselt. 

Unterstützung willkommen

Für sachkundige Beratung hat sie zum Glück den Nachbarn und Bekannten Bernd Mattis, Zimmermann und Restaurator. "Er kommt vorbei, wenn ich wieder wirklich in Not bin, weil ich eine ganz vergammelte Ecke freigelegt habe. Oder wenn irgendein Spezialist mir weismachen will, dass die Sanierung des Hauses eigentlich überhaupt keinen Sinn macht." Seit letzten Sommer ist sie dabei, ihren Traum vom Künstler-Haus für alle zu verwirklichen. Inzwischen lässt sie sich nicht mehr ins Bockshorn jagen, wenn sie wieder einmal für verrückt erklärt wird. "Was mich aber echt ärgert, sind die Blicke der Verkäufer im Baumarkt, wenn ich dort zum Beispiel nach Torxschrauben frage", gibt sie zu. "Als Frau wird man dort überhaupt nicht ernst genommen." Willkommen sind dagegen alle, die sie mit Rat und Tat unterstützen wollen.

Ein Ort der Ruhe und Kreativität

Es geht nur langsam voran, denn allzuviel Zeit hat sie nicht. Ihr Mann nimmt ihr am Wochenende mal die beiden kleinen Söhne ab oder fährt in den Ferien auch mal ein, zwei Wochen mit ihnen weg. Was sie antreibt, ist das plastische Bild des fertigen Hauses, wie sie es vor ihrem geistigen Auge sieht, und vor allem das, was daraus werden soll: ein Ort der Ruhe, ein Ort, an dem man sich eine Auszeit nehmen und sich der Kunst widmen kann. "Ich mache ab und zu Workshops, bei denen jeder ganz frei alles ausprobieren kann. Ich unterstütze und greife, wenn gewünscht, im Prozess unter die Arme, aber ich gebe nichts vor. Die Atmosphäre, die dabei entsteht, ist so toll! Das Großartige an Kunst ist - das wird mir im Laufe der Jahre immer mehr bewusst - wie man sich dabei fühlt. Es geht ums Spüren beim Kreativsein, gar nicht so sehr um das Ergebnis."
Auch bei der Hausrenovierung geht sie eher intuitiv vor. "Wenn es auf dem einen Weg nicht geht, dann eben auf einem anderen", beschreibt sie ihre Vorgehensweise. Aber sie hat einen langen Atem und das Ziel, das fertige Haus, ist klar vorgegeben. Dafür lässt und nimmt sie sich Zeit: "Eine Freundin sagte neulich, es wäre doch schön, wenn wir meinen 50. Geburtstag im Haus feiern könnten. Dieses Jahr werde ich 42."

Das Langzeitprojekt von Antje Bohnstedt können Sie auf ihremblog verfolgen.

Wenn Sie mehr lesen möchten, klicken Sie einfach auf unsere Themenseite:
In Bretten zuhause 2017

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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