Start-up "Deja Camper" aus Obergrombach
"Irgendwann muss man seine Grenzen überwinden"

Denise Lindenfelser hat ihr eigenes Unternehmen gegründet: Sie baut Kastenwägen zu Campern aus und vermietet diese. | Foto:  Foto: privat
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  • Denise Lindenfelser hat ihr eigenes Unternehmen gegründet: Sie baut Kastenwägen zu Campern aus und vermietet diese.
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Bruchsal/Bretten (hk) Unabhängig sein, neue Orte kennenlernen und im eigenen Bett schlafen: Ein Urlaub mit dem Camper hat viele Vorteile. Das weiß auch Denise Lindenfelser aus Bruchsal-Obergrombach, die leidenschaftlich gerne entspannt, aber auch abenteuerlich reist. Weil sie auch anderen jungen Menschen ermöglichen wollte, das "Vanlife" zu genießen, gründete die 20-Jährige ihr eigenes Unternehmen "Deja Camper". Mit ihrer Erfolgsgeschichte im Gepäck erzählte sie den Schülern des Melanchthon-Gymnasiums in Bretten jüngst, wie sie das alles geschafft hat.

Landeskampagne "Start-up BW Young Talents"

Hintergrund der Gesprächsrunde am MGB ist die Landeskampagne "Start-up BW Young Talents" des baden-württembergischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, die junge Gründer ins Klassenzimmer holt und so Schülern die Möglichkeit bietet, die Welt der Start-ups hautnah zu erleben. Die Schüler des Melanchthon-Gymnasiums in Bretten hatten sich auf dieses Treffen vorbereitet und so kam es zu einem regen Austausch zwischen ihnen, der Gastrednerin Denise Lindenfelser und den beiden Schülermoderatoren Vijasan Sivarajahkumar und Elias Anthony Reps.

"Die beste Entscheidung meines Lebens"

Doch wie kommt man eigentlich auf die Idee, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen? Das wollten die Schüler von der 20-Jährigen, die ihr Abitur am Justus-Knecht-Gymnasium in Bruchsal gemacht hat, natürlich zuerst wissen. Die Idee hierzu sei im Dezember 2019 auf der Suche nach einem Mietwagen für den Urlaub auf Lanzarote entstanden. Weil die Preise für „Jungfahrer“ quasi unbezahlbar gewesen seien, habe sie sich nach einem „Apartment auf Rädern umgeschaut und einen alten, klapprigen Campervan gefunden, der unser Zuhause für unsere sechs Tage auf Lanzarote war“, berichtet Lindenfelser. Rückblickend, sagt sie, "war das die beste Entscheidung meines Lebens".

"Gefühl von Freiheit erleben"

Denn die Erfolgsgeschichte, die folgte, ist bemerkenswert. Als Lindenfelser zurück in Deutschland war, wollte sie ihren eigenen Camper ausbauen – "aber jetzt nicht ausschließlich, um selbst damit zu reisen, sondern um anderen die Möglichkeit zu geben, das gleiche Gefühl von Freiheit zu erleben", fasst sie ihre Philosophie zusammen. So wurde "Deja Camper" geboren. Seitdem vermietet sie ihre selbstgebauten Wohnmobile. Derzeit stehen vier Camper zur Verfügung und "jeder hat seinen eigenen Charakter", sagt Lindenfelser.

"Am Anfang habe ich mich finanziell total verkalkuliert"

Für ihre ersten Schritte als Jungunternehmerin, sagt sie, habe sie auf ihre eigenen Ersparnisse sowie auf das finanzielle Polster zurückgegriffen, das ihre Eltern ihr für das Studium angespart hatten. Lachend gibt sie zu: "Am Anfang habe ich mich finanziell total verkalkuliert." Gebrauchte Fahrzeuge würden bis zu 9.000 Euro kosten. Und was die Reparaturkosten anbelange, habe sie sich inzwischen praktisch schon ein fünftes Fahrzeug gekauft.

"Nicht ernst genommen zu werden, das ist das Schlimmste"

Vor den MGB-Schülern, die nur ein paar Jahre jünger sind als sie, will sie aber nichts beschönigen. Für den Ausbau ihres ersten Wohnmobils stand ihr, wie sie erzählt, nur ein Acker ohne Dach als Standort zur Verfügung. Es war klar, dass bei Regen alles weggeräumt werden musste, sagt die Jungunternehmerin, die ihrer Leidenschaft am liebsten in einer Halle mit Strom und Wasser nachgehen würde, diese aber noch nicht gefunden hat. "Aber wenn man so jung ist, wird man oft nicht ernst genommen. Als Frau wird man noch weniger ernst genommen, vor allem, wenn man ein Fahrzeug kauft", sagt sie, jetzt mit einem ernsten Unterton in der Stimme. "Viele denken: 'Die hat doch sowieso keinen Plan, die können wir doch gleich abzocken'", spricht sie über ihre Erfahrungen mit manchen Autohändlern. "Nicht ernst genommen zu werden – das ist wirklich das Schlimmste an der ganzen Sache", sagt die 20-Jährige.

"Eine unvergessliche Zeit bescheren"

Umso schöner seien die Momente, in denen sie durch ihr Unternehmen, anderen eine unvergessliche Zeit bescheren könne. „Der allererste Kunde in einem unserer Camper hat seiner Freundin einen Antrag gemacht“, erinnert sie sich. Ein Seniorenpaar hingegen habe durch einen Camperurlaub das „Vanlife“ für sich entdeckt. „Der Markt ist sehr groß. Wie siehst du deine Chancen, gegen die Konkurrenz zu punkten?“, lautete eine der Fragen der Schüler. Das Ziel von Start-ups, erklärte Lindenfelser, sei es, das Geschäft „großzuskalieren“. „Aber das funktioniert nicht mit unserer Philosophie“, betont sie. Es sei für sie nie infrage gekommen, Camper in Massen umzubauen oder umbauen zu lassen. Im Grunde genommen gehe es ihr nur darum, die bisher vier ausgebauten Camper soweit am „Laufen zu halten“, um mit den Mieteinnahmen frei und unabhängig die Welt bereisen zu können.

"Man wird nicht reich"

Für diesen Traum macht sie beim Ausbau der Camper alles selbst und arbeitet in ihren „Hochphasen“ auch deutlich mehr als acht Stunden pro Tag, berichtete sie. „Und als Selbständige kann ich Probleme im Unternehmen nicht aufschieben und muss sie selber lösen, weil es sonst niemand macht“, erklärte sie den Schülern die Unterschiede zu einem Angestelltenverhältnis. „Nach Abzug der Steuern und Versicherungen bleibt mir zwar noch Geld übrig, aber man wird nicht reich“, gab die Unternehmerin offen und ehrlich zu. An ihrem Erfolg hätten sich sogar schon andere beteiligen wollen, etwa durch Investments. Doch davon nehme sie aktuell noch Abstand. Ihre Freiheit, im Wechsel eine Saison zu arbeiten und in der anderen zu verreisen, wolle sie nicht aufgeben.

"Irgendwann muss man seine Grenzen überwinden"

Um andere junge Menschen bei der Verwirklichung ihrer Ideen zu unterstützen, möchte sie später selbst in Start-ups investieren oder sie als "Business Angel" unterstützen. "Jeder hat Ängste, aber man muss einfach loslegen", ermutigt sie die Schüler. "Irgendwann muss man seine Grenzen überwinden".

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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