„Wieder Licht auf den Straßen“
Bauerbacher regt Verlängerung der Straßenbeleuchtung an

Auch in den Nebenstraßen im Wohngebiet rund um die Bismarckstraße in Bretten – so wie hier in der Friedenstraße – bleiben die Straßenlaternen nachts aus. | Foto: hk
  • Auch in den Nebenstraßen im Wohngebiet rund um die Bismarckstraße in Bretten – so wie hier in der Friedenstraße – bleiben die Straßenlaternen nachts aus.
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Bretten (hk) Seit einigen Monaten werden die Straßenlaternen in Bretten und in den Stadtteilen ab Mitternacht abgeschaltet, um Energie und Kosten zu sparen. Dies hatte der Gemeinderat in seiner Sitzung im Oktober 2022 als notwendige Maßnahme zur Energieeinsparung vor dem Hintergrund der Energiekrise beschlossen. Die Hauptstraßen bleiben weiterhin beleuchtet.

„Eine sehr eindrückliche Erfahrung“

Martin Alb hat bereits Erfahrungen mit der Abschaltung der Straßenbeleuchtung gemacht. Auch in seinem Wohnort im Brettener Stadtteil Bauerbach gehen um Mitternacht die Straßenlaternen in allen Nebenstraßen aus. „Es ist dann stockdunkel und rabenschwarze Nacht. Das ist nach wie vor sehr befremdlich“, beschreibt er die Atmosphäre. Mitte März kam er einmal erst nach Mitternacht am Bauerbacher Bahnhof an, bedingt durch eine Verspätung der Bahn. „Es hat geregnet und ich hatte Gepäck dabei und keine Taschenlampe. Das war kein Vergnügen und eine sehr eindrückliche Erfahrung“, erinnert er sich. Obwohl er sich in Bauerbach sehr gut auskenne, habe er sich gefragt, wie man es in dieser Situation sicher zu Fuß nach Hause schafft.

„An der falschen Stelle gespart“

Alb, der beim NABU Bretten aktiv ist und sich ausdrücklich gegen Energieverschwendung ausspricht, begrüße es, dass die Stadt Bretten versucht, ihre Klimaziele zu erreichen – „aber nicht auf Kosten der Sicherheit der Bürger“, sagt er und erklärt: „Die Energieversorgung war im letzten Winter nicht gesichert.“ Inzwischen sei die Situation aber eine gänzlich andere: Die Strompreisbremse habe eine stabile Grundlage geschaffen und die Energieversorgung sei mittlerweile wieder sicher. Und die Bauerbacher Straßenbeleuchtung sei sowieso komplett mit LED ausgestattet. „Meiner Meinung nach wird an der falschen Stelle gespart und es sollte in der dunkelsten Phase der Nacht wieder Licht auf den Straßen geben“, meint Alb. Von der Abschaltung der Straßenbeleuchtung seien nicht nur Bürger betroffen, sondern beispielsweise auch Rettungskräfte, die bei Einsätzen Licht zur Orientierung benötigen.

Wer trägt die Haftung bei Personenschäden?

Der Bauerbacher weist zudem darauf hin, dass das Straßenverkehrsgesetz vorschreibe, dass die Verkehrssicherungspflicht gewährleistet sein muss: In Paragraf 41 Absatz 1 ist eine allgemeine Beleuchtungspflicht der Gemeinden innerhalb der geschlossenen Ortslage geregelt. Eine Abschaltung der Straßenbeleuchtung beeinträchtige diese Sicherheit erheblich, so Alb. Für ihn stelle sich daher auch die Frage, wer im Falle eines Personenschadens durch mangelnde Beleuchtung die Haftung trägt.

Für Alb steht außer Frage, dass man die Einsparungen bei den Energiekosten angesichts der Risiken für die Sicherheit und das Wohlbefinden der Bürger hinterfragen müsse. Er hoffe daher, dass die Stadt das Abschalten der Straßenbeleuchtung aufgrund der aktuellen Lage überdenkt, um den veränderten Umständen gerecht zu werden. Alb schlägt vor, die Beleuchtung zu dimmen, statt sie ganz abzuschalten. Alternativ könnte man nur jede zweite oder dritte Laterne ansteuern, um weiterhin den Energieverbrauch niedrig zu halten. Eine weitere Möglichkeit, die Alb erwähnt, ist eine sensorgesteuerte Straßenbeleuchtung, sprich: Das Licht geht nach Bedarf an, wenn das Restlicht nicht ausreicht.

„Sollten Anpassungen sinnvoll sein, werden diese selbstverständlich erörtert und umgesetzt“

Auf Anfrage der Brettener Woche/kraichgau.news reagiert die Stadtverwaltung Bretten grundsätzlich aufgeschlossen und erklärt: "Natürlich ist uns als Stadtverwaltung bewusst, dass unsere Entscheidung, die Straßenbeleuchtung in Seitenstraßen zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens abzuschalten, im Einzelfall zu größeren Einschränkungen für Bürgerinnen und Bürger führen kann." Man nehme die Verantwortung für die Bürger ernst, "wenngleich keine rechtliche Verpflichtung zu einer flächendeckenden nächtlichen Beleuchtung besteht", weshalb sich die Haftungsfrage nicht stelle. Grundsätzlich halte man die Entscheidung aber nach wie vor für richtig. Man werde daher den eingeschlagenen Weg, der sich gerade noch in der Umsetzung durch die Stadtwerke Bretten befindet, fortführen. "Auch unabhängig von einer Gasmangellage wird es darum gehen, einen guten Mittelweg zwischen dem Sicherheitsempfinden der betroffenen Bürgerinnen und Bürger sowie einem vertretbaren Umgang mit unseren Ressourcen zu finden", teilt die Verwaltung weiter mit. Dies beziehe sich nicht nur auf eine finanzielle Einsparung, sondern auch auf einen geringeren Energieverbrauch und eine reduzierte Lichtverschmutzung. "Natürlich" werde man zu gegebener Zeit die Effekte der Maßnahme evaluieren. "Sollten Anpassungen sinnvoll sein, werden diese selbstverständlich erörtert und umgesetzt." In diesem Zusammenhang freue man sich jederzeit über Rückmeldungen von Bürgern.

In diesem Sinne weist Alb darauf hin, dass die letzte Straßenbahn aus Karlsruhe um 1.17 Uhr in Bauerbach ankommt. Er regt daher an, die Laternen bis um zwei Uhr anzulassen, bis die letzten Rückkehrer mit der Stadtbahn wieder sicher zu Hause angekommen sind.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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