Buchen auf Friedhof mussten gefällt werden
Diskussion um Baumfällung auf dem Friedhof Bretten
Bretten (swiz) Für Simone Schmidt und Ulrike Spinger waren es die schwersten Stunden in ihrem bisherigen Leben. Im Juni des vergangenen Jahres starb Schmidts Ehemann, im Oktober schied Ulrike Springers Sohn überraschend aus dem Leben. Beerdigt sind beide in einem Urnengrab unter einer altehrwürdigen Buche auf dem Brettener Friedhof. Für die beiden Frauen ein schöner Ort, wo sie nun die letzte Ruhestätte ihrer Liebsten wissen. „Wir hatten uns diesen Platz unter dem großen Baum extra ausgesucht“, erzählt Simone Schmidt, die, wie auch Ulrike Springer, während des Gesprächs mit der Brettener Woche sichtlich mit den Tränen zu kämpfen hat. Während die Frauen noch mit dem Verlust des Mannes und des Sohnes zu kämpfen haben, erfahren sie vor einigen Tagen bei einem ihrer regelmäßigen Besuche auf dem Friedhof dann etwas, das sie immer noch wütend und sprachlos macht. „Eine ältere Frau hat mir bei einem zufälligen Treffen erzählt, dass die große Buche an unserem Urnenfeld gefällt werden soll“, erinnert sich Springer kopfschüttelnd.
Keine Informationen für die Angehörigen
Sie habe das erst nicht glauben können, denn von der Stadtverwaltung sei diesbezüglich keinerlei Information an sie als Angehörige herangetragen worden. Auch Simone Schmidt war bis zu diesem Tag ahnungslos. Nach einem Telefonat mit dem Brettener Bürgermeister Michael Nöltner gab es dann aber die traurige Gewissheit: Der große Baum müsse aus Sicherheitsgründen gefällt werden, da sein Zustand inzwischen so schlecht sei, dass eine Erhaltung unmöglich wäre. Dies habe auch ein Gutachten der auf Baumprüfungen spezialisierten Firma Neidlein ergeben, wie es in einer von der Stadt Bretten am Montagnachmittag verschickten Pressemitteilung heißt. Demnach sind die Buchen, insgesamt sollen zwei Bäume weichen, nicht mehr standsicher und mussten daher am Mittwoch, 7. Oktober, gefällt werden. Dies sei die Aussage des Gutachtens.
"Bäume werden behutsam entnommen, die Wurzeln gefräst"
Der kurzfristige Termin, so Oberbürgermeister Martin Wolff in der städtischen Mitteilung, sei auch wegen der derzeit außergewöhnlichen Wetterlage mit zum Teil starken Windböen angesetzt worden. Die Bäume würden dabei „behutsam entnommen, die Wurzeln gefräst“ und der Platz für eine Neubepflanzung vorbereitet, so die Stadtverwaltung. An den Platz der Buchen sollen dann Ende November fünf Meter hohe Eichen gepflanzt werden. Diese seien robuster als Buchen. Die notwendige Fällung stellen Schmidt und Springer indes gar nicht in Frage. Wenn die Bäume krank seien, dann könne man das nicht ändern.
"Es hätten ja zwei, drei Sätze gereicht"
"Es kann aber doch nicht sein, dass wir als Angehörige über so einen Schritt nicht informiert werden“, sagt Simone Schmidt mit Tränen in den Augen. „Wäre ich unvorbereitet am Mittwoch zum Grab meines Mannes gekommen und der Baum wäre weg gewesen, dann hätte ich einen Herzinfarkt bekommen.“ Bei der Stadt sei ihr zu ihren Vorwürfen lediglich gesagt worden, sie habe schließlich nur ein Grab und nicht den Baum vor den Urnenfeldern gekauft. Auch Ulrike Springer ist entsetzt. „Ich versuche derzeit die anderen Angehörigen dieses Feldes zu erreichen, um sie rechtzeitig über die Fällung zu informieren. Leider habe ich aber nicht alle Telefonnummern gefunden.“ Eine Aufgabe, die laut Springer auch in das Resort der Stadtverwaltung falle. „Es hätten ja zwei, drei Sätze gereicht. Aber so etwas nur durch Zufall zu erfahren, ist einfach traurig", sagt Schmidt resigniert. Neben der Fällung der Buchen treibt die Frauen aber eine weitere Sorge um. „Ich habe Angst, dass durch die Arbeiten die Gräber meines Sohnes und der anderen Verstorbenen beschädigt werden“, erklärt Springer.
"Gefahr im Verzug"
Diese Angst sei unbegründet, betont Oberbürgermeister Martin Wolff im Gespräch mit der Brettener Woche. "Die Urnenfelder werden durch die Fällung nicht berührt, da die Wurzeln nicht ausgegraben, sondern nur gefräst werden." Zum Vorwurf der fehlenden Kommunikation mit den Angehörigen erklärt der OB, man hätte natürlich die Angehörigen informieren können, aber das hätte sehr viel Aufwand verursacht. Letztendlich bleibe das Urnenfeld ja auch ein Baumgrab, nur eben mit anderen Bäumen. Zur Fällung der beiden Buchen habe es übrigens keinerlei Alternative gegeben, so Wolff. Die Bäume litten an einer inneren Fäule und deswegen sei "Gefahr im Verzug". "Wir wollen schließlich nicht, dass Besuchern noch Äste auf den Kopf fallen."
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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