Grambolers History: Ratten, Pest und Bretteheim

"Sensenmann und Rattenvolk": Geschichtsunterricht über die Pest erteilten die Gramboler bei einer nächtlichen Live-Performance durch Brettens Gassen. (Fotos: wod)
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  • "Sensenmann und Rattenvolk": Geschichtsunterricht über die Pest erteilten die Gramboler bei einer nächtlichen Live-Performance durch Brettens Gassen. (Fotos: wod)
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(wod). Beim Peter-und-Paul-Fest sorgt er alljährlich aufs Neue für Gänsehaut-Momente, der schauerliche Pestzug der Gramboler. Als ein kleiner Programmteil des großen Fests erinnert er an die Geißel der Menschheit, die ab Mitte des 14. Jahrhunderts über 40 Millionen Menschen das Leben kostete. Am Samstag, 16. September, nun wurde die Pest zum Hauptthema - eineinhalb Stunden erteilten die Gramboler äußerst anschaulichen Nachhilfeunterricht in Geschichte: "Sensenmann und Rattenvolk" war die ebenso kurzweilige wie spannende Führung betitelt, die die Umstände der Seuche beleuchtete, die jeder zu kennen glaubt - und doch so wenig davon weiß.

Das zu ändern hatten sich die Gramboler vorgenommen. Die rund 70 Besucher des Rundgangs - nur wer angemeldet war, konnte dabei sein - können bestätigen: Das ist mehr als gelungen. Ober-Gramboler Martin Dolt und die Schauspieler der Gruppe schafften es, im dämmernden Bretten einen historischen Rückblick auf hohem Niveau zu inszenieren, stets informativ, dabei gleichzeitig sehr unterhaltsam: Das war Live-Infotainment auf höchstem Niveau.
Martin Dolt hat nicht nur Zahlen, Fakten, Daten über die Pest zusammengesucht, geordnet und vorgetragen - die Gramboler - in der Schauspielerei ja beileibe nicht unerfahren - belebten dieses Fakten mit kurzen, teils auch an ihren Pestzug erinnernde Spielszenen. Beim Rundgang durch die Altstadtgassen erfuhr man, wie die Pest über Seefahrer nach Europa kam, wie schnell sie sich ausbreitete, aber auch wie ahnungslos die Menschen dieser Krankheit seinerzeit gegenüberstanden. Gottes Wille war's und sonst nichts. Wie, wo, wo ganz schlimm, wann, warum: Auf alle Fragen gab Martin Dolt auf seinem kleinen Podest eine Antwort, an den Stationen unterhalb der Stiftskirchgassen erhellten Fackeln das Dunkel und Dolts Vortrag das Wissen. Pestbefallene rannten hustend durch die Szene, an Hauseingängen lagen die Toten, der Leichenkarren der Pestärzte rumpelte durch die Stadt. Gleich danach referierte eine "Ärztin" von heute über die Fakten der Krankheit, die ausgerottet schien - es aber leider nicht ist.

Pest in Europa und in der Region

Ob und wie arg in Bretten die Pest wütete, weiß niemand so genau. Quellen belegen sie allerdings an vielen Orten in der Nähe. Und, so erfuhr man, Bretten, eine reiche Stadt mit für damalige Verhältnisse vielen Einwohnern und zudem Handelswegkreuzung, war prädestiniert für die Seuche, die sich da ausbreitete, wo Menschen und Ratten waren.
Was die Pest aus dem Menschen machte, wie sie sich zu wehren suchten, welche Rolle den Pestärzten zufiel, wie die Überlebenden schließlich teils in einen gotteslästerliches Fatalismus verfielen, wie sich Flagellanten selbst kasteiten, um Gott gnädig zu stimmen - kaum etwas ließ die spannende Performance in den dunken Gassen aus. Was den Grambolern nach der Show nicht nur Riesenapplaus bescherte, sondern auch die Erkenntnis, dass neben Klamauk-Theater und Pestzug beim Brettener Fest nun auch History-Touren das Gramboler-Portfolio ergänzen. Denn schade wär's, so die Teilnehmer, wenn diese lebendige Pestilenzia- Tour durch die Jahrhunderte nicht eine Wiederholung erfahren würde. Stimmt.

Autor:

Gerd Markowetz aus Bretten

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