Krabbler mit Flügeln: Ameisen auf Hochzeitsflug

Woher bekommen die Ameisen ihre Flügel?

Letztes Wochenende war es mal wieder soweit: An der Mauer neben meiner Terrasse wuselte es plötzlich nur so von geflügelten Ameisen. Riesige und nicht ganz so große Ameisen mit Flügeln schwirrten herum, manche schafften es bis auf meinen Kaffeetisch. Wo sie herkamen, nämlich aus einer Ritze in der Mauer, krabbelten auch noch "normale", kleine Ameisen ohne Flügel herum. Das Phänomen der aufgeregten kleinen Krabbler hatte ich schon öfter beobachtet. Aber was steckt eigentlich dahinter? Warum bekommen Ameisen, die man eigentlich als Fußgänger kennt, plötzlich Flügel? Und warum herrscht am Ameisenhaufen, der zwar immer geschäftig, aber doch irgendwie geordnet erscheint, plötzlich helle Aufregung?

Im Ameisenstaat herrscht Arbeitsteilung

Ameisen sind wie Bienen auch in Staaten organisiert, die Wissenschaftler nennen diese Lebensform - Achtung: Fremdwort für Besserwisser - eusozial, was so viel wie kameradschaftlich bedeutet. Bei eusozialen Tieren herrscht Arbeitsteilung, das weiß jeder, der Biene Maja gesehen hat. Der typische Ameisenstaat besteht fast ausnahmslos aus Weibchen. Arbeiterinnen und Soldatinnen beschaffen und verteilen die Nahrung, bewachen das Nest und kümmern sich um den Nachwuchs. Die Eier legen die Königinnen, von denen jeder Staat in der Regel nur eine hat. Und jetzt kommen endlich die flügeltragenden Ameisen ins Spiel: Jungköniginnen und Männchen schlüpfen nämlich geflügelt aus den Eiern. Tatsächlich zählen alle Ameisenarten - weltweit kennt man bisher über 13 000 Arten, davon 200 in Europa - zu den Hautflüglern wie auch Wespen, mit denen sie verwandt sind. Nach kurzer Zeit schwärmen die Jungköniginnen und die Männchen aus zum Hochzeitsflug. Die begatteten Königinnen verlieren ihre Flügel und gründen neue Kolonien, die Männchen sterben. Die neuen Kolonien halten übrigens manchmal über Ameisenstraßen Kontakt mit der Kolonie, aus der die Königin stammt. Vielleicht tauscht sich die junge, noch unerfahrene Königin ja auf diese Art und Weise mit ihrer Mutter aus?

Ameisen halten sich Läuseherden

Ameisen können wirklich miteinander kommunizieren. Sie sondern Duftstoffe ab, die ihre Mit-Ameisen warnen oder herbeirufen können. Auch mit den Fühlern "sprechen" sie miteinander. Eine Ameise tippt mit ihren Fühlern die Fühler einer anderen schnell oder langsam an und bedeutet ihr damit, dass sie zum Beispiel hungrig ist. Apropos Hunger: Es ist auch interessant, was Ameisen fressen. Die meisten Ameisenarten sind Räuber und Aasfresser, das heißt, sie fressen andere Insekten. Außerdem nutzen Ameisen pflanzensaftsaugende Insekten wie Läuse für ihre Ernährung, und zwar indem sie sie melken! Läuse scheiden Honigtau aus, von dem sich die Ameisen ernähren. Im Gegenzug bewachen die Ameisen die Läuse, ja, sie tragen sie sogar zu den von ihnen bevorzugten Pflanzen und halten sich damit richtige Herden aus Läusen. Das hört der Gärtner nicht gerne, aber Ameisen sind auch sehr nützlich. Sie schichten die oberen Erdschichten um, bauen dadurch pflanzliches Material ab, verbreiten Pflanzensamen und regulieren als Räuber die Bestände anderer Insekten. (ger)

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Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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