Peter-und-Paul-Fest: Die Seifensieder
„Gott erhalt`se, die fettsauren Salze“
Die Gruppe der Seifensieder wurde 1990 von Helga und Martin Rothfuß gegründet und umfasst derzeit 19 erwachsene Mitglieder, sowie fünf Kinder. Ziel der Gruppe, die seit 2002 als eingetragener Verein fungiert, ist es, das Brauchtum der Seifensieder des Mittelalters darzustellen, mit historischer Kleidung und Herstellung der Seifen wie damals. Sie sind somit die ersten Seifensieder, die in mittelalterlichen Gewändern auf einem offenen, Feuer Seife sieden. Für die Seifen verwenden sie tierisches Fett, Lauge („fettsaures Salz“) und weiches Wasser. Durch das Hinzusetzen von Pflanzen bekommt die Seife Farbe und Duft.
Baden: Ein unzüchtiges und unmoralisches Benehmen
Erste Hinweise auf die Herstellung von Seifen finden sich schon bei den Sumerern 2.500 vor Christus. Die ersten Seifen waren schmierig bis flüssig. Erst die Araber fanden im 7. Jahrhundert heraus, dass sich durch die Beigabe von Ätzkalk eine feste Konsistenz erreichen lässt. Unter Karl dem Großen bildete sich neben dem häuslichen Seifenkochen das Seifenhandwerk. Bis ins 13. Jahrhundert war Baden ausschließlich den Adligen vorbehalten, die wöchentliche Bäder in ihren Häusern nahmen. Bald darauf gab es öffentliche Badehäuser. Die Kirche stellte sich gegen diese öffentlichen Bäder. Sie war überzeugt, dass das Baden unzüchtiges und unmoralisches Benehmen fördert. Mit der Abnahme der öffentlichen Bäder wurde das Baden nicht mehr alltäglich. Das Sich-Waschen wurde ein unnötiges, ja unmoralisches Unterfangen, deshalb fand die Seife nur noch zum Reinigen der Kleidung (und dies war selten) Verwendung.
Ärzte und Mediziner warnten vor Wasser und Seife
Im christlichen Mittelalter wurde das Baden und allgemein das Interesse am Körper mit dem Teufel in Verbindung gebracht. Die Standards der Körperpflege und damit auch die Seife gerieten mehr und mehr in Vergessenheit. Die fatale Folge waren unhygienische Verhältnisse und todbringende Seuchen in ganz Europa. Ärzte und Mediziner warnten vor Wasser und Seife. Wasser könne durch die Poren dringen und die Körpersäfte erweichen. Es genüge, die Körperwäsche zu wechseln. Diese hatte die Aufgabe den Körper reinzuhalten. In Frankreich war der Adel davon überzeugt, dass ein Bad zu nehmen tödlich sein konnte. Man benutzte kein Wasser und keine Seife mehr zum Waschen, stattdessen parfümierte man den Körper und die Kleidung.
Seifensieder und Kerzenzieher schlossen sich zusammen
Das Seifensiederhandwerk hatte somit einen sehr schweren Stand. Selbst in großen Städten wie Köln, Wien und Krakau konnten nur noch wenige Seifensieder von ihrem Handwerk leben. Die deutschen Seifensieder schlossen sich erst im 14. Jahrhundert zusammen. Mit den Kerzenziehern (auch „Lichtzieher“ genannt) bildeten sie eine Zunft, denn beide verarbeiteten dieselben Rohstoffe. Wer einmal das Seifensieden ausübte, weiß, wie „anrüchig“ dieser Beruf seinerzeit war. Die Verantwortlichen der Städte wiesen den Seifensiedern in aller Regel Arbeitsplätze am äußersten Stadtrand zu. Dort störte der durchdringende Gestank, den ihr Handwerk mit sich brachte, nicht. Dieser entstand durch das Auskochen und Verflüssigen von Knochen und Tierfett (Schweine- oder Rindertalg).
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Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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