Serie des NABU Bretten zu Naturthemen
Wegwarten blühen nach der Uhr

Früher wurde die Wegwarte als Heil- und Gemüsepflanze verwendet. | Foto: Dr. Stefan Bosch, NABU
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  • Früher wurde die Wegwarte als Heil- und Gemüsepflanze verwendet.
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Bretten/Region (sb) In einer Artikelserie will der NABU Bretten auf die Vielfalt der Natur und ihrer Lebewesen eingehen und den Leserinnen und Lesern der Brettener Woche/kraichgau.news näherbringen. Als Autor hat der NABU Stefan Bosch gewinnen können. Er ist einer der bekanntesten Arten- und Vogelexperten des NABU, der für seine Verdienste schon die höchste Auszeichnung des Naturschutzbundes, die Lina-Hähnle-Medaille, erhalten hat.

Wegwarte blüht nach einem Zeitplan

Der Name ist Programm: Ein Meer leuchtend hellblauer Blüten säumt derzeit viele Straßen- und Wegränder. Allerdings nur, sofern dort nicht gemäht wurde und man früh genug hinschaut. Denn die Wegwarte (Cichorium intybus) blüht nach einem Zeitplan: Ihre drei bis fünf Zentimeter großen Blütenköpfe öffnen sich nach Sonnenaufgang und schließen sich bereits um die Mittagszeit. Deshalb erscheint sie nachmittags als grüne, vermeintlich blütenlose Pflanze. Wegwarten-Blüten sind hoch attraktiv für Schwebfliegen, Käfer, Tagfalter und mindestens 38 Wildbienenarten. Die verschiedenen Blüten-Öffnungszeiten optimieren die Besuche von potenziellen Bestäubern.

Blume oder schmachtende Jungfrau?

Die krautige, tief wurzelnde Staude wird bis zwei Meter hoch, blüht von Juli bis September und bevorzugt als Pionier- und zudem salzverträgliche Pflanze sonnige Stellen an Wegrainen und Straßenrändern. Im Volksglauben galt die Wegwarte als verwunschene Jungfrau, die am Weg schmachtend auf ihren Liebsten wartet. Die Verbreitung erfolgt über Samen, die vom Regen ausgewaschen und verteilt werden. Im Herbst sind die kleinen Früchte bei Finken und Sperlingen sehr beliebt. Der Blütensaum entlang von Straßen wirkt in der Natur somit als Verbindungslinie, von der Insekten und Vögel profitieren. Früher wurde die Wegwarte als Heil- und Gemüsepflanze verwendet. Aus dem Supermarkt ist uns ihre Verwandtschaft gut bekannt: Endivie, Chicoree oder Radicchio und der aus der Wurzelzichorie geröstete, legendäre Kaffeeersatz „Muckefuck“ sind Kulturformen der blau blühenden Staude am Wegrand. (Dr. Stefan Bosch, NABU)

Früher wurde die Wegwarte als Heil- und Gemüsepflanze verwendet. | Foto: Dr. Stefan Bosch, NABU
Ein Meer leuchtend hellblauer Blüten säumt derzeit viele Straßen- und Wegränder. | Foto: Dr. Stefan Bosch, NABU
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