In Bretten zu Hause
„Ein beeindruckendes Gebäude“ - Investoren-Duo will „Böckle-Haus“ sanieren

Der Brettener Architekt Marcus Weiss.  | Foto: Rebel

Bretten (swiz) Die Diskussion um das im Brettener Volksmund auch „Böckle-Haus“ genannte Gebäude Weißhofer Straße 33 schwelt schon einige Zeit. Nun hat der Brettener Gemeinderat grünes Licht dafür gegeben, das Fachwerkhaus sowie den Anbau und Keller zu erhalten und zu sanieren. Dazu werden die Gebäude in der Nachbarschaft, Weißhofer Straße 35 und 37, abgerissen und es folgt eine neue Bebauung. Diese verantwortungsvolle Aufgabe wird das Investoren-Duo Marcus Weiss, Brettener Architekt und Kai-Uwe Feldengut, Unternehmer aus Bruchsal, übernehmen. Mit Weiss sprach die Brettener Woche über die konkreten Pläne und die allgemeine „Altstadt-Diskussion“ in Bretten.

Herr Weiss, in Bretten gibt es einige historische Gebäude, von denen viele einer Generalsanierung bedürften. Warum haben Sie und Herr Feldengut sich gerade für dieses Projekt entschieden?
Das Gebäude Weißhofer Straße 33 hat eine lange Historie mit unterschiedlichen Nutzungen über die Jahrhunderte. Es befindet sich, verstärkt durch die Zerstörungen der 70er Jahre, an einer stadtbildprägenden Stelle. Wenn der Baukörper von den Um- und Anbauten im Inneren und Äußeren befreit und das Fachwerk herausgearbeitet sein wird, kann man ein beeindruckendes Gebäude wahrnehmen.

Erklären Sie unseren Lesern bitte noch einmal, wie Sie sich die Generalsanierung des Gebäudes W33 (Weißhoferstraße 33), die ja auch einige Vorgaben hat sowie die Gestaltung der Neubauten vorstellen?

Gemeinsam mit der Verwaltung konnten wir den Gemeinderat davon überzeugen, dass wir das Gebäude erhalten und mit Neubauten ergänzen können. Zum jetzigen Zeitpunkt war diese grundsätzliche Entscheidung wichtig. Sie war der Startpunkt für die anstehenden Planungen. Wir wissen aktuell noch nicht, wie die Neubauten aussehen und wie groß sie exakt sein werden. Das werden wir in den nächsten Monaten gemeinsam mit der Stadtplanung und der Verwaltung erarbeiten.

Wird es auch Raum für Gastronomie und Dienstleistung geben?
Im Erdgeschoss, vor allen Dingen im Bereich der Straße und der Kreuzung, ist eine gastronomische oder eine Dienstleistungsnutzung gut vorstellbar. So wäre es auch möglich, die Gewölbekeller zu aktivieren.

Woher nehmen Sie das Vertrauen, dass sich ein solches Großprojekt bei den derzeit explodierenden Energie- und Baustoffpreisen für Sie beide als Investoren auch wirklich rentiert und nicht eine „bloße Liebhaberei“ ist?
Die Beantwortung dieser Frage ist an Wichtigkeit gar nicht hoch genug einzuschätzen. Denn im Umkehrschluss würde das bedeuten, die Baubranche sollte nicht mehr bauen, nur, weil die steigenden Preise und die Materialverfügbarkeiten kritisch werden? Vielmehr zeigt es uns allen auf, dass man noch viel sorgsamer als früher planen muss, gleichzeitig aber auch keine Zeit verlieren darf. In unserem Fall kommt aber entscheidend hinzu, dass wir die Gebäude nicht entwickeln, bauen und verkaufen wollen, sondern sie im Eigentum behalten und betreiben wollen. Daher ist uns an der Qualität der Planung und Ausführung im Besonderen gelegen.

In Bretten ist in der jüngeren Zeit eine Diskussion darüber entbrannt, ob, überspitzt formuliert, „jeder historische Holzbalken“ erhalten werden muss oder ob der Erhalt von alten Gebäuden auch Grenzen hat. Wo stehen Sie in dieser Diskussion?
Das ist keine Grundsatzdebatte, sondern kann und muss unter Fachleuten im Einzelfall abgewogen und entschieden werden. Aus Architektensicht ist die Sanierung von Gebäuden, gerade unter dem Aspekt steigender Neubaupreise und knapper Ressourcen in der Zukunft als zunehmend wichtig einzustufen. Doch kann es auch sein, dass ein Gebäude nicht oder nur zu Teilen erhalten werden kann. Dann ist jedoch geboten, dass sich alle Beteiligten auf einen fachlich fundierten Entwurfsprozess einlassen, der sich mit der zeitgenössischen Verbindung oder Ergänzung von alter und neuer Architektur und dem dann entstehenden Stadtbild auseinandersetzt. Gerade im Hinblick auf die notwendige innerstädtische Nachverdichtung und die Schaffung von Wohnraum ist es wichtig, diese Planungsaufgabe ohne Denkverbote und ohne festgefahrene Positionen im Sinne einer langfristigen Betrachtung des Standorts und des Stadtbildes anzugehen.

Die Fragen stellte Redaktionsleiter Christian Schweizer.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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