Kraemer und Halunken: Mittelalterliches Shopping-Erlebnis
Die Kraemer und Halunken feiern auf dem Peter-und-Paul-Fest 2017 ihr zwanzigjähriges Bestehen.
Bretten (wod) „Hosen, Hemden, Hüte, alles erster Güte“ schallt es lauthals über die Straße, wenn sich beim Festzug die Kraemer und Halunken nähern. Oder auch „Federkiel und Tintenfass, der Kraemer hat für jeden was!“ In der Tat sind sie seit ihrer Gründung 1997 quasi das Kaufhaus des Mittelalters: Hier findet der geneigte Gewandträger so ziemlich alles, was für einen stilechten Auftritt beim Fest notwendig ist. Sie waren es leid, unzählige Anlaufstellen zu brauchen, um sich für das Fescht mit der richtigen Kleidung und den dazugehörigen Accessoires einzudecken. Ohne das Internet war das seinerzeit ungleich schwieriger als heute. Und so beschlossen sieben Brettheimer, das zu ändern. Die Kraemer und Halunken waren geboren. Kraemer selbst tragen opulente Gewänder, schließlich gilt es, seinen Reichtum auch zur Schau zu stellen. Im Kraemerhaushalt indes finden sich nahezu alle Schichten wieder: Neben dem Hausherrn und seiner Familie befreundete Kaufleute, Dienstvolk und schließlich die Lehrbuben, die man eben scherzhaft auch Halunken nannte. Es sind also in diesem Fall nicht Übeltäter oder Tunichtgute gemeint, sondern einfach die Jungen.
Lager steht auf dem Viehmarkt
Ihr Lager haben die Kraemer vor zwei Jahren auf den Viehmarkt verlegt, nach 18 Jahren am Seedamm. Wer die neue Brücke über den Bach nimmt, steuert direkt auf das Lager zu. Dort gibt’s immer was zu sehen und zu erleben. Es wird am offenen Feuer gekocht, gebechert und gespielt. Besonderen Spaß bereitet es, in dem reichhaltigen Sortiment zu stöbern und dann um den Preis zu feilschen. Da geht es oft genug zu wie in einem orientalischen Basar – ein mittelalterliches Shopping Erlebnis der ganz besonderen Art. Da erläutern die Kraemer das „Rechentuch“, eine damals verbreitete Rechenmedthode, das Händler und Kaufleute nutzten, und die Halunken verführen zu einem kurzweiligen Spiel. Im Hintergrund knüpfen die Frauen Nestelbänder, nähen was das Zeug hält. Zwischendurch wird auch gesungen und musiziert. Der Nagelklotz ist beliebter Treffpunkt auf dem neuen Geviert des Viehmarkts.
Alles besteht den „historisch korrekt“-Test
Alles, was die Kraemer anbieten, besteht selbstredend den „historisch korrekt“-Test. Einige der Kraemer waren am Buch „um 1504 – Die Kleidung“ beteiligt – was man für ein richtiges Gewand braucht, kann man natürlich auch am Stand erstehen. Dazu alles, was ein Gewand ziert. Und natürlich das Buch.
Bei allem steht der Spaß im Mittelpunkt – auch wenn es beispielsweise beim Festzug am Kaiserdenkmal zum „Wagenrennen“ mit den liebgewonnen Konkurrenten der „Gruschdler“ geht – alle gehören zu der Gruppe Weinhändler und Kaufleute.
Wer Lust verspürt, Kraemer oder Halunke zu werden – die Gruppe freut sich über einen Besuch im Lager. Ein Jahr hat man Zeit, dabei zu sein und alles auszuprobieren, um dann zu entscheiden, ob man die 25-köpfige Truppe, davon fünf Kinder und drei Jugendliche, bereichern will. (Gerd Markowetz/wod)
www.kraemer-bretten.de
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Alle Bilder: wod
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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