Bernd Neuschl führt das "Wurstzepter"

„Komitee zur Erhaltung südwestdeutscher Schwartenmagenumzüge“ sichert Fortbestehen

Bretten (ger) „Schwartenmagenfest“ ab elf Uhr – diesen mysteriösen Namen hat der erste Programmpunkt am Peter-und-Paul-Montag. Was steckt dahinter? Die Tradition geht auf einen spontanen Einfall der Männer vom zweiten Bass des Brettener Gesangvereins zurück. Sie hatten sich 1953 eben am Peter-und-Paul-Montag zum Frühschoppen im Gasthaus Lamm getroffen. Im Buch „Geschichte und Geschichten des Peter-und-Paul-Festes“ von Werner Sailer ist zu lesen: „Metzgermeister Albert Knoll stiftete einen Schwartenmagen, Mechanikermeister Hugo Jost engagierte vom Fleck weg die Stadtkapelle, und mit dem Prachtstück von Schwartenmagen auf einer Wurstlatte marschierte man zum Marktplatz, wo unter großem Hallo das ‚Edelexemplar‘ Brettener Hausmacher-Spezialitäten verspeist wurde. Man verfasste eine Proklamation, wie man sich in künftigen Jahren zu verhalten und was der Chronist feinsäuberlich auf Pergament alles aufzuschreiben habe.“ Seit diesem Jahr wird der Umzug nun von Bernd Neuschl (Foto), Brettener Stadtrat, Kabarettist und Autor, angeführt. Im Interview erzählt er, was neu ist und was bleibt.

Bis 2019 fand der Schwartenmagenumzug unter der Ägide des Vereinigten Gesangvereins Bretten statt. Wer hat nun den Schwartenmagen an der Wurstlatte in der Hand?
Was die Gesamtorganisation sowie das Verfassen und Verlesen der satirischen Chronik betrifft, halte ich künftig das "Wurstzepter" in der Hand. Vorab stand ich im wertvollen Austausch mit Ruth Polzer und Lotte Grauer. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich zahlreiche Helferinnen und Helfer für die Durchführung des schönsten Feiertags in Bretten gewinnen konnte.

Was ist neu? Was wird beibehalten?
Neu ist in diesem Jahr, dass der montagmorgendliche Festzeltbetrieb auf den Marktplatz verlegt wird. Das bedeutet, die Stadtkapelle Bretten wird von Anfang an auf der Bühne sein und unmittelbar nach dem obligatorischem Badnerlied für Unterhaltung sorgen. Deshalb ist aus Platzgründen in diesem Jahr kein Chor vorgesehen. Nächstes Jahr kann ich mir aber gut vorstellen, dass auch gesungene Darbietungen aufgeführt werden. In unserem kleinen "Komitee zur Erhaltung südwestdeutscher Schwartenmagenumzüge", das in den beiden Pandemiejahren coronakonform "die Stange" gehalten hat, gibt es um Dieter Ammann und Sigi Hauf außerdem das ein oder andere Talent. Ansonsten werde ich im ersten Jahr keine krassen inhaltlichen Neuerungen präsentieren. Wir sind froh, dass das Fest rundum sauber geplant ist und wir die Tradition weiterleben- und geben dürfen.

Wo führt „Im Wursttakt marsch“ der Umzugsweg entlang?
Wie in jedem Jahr findet die Aufstellung beim Gasthaus Hirsch statt, der Umzug marschiert hernach schnurstracks über das Gottesacker Tor über die Melanchthonstraße auf den Marktplatz. Es marschieren mit: die Stadtoberhäupter mit Stadtvogt, Oberbürgermeister und Bürgermeister und das "Komitee zur Erhaltung südwestdeutscher Schwartenmagenumzüge", musikalisch flankiert vom Fanfarenzug 1504 Bretten, dem Musikzug der Bürgerwehr Bretten und der Stadtkapelle Bretten.

Werden auch weiterhin Begebenheiten der Stadt in Reimform dargeboten?
Nein. Ich muss hier eine scharfe Trennlinie zu meiner Parallelfunktion als Präsident der Brettener Bütt ziehen: Gereimtes gibt es da ausschließlich bei der Narrenproklamation auf dem Marktplatz zwei Wochen vor der Brettener Bütt. Die lokalen Begebenheiten für die Schwartenmagenchronik möchte ich künftig jedes Jahr in einem anderen parodistischen Format präsentieren. Und da gibt es für mich als Kabarettisten freilich tausend Möglichkeiten.

Gibt es im Anschluss an den Umzug wieder Schwartenmagen satt für alle?
Ja. Dank der großzügigen Unterstützung der Stadt Bretten werden die Mägen der Bevölkerung nicht leer ausgehen. Und Bernd Zickwolf spendet das Brot, das er gemeinsam mit den Aktiven vom Backhäusle Großvillars einen Tag vorab backen wird. Ausgegeben werden die belegten Brote rechts und links von der Bühne auf dem Marktplatz.

Die Fragen stellte Katrin Gerweck