Interview mit Susanne Kaiser-Asoronye
Ein Leben für das Fachwerk

Susanne Kaiser-Asoronye und ihr Mann Uwe Kaiser mit ihrem Buch "Fachwerk lesen lernen". Foto: privat
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  • hochgeladen von Christian Schweizer

Region (swiz) Für Susanne Kaiser-Asoronye und ihren Mann Uwe Kaiser sind Fachwerkhäuser zur Passion geworden. In Ihrem Buch „Fachwerk lesen lernen“ erklären sie Geschichte und Aufbau der Häuser sowie Trends über die Jahrhunderte. Dies ist ihnen so gut gelungen, dass sie den ersten Preis beim Landespreis Baden-Württemberg für Heimatforschung gewonnen haben. Im Interview erzählen die Beiden von ihrer Leidenschaft.

Was fasziniert Sie so sehr am Thema Fachwerk?
Uns fasziniert die Wärme, die so ein Haus ausstrahlt. Die meisterliche Handwerkskunst, mit der es gebaut wurde und die Nachhaltigkeit, die heutige Bauten kaum noch erreichen, haben doch viele Fachwerkbauten 400 und mehr Jahre „auf dem Buckel“. Je länger, je intensiver man sich mit dem Thema auseinandersetzt, umso mehr Hochachtung bekommt man vor Bauten und Bauherrn. Die Häuser leben, haben Charme und Individualität.

Sie setzen in Ihrem Buch nicht nur auf eine bloße Beschreibung der Architektur der Häuser, sondern wollen auch die Geschichte derselben darstellen. Geben Sie uns eine Kostprobe besonders spannender oder kurioser Geschichten aus dem Enzkreis.
Wo soll ich da anfangen? Es gibt so viele tolle Geschichten. Zum Beispiel ein Fachwerkbau in Schützingen, im Kern aus dem Jahr 1505, doch im 18. Jahrhundert wurde die Fassade erneuert. Der Hausbesitzer war so stolz auf seinen Fachwerkbau, dass er uns zur Besichtigung vom Keller bis zum rauchgeschwärzten Speicher geführt hat. Das war interessant. Er erzählte uns von einem Brand, welcher das Fachwerkhaus zwar nicht zerstören konnte, aber es auf die gesamte Länge der Traufseite nach hinten um 54 Zentimeter absinken ließ. Das Holzgefüge hielt stand, neigte sich mit. Doch nun ist in dem Haus keine senkrechte Wand und keine gerade Boden­fläche mehr zu finden.

Es gibt immer wieder die Diskussion zwischen der Meinung, alte Häuser abreißen, um Platz für Modernes zu schaffen und dem Wunsch nach Erhalt der alten Bausubstanz. Muss für Sie jedes Fachwerkhaus gerettet werden?
Sehen Sie, mit dem Abriss alter Bausubstanz verschwindet ja nicht nur das Gebäude – oft gehen auch die Geschichten, die sich um die Gebäude ranken, verloren. Manchmal stirbt auch der Charme eines Straßenzuges, eines ganzen Wohnviertels und wird ersetzt durch Einheitshäuser, die wahrscheinlich noch in hundert Jahren keine Geschichte zu erzählen haben – falls sie überhaupt solange stehen bleiben. Das finde ich schade. Doch man kann wohl nicht um jeden Preis alle historischen Gebäude retten. Nehmen wir das „Höfe“ in Eisingen. Es musste in den 1970er Jahren einer neuen Straßenführung weichen, die für die Weiterentwicklung des Ortes enorm wichtig war. Oder ein Bauernhaus in Metzingen. Auf dem Platz, auf dem es stand, sollte in den 1980er Jahren der Erweiterungsbau einer Firma errichtet werden. Die Arbeitsplätze waren notwendig und der Abriss des alten Fachwerks schon genehmigt. Doch diese Geschichte hat ein Happy End: Ein Ehepaar, das auf der Suche nach einem eigenen Haus war, erwarb den Fachwerkbau für eine symbolische Mark. Und sie trugen zusammen mit befreundeten Fachleuten das nummerierte und gekennzeichnete Fachwerk Stück um Stück, Balken um Balken ab – um es später in Bauschlott einfach wieder aufzubauen. Der Bau steht noch heute und sieht klasse aus. Fachwerk macht dies möglich. Eine ähnliche Geschichte gab es in Kieselbronn. Das ist Nachhaltigkeit pur. Deshalb lieben wir die alten Fachwerkbauten.

Die Fragen stellte Redaktionsleiter Christian Schweizer.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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