Interview mit der 71. Badischen Weinkönigin, Katrin Lang
"Leidenschaft für den Wein verbindet die Menschen"
Region (bea) Im Interview mit der Brettener Woche/kraichgau.news spricht die 71. Badische Weinkönigin, Katrin Lang, über Weine, Corona und die diesjährige Traubenqualität.
Frau Lang, Sie sind ausgebildete Winzerin und studieren Weinbau und Oenologie. Wann hat Ihre Begeisterung für den Wein begonnen und wie haben Sie diese bislang gelebt?
Die Reben begleiten mich schon seit meiner Kindheit. Als kleines Kind durfte ich bei der Weinlese immer mit dabei sein und mein eignes Eimerchen mit Trauben füllen. Ich habe meinem Vater, der im Nebenerwerb unsere Reben bewirtschaftet, schon immer gerne geholfen. Ich kann gar nicht genau sagen, wann in mir der Wunsch gewachsen ist, Weinbau zu meinem Beruf zu machen. Nach dem Abitur habe ich mich für eine klassische Winzerlehre entschieden, um möglichst viel über den Weinanbau und die Weinbereitung zu erfahren. In meiner Lehre am Staatsweingut in Freiburg habe ich auch viele Einblicke in das Forschungswesen rund um den Wein erhalten. Der Winzerberuf ist meiner Meinung nach sehr facettenreich. Ich genieße es sehr, einen naturverbundenen Beruf auszuüben. Nach meiner Lehre wollte ich mein bisheriges Wissen weiter vertiefen. Am Weincampus in Neustadt/Weinstraße habe ich die Chance, mein Interesse am Wein und an den Reben selbstständig weiterzuentwickeln.
In der Weinbranche arbeiten viele herzliche Menschen. Die Leidenschaft für den Wein und die Kunst der Weinherstellung verbindet viele Menschen über die heimischen Grenzen hinaus. Es macht mir unglaublich viel Spaß mich mit Weinerzeugern auszutauschen und von ihren Erfahrungen zu lernen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie vielfältig und grandios unsere badischen Weine sind. Das macht immer Lust nach mehr!
Im Juni wurden Sie zur 71. Badischen Weinkönigin gewählt. Was bedeutet dieses Amt für Sie?
Ich habe das Amt der Badischen Weinkönigin in einer schwierigen Zeit übernommen. Durch die geltenden Kontaktbeschränkungen war der Start in meine Amtszeit aber auch einzigartig. Ich durfte mich selbst krönen und konnte in der kurzen Amtszeit auch schon viele Winzerinnen und Winzer kennenlernen. Den Titel der Badische Weinkönigin tragen zu dürfen ist eine große Ehre für mich. Es liegt mir sehr am Herzen, den Menschen meine Heimat zu zeigen und sie von unseren großartigen Weinen zu begeistern. Ich bin stolz darauf, Baden als Weinregion im In- und Ausland repräsentieren zu dürfen. Mein Amt eröffnet mir gleichzeitig eine Vielzahl an Möglichkeiten, meine Heimat Baden neu zu entdecken und dabei viele Menschen, Weingüter und Weine kennenzulernen. Natürlich ist das Amt auch mit Aufgaben und Verpflichtungen verbunden. Als Badische Weinkönigin bin ich Botschafterin unserer Weine aber gleichzeitig auch Vermittlerin zwischen den Weinerzeugern und den Verbrauchern. Das ist nicht immer einfach, aber es erfüllt mich, wenn der Kunde erkennt, welche Leidenschaft und welches Handwerk in dem Produkt Wein steckt.
Einige Weinmärkte finden, wie der in Bretten, unter Corona-Bestimmungen wieder statt. Was bedeutet das für Sie und Ihr Amt?
Gerade jetzt in einer eher kontaktarmen Zeit ist es für uns als Weinbotschafterinnen aber auch für die Winzerinnen und Winzer schwierig, Badische Weine zu einem Erlebnis zu machen. Corona hat uns alle kreativ werden lassen. Über unsere Social-Media-Kanäle nehmen wir die Weinliebhaber mit auf unsere Reise, zeigen ihnen die Landschaft Badens und die Keller der Weingüter, die wir besuchen durften. Wir geben Tipps zu Veranstaltungen und wie man auch coronakonform die einzigartigen Weine genießen kann. Unsere Vorgängerinnen im Amt der Badischen Hoheiten haben schon in ihrer Amtszeit die digitalen Medien genutzt, um den Badischen Wein zu repräsentieren. Wir wollen jetzt die digitale Präsenz weiter ausbauen, um von unseren Terminen zu berichten. Uns ist es eine Herzensangelegenheit, auch junge Menschen für den Badischen Wein zu begeistern. Das Amt der Badischen Weinkönigin hat sich diesbezüglich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt und vor allem auch modernisiert. Nicht nur wir als Weinhoheiten, sondern auch die Verbraucher müssen auf die traditionellen Weinfeste und -märkte momentan verzichten. Alternativen wie Weinfeste „to go“ oder Onlineveranstaltungen können diese Weinfest-Kultur nicht ersetzen.
Wie ist das laufende Weinjahr für die badischen Winzer gelaufen und welchen edlen Tropfen können Sie in diesem Jahr empfehlen?
2021 war für die badischen Winzerinnen und Winzer kein einfaches Jahr. Schon der Austrieb im Frühjahr war geprägt von Spätfrost und Hagel. Durch die vielen Niederschläge war es für die Winzer nicht einfach, die Reben vor Pilzkrankheiten zu schützen. Darunter litt vor allem der Traubenertrag, die Qualität der Trauben hingegen ist dennoch überzeugend. Das Weinjahr bleibt bis zur Lese unberechenbar! Ich bin gespannt, was der neue Jahrgang mit sich bringt und freue mich im Frühjahr die Jungweine zu verkosten. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Winzer dieses Jahr tolle Sekte produzieren. Ich freue mich sehr auf spritzige, leichte und sicherlich auch fruchtige Weißweine.
In der Zeit, in der wir alle auf den neuen Jahrgang 2021 warten, trinke ich am liebsten ein Glas Weißburgunder. Die leichte Frucht von heimischem Obst in Verbindung mit einer feinen Säure stellen für mich die perfekten Allrounder-Weine dar. Egal, ob solo oder zu einem guten Essen trinke ich am liebsten unsere badischen Burgunder. Für die kältere Jahreszeit empfehle ich gerne einen Spätburgunder. Eine edle Rebsorte, die vielfältige Weine hervorbringt. Von fruchtigen bis hin zu kräftigen, im Holz ausgebauten Rotweinen ist da für jeden Geschmack etwas dabei!
Autor:Beatrix Drescher aus Bretten |
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