"Zusicherung, auf die man vertrauen kann"
Kultusministerium verspricht Wiedereröffnung der Grundschule Büchig
Bretten-Büchig (ger) Als eine positive Prognose „von deutlich über 99 Prozent“ für eine Wiedereröffnung wertete der FDP-Landtagsabgeordnete Christian Jung die Antwort der Kultusministerin Theresa Schopper auf seine Kleine Anfrage zur Zukunft der Martin-Judt-Grundschule in Büchig. Diese gute Nachricht überbrachte Jung am gestrigen Dienstagabend persönlich dem dortigen Ortsvorsteher Uve Vollers, einem Vertreter des Ortschaftsrats sowie einem guten Dutzend Eltern von Schulkindern.
Brief des Elternbeirats an Behörden
Die abrupte Schließung der Grundschule zu Beginn des laufenden Schuljahrs hatte im Dorf große Bestürzung hervorgerufen (wir berichteten). Nicht nur Eltern waren schockiert, als sie kurzfristig erfuhren, dass ihre Kinder für ein Jahr auf Schulen in Neibsheim und Bretten ausweichen müssen. Der Grund: Die beiden Lehrerinnen fallen wegen Schwangerschaft, die Rektorin wegen Krankheit über längeren Zeitraum aus. Auch Mitglieder der Vereine, die durch Kooperationen mit der Schule die Dorfgemeinschaft stärken, und schlicht alle, die sich in Büchig heimisch fühlen, sahen die Entwicklung mit Sorge. So schickte der Elternbeirat Anfang Oktober einen Brief an die zuständigen Behörden, in dem er die missliche Situation, die auch eine Folge schlechter Politik sei, sowie den Stellenwert der Schule für die Dorfgemeinschaft darlegte und dringlich forderte, die Schule im nächsten Schuljahr wieder zu öffnen. Das Schreiben wurde auch von Vereinsvorständen sowie Ortsvorsteher Uve Vollers und Bürgermeister Michael Nöltner unterzeichnet und an das Schulamt, das Regierungspräsidium, das Kultusministerium und den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann geschickt.
Schulamt: Planungen beginnen erst Anfang 2023
Das Schulamt ließ telefonisch verlauten, es habe derzeit einfach keine Lehrkräfte, die im laufenden Jahr den Personalausfall hätten auffangen können, und die Planung für das nächste Jahr beginne erst Anfang 2023. Die Antwort aus dem Staatsministerium war eine Aufzählung dessen, was die Regierung bisher gegen den Lehrermangel getan habe, nämlich zusätzliche Stellen geschaffen, Pensionäre zurückgeholt, Quereinsteiger beschäftigt und alle Teilzeitlehrkräfte um Mehrarbeit gebeten. Man sei sich bewusst, dass das bei der Situation „vor Ort nur als schwacher Trost empfunden“ werde und verwies für konkretere Antworten auf das Kultusministerium (KM). Dessen Reaktion ließ jedoch auf sich warten.
Offizieller Stand dank Aktenzeichen
Ende Oktober stattete Christian Jung dem Dorf einen Besuch in dieser Sache ab und startete im Anschluss wegen der offenen Fragen am 2. November eine parlamentarische Initiative: In einer Kleinen Anfrage wollte er von Landesregierung und KM konkret wissen, wie es mit der Büchiger Schule weitergeht. Sein Vorteil: Als Abgeordneter muss er innerhalb von drei Wochen eine Antwort erhalten. Diese kam nun fast fristgerecht, enthält ein Aktenzeichen und damit einen offiziellen Stand, auf den sich alle Interessensvertreter berufen können, und ist außerdem von der Kultusministerin persönlich unterzeichnet worden.
Seit 2017 über 388.000 Euro in Schule investiert
Es sei „vorgesehen, den Unterrichtsbeginn an der Martin-Judt-Grundschule zum Schuljahr 2023/24 wieder aufzunehmen“, heißt es in dem Schreiben. Die erforderlichen Lehrerwochenstunden würden im Rahmen der Versetzungs- und Einstellungsrunde berücksichtigt. Auch die „Hausaufgaben“, die Jung dem KM gegeben hatte, wurden erledigt: Anhand des Melderegisters wurde recherchiert, wie viele Erstklässler in den Schuljahren bis 2030 zu erwarten sind. Und bei der Stadt hatte das KM erfahren, dass seit 2017 über 388.000 Euro in die Schule investiert wurden. Damit sei auch klargestellt, dass die Schule, so Jung, in einem "Top-Zustand" sei.
Die Frage nach der Qualifikation der Lehrkräfte – das Schulamt hatte als einen Grund für die Schließung angeführt, dass der Unterricht mit zwei jahrgangsgemischten Klassen "nur von erfahrenen Lehrkräften" geleistet werden könne – sieht das KM anders. Man sei der Ansicht, dass die Ausgestaltung des Unterrichts "grundsätzlich durch jede Lehrkraft erfolgen" könne.
"Schriftliche Zusicherung, auf die man vertrauen kann"
"Durch Ihre Bemühungen und die Kleine Anfrage haben wir jetzt eine schriftliche Zusicherung, auf die man vertrauen kann, dass es ab dem nächsten Schuljahr wieder weitergeht", so Jung. Er empfahl, Gemeinderat und Stadtverwaltung noch mit ins Boot zu holen und bis zu den Faschingsferien klare Beschlüsse und ein Personalkonzept vom Schulamt zu fordern. Darüber hinaus betonte Jung, dass sich in der Bildungspolitik dringend etwas tun müsse, da die meisten Schulen im Land mit Lehrermangel zu tun hätten und noch andere kleine Schulen von der Schließung bedroht seien.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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