In Bretten bleibt es dunkel
Gemeinderat beschließt mehrheitlich, Straßenbeleuchtung nachts weiterhin abzuschalten

Auch weiterhin sollen in Bretten und den Stadtteilen die Lichter nachts ausgeschaltet bleiben. | Foto: hk
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Bretten (ger) In der ersten Gemeinderatssitzung in Bretten nach der Sommerpause ging es um ein in der Bevölkerung heiß diskutiertes Thema: Die Abschaltung der Straßenbeleuchtung in den nächtlichen Stunden. Gleich zu Beginn meldete sich in der Fragestunde eine Bürgerin zu Wort, die forderte, die Beleuchtung die Nacht hindurch wieder brennen zu lassen. Als Gründe führte sie ein größeres Sicherheitsgefühl sowie ein geringeres Verletzungsrisiko an und umriss damit die Spannweite der Gegenargumente.

Jährliche Ersparnis von 170.000 Euro

Seit Oktober 2022 werden als Maßnahme gegen die drohende Energiekrise und massiv ansteigende Kosten für Gas und Strom in der Kernstadt und den Stadtteilen die Laternen von Mitternacht bis 5 Uhr morgens ausgeschaltet. Nicht betroffen von der Abschaltung sind Hauptstraßen sowie neuralgische Stellen wie Fußgängerüberwege. Laut Verwaltung beläuft sich die jährliche Ersparnis auf 170.000 Euro.

Beitrag zu Klimaneutralität und keine erhöhte Kriminalität

In der Haushaltsklausur im Januar 2023 hatte der Gemeinderat beschlossen, die Abschaltung fortzuführen, da der geringere Strombedarf auch einen wichtigen Beitrag zum Erlangen der Klimaneutralität bis 2035 leiste. Die Verwaltung hatte ferner beim ortsansässigen Polizeirevier nachgefragt, ob sich die Dunkelheit in den Straßen auf die Kriminal- und Unfallstatistik niedergeschlagen habe. Die Zahlen seien dahingehend aber völlig unauffällig.

Laternen eine Stunde weniger abschalten

Daher schlug die Stadt dem Gremium vor, die Teilabschaltung mit kleinen Änderungen auch für das kommende Jahr 2024 beizubehalten: Die Laternen sollen eine Stunde weniger, nämlich zwischen 1 und 5 Uhr abgeschaltet werden, und an bestimmten Veranstaltungen wie dem Weinmarkt, an Fasching oder Dorffesten soll die Beleuchtung durchgängig angeschaltet sein. Damit verringert sich das Einsparpotential allerdings um jährlich etwa 50.000 Euro und beläuft sich nur noch auf 120.000 Euro.

Weniger problematisch für Nachtschwärmer

 
Als „heißes Eisen“ bezeichnete Bernd Neuschl, CDU, das Thema. Man habe in der Fraktion lange darüber debattiert. Bürger berichteten von teils unzumutbaren Zuständen, wobei weniger die Nachtschwärmer Probleme hätten, die ja erst in den frühen Morgenstunden heimkämen, als die Besucher von Kulturveranstaltungen oder die (schicht-)arbeitende Bevölkerung. An Orten, wo die Beleuchtung schon auf LED umgestellt sei wie in Dürrenbüchig, sei die Abschaltung sinnlos. Dennoch plädiere die Fraktion dafür, die Lichter auszulassen und das eingesparte Geld für die nachhaltige Umrüstung auszugeben. „Die Bevölkerung muss aber transparent über Einsparungen und Umrüstungen informiert werden, denn nur Sachwissen schafft Verständnis“, bat Neuschl die Verwaltung um eine deutliche Kommunikation.

"Benachbarten Kommunen ist Sicherheit der Bürger wichtiger"

Jörg Biermann von „den aktiven“ betonte, seine Fraktion könne die Abschaltung nicht weiter befürworten. Dabei berief er sich nicht nur auf die Ängste der Bevölkerung, sondern auch auf die gesetzliche Verkehrssicherungspflicht und ein Insektenschutzgesetz, das in Baden-Württemberg bis 2030 in Kraft treten werde und nach dem Insekten nicht mehr durch Straßenbeleuchtung zu Schaden kommen dürfen. Hinter den Zahlen der Polizei vermutete er, dass sie daraus resultierten, dass sich wegen der Dunkelheit weniger Menschen auf die Straße trauten. Weiter verwies er auf benachbarte Kommunen, denen die Sicherheit ihrer Bürger wichtiger sei als Geldersparnis, und forderte ein detailliertes Konzept: „Man muss von Stadtteil zu Stadtteil schauen, was abgeschaltet werden kann.“

Geführte Nachtspaziergänge 

Ute Kratzmeier, Grüne, berichtete, dass es in der Bevölkerung auch Stimmen gebe, die die Abschaltung befürworteten. Die Urängste, die Dunkelheit bei Menschen auslösten, nehme ihre Fraktion ernst, aber eine künstlich erhellte Nacht habe auch negative gesundheitlich Folgen wie Schlafstörungen. „Alles hat eben mehrere Seiten.“ Sie schlug vor, mit geführten Nachtspaziergängen auch die positiven Seiten einer dunklen Nacht aufzuzeigen.

"Die meisten sind um diese Zeit zu Hause"

Der Sprecher der Freien Wähler, Bernd Diernberger, erkannte an, dass das Thema viel und kontrovers diskutiert werde, dennoch spreche sich seine Fraktion für die Abschaltung aus. Von den 6.000 Leuchtstellen, die es in der Stadt gebe, seien schon 2.000 auf LED umgestellt. Auch Edgar Schlotterbeck sprach sich für die SPD-Fraktion für die weitere Abschaltung aus, auch wenn die Gegenüberstellung vom Nutzen, Geld und CO2 einzusparen, und der kommunalen Pflicht, für Sicherheit zu sorgen, in einem Dilemma münde. „Die meisten sind ja um diese Zeit zu Hause, und auch dort mache ich das Licht aus, wenn ich das Zimmer verlasse“, bemühte er einen, wie er selbst zugab, etwas schiefen Vergleich. Außerdem habe fast jeder Bürger ein Handy mit Taschenlampenfunktion und könne sich damit selbst helfen.

Beleuchtung in Sommermonaten morgens früher abschalten

Der AfD-Stadtrat Andreas Laitenberger stimmte den Argumenten „der aktiven“ zu und lehnte damit den Antrag ab. Er bevorzuge, präventiv zu handeln, und nicht erst, wenn wegen der fehlenden Beleuchtung etwas passiert sei. Es sei „ideologisch“, dass kein Geld da sei, wenn es um die Bürger gehe. Aaron Treut, Ortsvorsteher von Ruit, seit Juli Bürgermeister von Maulbronn und aktiven-Stadtrat, brachte schließlich noch das ein, was in der Ortschaftsratssitzung Ruit zu dem Thema besprochen worden war: Man könne prüfen, was es bringe, Monumente wie Kirchen zu beleuchten. Als weitere Ideen für eine Einsparung schlug er vor, im Sommer, wenn es früh hell wird, die Beleuchtung auch früher auszuschalten, sowie die Lampen an Bahnsteigen, die rund um die Uhr an seien, bei Tageslicht abzuschalten.

Zum Schluss wurde mehrheitlich für die Beibehaltung der Abschaltung gestimmt. ger

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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