Bei Familie Kaiser aus Bretten-Rinklingen packen alle an
Vier Generationen auf dem Acker
Bretten (hk) Für die Kinder von Tilo Kaiser gibt es immer etwas zu tun: Es muss sich um die zwei Katzen und den einen Hund oder die 25 Hasen, die auf dem familieneigenen Hof im Brettener Stadtteil Rinklingen leben, gekümmert werden. Manchmal fehlen noch ein paar Tomaten, wenn sie zu Abend essen – dann flitzen sie geschwind runter in den Garten. Ab und zu greifen sie auch ihren Großeltern unter die Arme, wenn es wieder Zeit ist, Kartoffeln zu ernten. Ein ganz besonderes Bild zeichnet sich dann in jenem Moment ab, wenn Oma, Opa, Papa und Onkel gemeinsam auf dem Acker stehen und Kartoffeln auflesen. „Das hat bestimmt einen Seltenheitswert“, sagt Kaiser mit einem Lachen. „Da ist die Freude bei meinen Kindern immer sehr groß“, scherzt er. Seit er denken kann, arbeiten seine Eltern „draußen“ auf dem Feld noch bis heute. „Eine sinnvolle Aufgabe“, findet Kaiser. „Und wir zwei, mein Bruder und ich, wir mussten schon immer mit anpacken“, erinnert er sich. Während die Familie vor Jahrzehnten fast zwei Hektar Ackerland bewirtschaftet hatte, ist heute nur ein Bruchteil davon übriggeblieben. „Dieses letzte, etwa 40 Ar große Stück haben wir uns noch beibehalten“, so Kaiser. Dies sei kein leichter Schritt gewesen, doch „unterm Strich“ habe es sich einfach nicht mehr rentiert.
"Größter Respekt vor meinem Vater"
„Mir hat das landwirtschaftliche Arbeiten immer sehr Spaß gemacht“, sagt er. Aus diesem Grund habe sich Kaiser, der hauptberuflich als Elektriker in einem Planungsbüro für Elektrotechnik arbeitet, „ohne Frage“ dazu entschlossen, die Tradition fortzuführen: Als Familie generationsübergreifend zusammenleben und arbeiten – eine Konstellation, die sich vor allem in landwirtschaftlich geprägten Orten gehalten hat, dennoch allmählich von der Bildfläche verschwindet. Dass es dabei nicht ganz ohne Kompromisse geht, das gibt Kaiser ehrlich zu. Gerade als Heranwachsender habe er gelernt, seine Kompromissfähigkeit zu entwickeln, ebenso wie die Eltern, die mit der Zeit lernen mussten, dass auch die eigenen Kinder erwachsen werden. „Irgendwann hat man seine eigene Persönlichkeit und man macht gewisse Dinge so, wie man sie für richtig hält. Trotzdem habe ich meinen größten Respekt vor meinem Vater, schließlich habe ich alles von ihm gelernt.“
Enge Familienbande
Seit mittlerweile mehr als 20 Jahren hat sich der Sohn also nun dem Anbau von Kürbissen verschrieben. „Und von Jahr zu Jahr wird es mehr“, freut er sich. Verkauft werden die Kürbisse auf einem Stand vor dem Familienhaus. „Viele meinen, das wäre nicht viel Arbeit, aber es ist keine Seltenheit, dass ich nach der Arbeit abends ein paar Stunden auf dem Acker verbringe.“ Trotzdem mache er die Arbeit gerne: „Die Resonanz ist sehr schön." Außerdem kann er sich auf die Hilfe seiner Familie verlassen, teilen sich doch drei Generationen das Eigenheim. Gleich dahinter wohnen sein Neffe und dessen Familie. „Meine Kinder arbeiten zwar nicht so gerne auf dem Feld, aber sie machen es trotzdem. Ich finde es schön, dass sie damit aufwachsen.“ Durch die enge Familienbande sind seine Kinder in allen Generationen gleichzeitig zuhause. Ein anderes Leben in der Stadt ohne „das Grün, ohne etwas mit den Händen zu machen und ohne meine Familie“ - das könne sich Tilo Kaiser nicht vorstellen.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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