Kabarettist Martin Herrmann zu Gast beim Kulturkreis Neibsheim
Herausforderung für Gleichstellungsbeauftragte

Die tibetanische Taschenharfe beherrscht Martin Herrmann so gut wie die Gitarre.
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Bretten-Neibsheim (ger) Gleich zu Beginn outete sich Martin Herrmann: Er sei mit einem Reimzwang und einem Hang zu Blödeleien ausgestattet. Und so sprang der in Freiburg aufgewachsene Kabarettist und Stand-up-Comedian bei seinem Auftritt in Neibsheim durch Alltagsthemen, die er assoziativ mit der Klammer „Keine Frau sucht Bauer“, so der Name seines Programms, zusammenhielt. Das Publikum in der vollbesetzten Talbachhalle – wegen Gewitter- und Starkregenprognose war die Veranstaltung vom Neuflizer Platz dorthin verlegt worden – folgte dem aktuellen Träger des baden-württembergischen Kleinkunstpreises mit wachsender Begeisterung.

Doppelte Herausforderung für Gleichstellungsbeaufragte

Mit seinem doppelt maskulinen Namen Herrmann sei er eine doppelte Herausforderung für jede Gleichstellungsbeauftragte. Dennoch habe er selbst nicht geheiratet wegen der hohen Scheidungsrate. Aber aufmerksam beobachte er die Möglichkeiten, sich zu trennen. Bei Frauen gebe es beispielsweise den „aktiven Attraktivitätsabbau“ durch Gewichtszunahme, womit sie versuchen, den Mann loszuwerden. „Funktioniert oft nicht“, merkt der selbsternannte Östrogenseismograph an. „Da bleibt nur, soviel weiter zu essen, bis der Mann räumlich verdrängt wird.“

"Wer atmet, ist selber schuld"

Ausdrücklich weist Herrmann darauf hin, dass er kein politisches Kabarett mache. „Ich trau mich nicht, die Politiker heutzutage sind ja die besseren Kabarettisten.“ Da schiebt er lieber das Gedicht zum Feinstaubalarm („Wer atmet, ist selber schuld“) ein. Goethe, Schiller und all die anderen großen Dichter, keiner ist vor ihm auf die Idee gekommen, über das wichtige Thema „Vom Atmen“ zu schreiben. Wie lebenswichtig das ist, zeigt sein atemloser Vortrag.

Streiken Lehrer heimlich?

Oder er sinniert über den Sinn der vielen Streiks. Beim Kita-Streik lernen die Eltern die Kinder mal richtig kennen, beim Ärzte-Streik sinkt die Sterberate. Warum? Anscheinend können die Menschen nicht sterben, solange ihnen niemand sagt, woran. Lehrer-Streik sei ja eigentlich verboten, aber wenn man sich so das Bildungsniveau anschaue, könnte man den Verdacht bekommen, sie streikten heimlich.

Der Bauer trägt die Frau auf Händen

Was treibt nun aber Frauen in die Arme eines Bauern? Vielleicht das Musizieren auf der tibetanischen Taschenharfe beim ersten Rendezvous. Diese – besser unter dem Namen „Eierschneider“ bekannt – beherrscht Herrmann so gut wie das Gitarrespiel und lässt auf ihr die Welt der Harmonie und der Dissonanz erklingen, inklusive Text zum Thema Reinkarnation: „Schwimmen dir die Felle furt – Wiedergeburt!“ Vielleicht ist es aber auch das Platzangebot für die Kinder und der Streichelzoo im Haus, die den Landwirt attraktiv machen. Und wenn die Frau vom Gebären müde ist, trägt sie der Bauer auf den Händen – zur Stallarbeit.
Einmal mehr ist es dem Neibsheimer Kulturkreis gelungen, einen herausragenden Kabarettisten mit seiner wunderbar boshaften und hintergründigen Show aufs Land zu locken. Erst nach drei Zugaben durfte der Künstler von der Bühne.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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