"Keine realitätsfernen Abgrenzungen"
Kritik der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten wegen ausbleibender Bonuszahlungen

In der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten gibt es große Verärgerung unter den Beschäftigten. | Foto: archiv
  • In der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten gibt es große Verärgerung unter den Beschäftigten.
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Bruchsal/Bretten (kn) Die Beschäftigten der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten in den besonderen Wohnformen der Eingliederungshilfe und auch die Vorstände der Einrichtung sind verärgert und fühlen sich ungerecht behandelt. Grund sind die fehlenden Corona-Bonus-Zahlungen. "Wir hatten die gleichen Belastungen wie im Pflegebereich", heißt es von den Mitarbeitern. Bonuszahlungen nach den Beschlüssen von Bundestag und Bundesrat erhalte man allerdings nicht. "Ist unser Engagement für die uns anvertrauten Menschen weniger wert?", heißt es von der Lebenshilfe.

"Fehlende Anerkennung unserer Arbeitsleistung"

Es sei aber nicht nur der fehlende Geldbetrag, der sie wütend mache, sondern auch "die fehlende Anerkennung unserer Arbeitsleistung".  Sven Hecker, Wohnheimleiter und stellvertretender Bereichsleiter „Wohnen“, wird deutlich: "Die Menschen mit Behinderung, die in unseren Wohnheimen zu Hause sind, konnten bei Corona-positiv nicht in den Werkstätten arbeiten und mussten in Quarantäne. Wir haben sie dann beschäftigt und begleitet." Ferner hätten auch in der Eingliederungshilfe alle Corona-Verordnungen umgesetzt werden müssen - genauso wie in den Krankenhäusern und Pflegeheimen. Dadurch sei ein erhöhter Betreuungsaufwand nötig geworden, so Hecker.

"Dies schafft Ungleichheit und Unmut"

Auch die psychische Belastung der Beschäftigten durch die ständige Angst vor einer Ansteckung sei enorm gewesen. Weil aber die Wohnheime zur Eingliederungshilfe gehören und nicht zur Pflege, erhalten die dort Beschäftigen keinen Bonus. "Dies schafft Ungleichheit und Unmut zwischen den Arbeitsbereichen", sagt Bernd Gärtner, einer der Vorstände der Lebenshilfe, der unter anderem für die Wohnheime zuständig ist. Nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die der Pflege zuzurechnen sind, erhalten den Bonus in Höhe von bis zu 550 Euro. "Diese Ungleichbehandlung bei gleicher Belastung ist nur schwer zu vermitteln und überhaupt nicht nachzuvollziehen", sagt er. "Offensichtlich kennt die Politik die hohen Anforderungen in der Eingliederungshilfe nicht und berücksichtigt sie nicht angemessen."

"Stehen im Dauerregen ohne Schirm"

Die genannten Beschäftigten hätten in der Pandemie aber eine zentrale Rolle gehabt, so Gärtner. "Wenn Menschen mit Behinderung nicht in ihren Werkstätten arbeiten konnten, fehlte die Struktur im Tagesablauf. Familienbesuch war ebenfalls nicht möglich." Die Mitarbeitenden hätten die Bewohner deshalb mit großem Aufwand und Einfühlungsvermögen betreut. "Wir fühlten uns wie in einem Dauerregen und man bietet uns keinen Schirm an", sagt Antonina Keller, Wohnheimleiterin. Die Forderung laute deshalb: "Bonuszahlung für alle, die im sozial-pflegerischen Bereich tägig sind und keine Ungleichbehandlung nach realitätsfernen Abgrenzungen".

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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