Aus Böckle-Haus wird wieder Gasthaus Rössle
Ausfall eines Handwerkers verzögert Baufortschritt

Weil ein Handwerksbetrieb ausgefallen ist, verzögert sich die Sanierung des Böckle-Hauses.  | Foto: ger
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  • Weil ein Handwerksbetrieb ausgefallen ist, verzögert sich die Sanierung des Böckle-Hauses.
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Bretten (ger) Am Rande der Altstadt wird schon seit knapp einem Jahr am Gebäude Weißhoferstraße 33 gearbeitet. Das in Bretten als Böckle-Haus bekannte Gebäude, in dem einst eine Bäckerei gleichen Namens untergebracht war, wird – wie wir schon mehrfach berichtet haben – mitsamt den Kellern kernsaniert sowie das benachbarte Grundstück für einen Neubau vorbereitet. Im Erd- und Untergeschoss der Hausnummer 33 ist Gastronomie geplant, schon im 18. und 19. Jahrhundert war dort das Gasthaus Rössle ansässig.
Da es nun seit einigen Monaten kaum Bauarbeiten gab, sprach Redaktionsleiterin Katrin Gerweck mit Marcus Weiss, einem der beiden Investoren, der auch Architekt der Bauvorhaben ist.

Für Außenstehende hat sich die letzten Monate kaum etwas verändert, man hat keinen Baufortschritt gesehen. Was sind hierfür die Gründe?
Marcus Weiss: Nachdem wir die abgängigen Gebäudeteile abgebrochen hatten, haben wir uns zunächst auf die denkmalgeschützten Keller konzentriert. Gerade bei einer so komplexen Fachwerksanierung muss man zwar immer das gesamte Gebäude im Blick haben, aber dann doch von unten nach oben sorgsam vorgehen. Wer die Keller seinerzeit noch im Originalzustand gesehen hat und sie nun saniert begehen darf, ist verwundert und zumeist begeistert. Befreit von den Mehl- und Öltanks zeigte sich die Konstruktion im Urzustand. Der mittelalterliche Keller ist beim Stadtbrand zu einem guten Teil eingestürzt und wurde dann ordentlich mit Vollziegeln wieder hergestellt. Der hintere Keller aus dem frühen 19. Jahrhundert wurde in der Vergangenheit schon umgebaut: So wurde eine weitere Treppe eingezogen und auch an den Kellerlichtschächten gearbeitet.

Beim Betreten der Keller fallen einem unterschiedliche Steinarten auf. Wie geht man damit um, auch im Sinne einer späteren Nutzung?
Wir haben die Kellerwände abgestrahlt, dann manuell die Oberflächen von diversen Putzresten befreit, sprich, händisch abgestemmt. Die Fugen freigelegt und ersetzt. So kann man jetzt erkennen, was die bauzeitgemäße Originalsubstanz ist und was über die Jahrhunderte ergänzt wurde. Uns ist wichtig, dass man auch später die verschiedenen Baustände ablesen kann. Gerade, weil wir den hinteren Keller für das Gasthaus Rössle nutzen wollen, ist eine gründliche Durchführung der Restaurierung notwendig. Besonders stolz sind wir auf die Wiederherstellung eines ehemaligen Kellerfensters, bei dem wir im Gebäude vorhandenen Sandstein für die Leibung wiederverwenden konnten. Dazu haben wir das Gewölbe darüber wiederhergestellt.

Aber handelt es sich wirklich um ein Kellerfenster? Dahinter ist doch das Erdreich anstehend?
Ja, es war mal ein Kellerfenster. Die Freilegung des Fußbodens im Erdgeschoss, das früher der Verkaufsraum der Bäckerei war und später der Gastraum sein wird, hat uns die unterschiedlichen Bodenschichten aufgezeigt. In Abstimmung mit den Archäologen des Denkmalamts und dem Bauhistoriker konnten wir hier zur Erkenntnis gelangen, dass das Gelände ehemals zirka 1,50 Meter tiefer lag. Sprich, beim Wiederaufbau des Rössle im frühen 18. Jahrhundert wurde das Außengelände, das Straßenniveau angehoben. Die Weißhoferstraße war früher also einmal tiefer gelegen. Und damals handelte es sich dann eben um ein Kellerfenster, das jetzt unter der Erde liegt. Es sind viele kleine Dinge, die ein solches Gebäude ausmachen.

In den Kellern geht es somit voran, aber was ist mit dem eigentlichen Gebäude? Da ist es ziemlich ruhig, was bei Bürgern Fragen aufwirft. Zumal es milde ausgedrückt, einen gewagten Eindruck hinterlässt, wenn man sich die verbleibenden Bauteile anschaut.
Zunächst einmal finden wir die Anteilnahme der Bürger durchweg positiv, denn das zeigt uns, dass wir mit der Entscheidung, an dieser Stelle das Gebäude zu retten und stadtbildprägend wieder zu errichten, einen Nerv getroffen haben. Daraus hat sich dann eine Erwartungshaltung aufgebaut, das ist aber nachvollziehbar.
Ehrlich gesagt, hat uns der Ausfall eines Handwerkers einige Monate gekostet. Da es wie beschrieben bei einer solch komplexen Struktur auf das Ineinandergreifen aller Bauteile und Abläufe ankommt, ist man auf eine grundlegende Reihenfolge angewiesen. Wenn dann ein Baustein, bildlich gesprochen, fehlt, können die weiteren hierauf nicht aufbauen. Das war der Fall, sodass wir uns dann schweren Herzens im November entschlossen haben, das Gebäude winterfest zu machen.

Was bedeutet das für Ihren Zeitrahmen? Wann rechnen Sie mit einer Fertigstellung?
Wir möchten vor Peter-und-Paul das Dach aufgeschlagen haben, damit wir in der zweiten Jahreshälfte den Innenausbau vorantreiben können. Es wäre schön, wenn wir zur Weihnachtszeit öffnen könnten, das ist aber noch nicht sicher. So oder so benötigen wir für einen dauerhaften Betrieb auch das Gebäude, welches wir nebenan in die Baulücke zum Türmle entlang der Weißhoferstraße bauen werden. Dort liegen aktuell schon die Versorgungsleitungen wie auch die Fernwärmeanschlüsse. Die Keller unter dem Neubau sind somit elementar wichtig für den Betrieb vom Rössle. Sehr dankbar sind wir, dass wir gemeinsam mit den Stadtwerken und der Stadtverwaltung sowohl das Gebäude Rössle, den benachbarten Neubau wie auch die dann in der Kurve entstehenden Gebäude mit Fernwärme versorgen können. Undenkbar, dass wir irgendwo mitten in der Stadt, noch dazu im begrenzten Baufeld, eine Wärmepumpenlandschaft stellen müssten. Man muss immer das Ganze im Auge behalten.

In der letzten Ausgabe berichteten wir von der Schwandorf-Grundschule in Diedelsheim, wo sie als derzeit beauftragter Planer auch die Sanierung der Schule einem Neubau vorziehen. Ist das eine generelle Entwicklung in der Baubranche?
Ja, bedingt durch Baustoffknappheit, den Klimawandel und die damit einhergehenden höheren Anforderungen an die Ökobilanz und die Nachhaltigkeit sind Sanierungen die zukünftigen Hauptaufgaben der Baubranche und somit auch von uns Planern. Man kann nicht wie früher gedankenlos abreißen und dann mit neuen Materialien, die womöglich noch eine schlechte Ökobilanz haben, neu bauen. Das ist nicht mehr drin. Man muss sich mit dem Bestand auseinandersetzen. Das ist aufwändiger, komplizierter und erfordert, dass Handwerk, Baubetriebe und Planer auf Augenhöhe agieren.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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