Endspurt im Wahlkampf um Amt des OB
Mit der offiziellen Kandidatenrunde geht der Brettener OB-Wahlkampf in die Schlussphase

Bretten (hk) Am vergangenen Freitagabend fand in Bretten die offizielle Kandidatenvorstellung für die anstehende Oberbürgermeisterwahl am 7. Juli in Bretten statt, die einen neuen Höhepunkt im Wahlkampf darstellte. In einer gut besuchten Veranstaltung im Hallensportzentrum "Im Grüner" präsentierten sich die Kandidaten Jana Freis (parteilos), Michael Nöltner (CDU), Nico Morast (CDU), Fabian Nowak (Grüne), Frank Trippel (Die Partei) und Manfred Westermayer (parteilos) der Öffentlichkeit. Jeder Kandidat hatte zwölf Minuten Zeit für seine Rede, in der sie und er ihre Visionen und Pläne für die Zukunft der Stadt darlegten. Insgesamt verfolgten mehr als 800 interessierte Bürger die Veranstaltung.

"Lebendige und blühende Metropole"

Jana Freis, die jüngste und einzige weibliche Kandidatin im Rennen, will die erste Oberbürgermeisterin von Bretten werden. In ihrer Rede betonte sie ihre Entschlossenheit, Bretten in den kommenden acht Jahren zu führen: „Ich traue mir das zu – für mich gibt es keine Alternative“, sagte sie entschlossen. Freis verwies auf ihre Ideenschmiede in Form ihrer "Ideenbox", die sie bei ihren Wahlkampfterminen mit zahlreichen Anregungen der Bürgerinnen und Bürger gefüllt habe. Trotz ihres Studiums in Heidelberg sei ihr Lebensmittelpunkt immer in Bretten geblieben. Als Oberbürgermeisterin wolle sie zeigen, dass man als Bürger der Stadt Bretten alles vor der Haustür habe, sich aber auch für ein nachhaltiges Leerstandsmanagement in der Innenstadt einsetzen. Auch die gemeinwohl-#%orientierte Ausrichtung der Städtischen Wohnungsbau GmbH könne sie sich als Oberbürgermeisterin vorstellen. Sie plane „kleine, aber feine Maßnahmen für einen gewaltigen Qualitätssprung“. Die bevorstehende Gartenschau bezeichnete sie als „Jahrhundertprojekt“ und als Chance, Bretten zu einer „lebendigen und blühenden Metropole“ zu machen. „Gemeinsam werden wir Geschichte schreiben“, schloss sie ihre Rede. Während Freis auf frische Ideen und Bürgernähe setzte, ging es im Anschluss bei OB-Kandidat Michael Nöltner um seine langjährige, kommunalpolitische Erfahrung als derzeitiger Bürgermeister der Stadt Bretten und seine überparteiliche Perspektive.

Bürgerentscheid für Straßenbeleuchtung?

Nöltner, der nach eigenen Angaben seit 30 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv ist, hob zunächst seine tiefe Verbundenheit mit Bretten hervor. „Bretten bedeutet mir die Welt“, sagte er. Er habe die Bewerbung für die Gartenschau maßgeblich initiiert, doch während man als Bürgermeister nur die Gestaltungsmöglichkeiten habe, vieles aktiv voranzutreiben, wolle er als Oberbürgermeister die Entscheidungen als „Letztverantwortlicher“ treffen. Er habe bisher stets überparteilich agiert und erklärte, dass er gegen ex-#%tremistische Parteien sei, egal ob von rechts oder links. Ein zen-#%trales Thema für den OB-Kandidaten sei die umfassende Bürgerbeteiligung. Er scheue sich nicht vor Bürgerentscheiden und nannte als Beispiel die Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung. Sollte der neue Gemeinderat an der Abschaltung festhalten, strebe er einen Bürgerentscheid zu diesem Thema an. Die Gartenschau sehe er als Chance für eine Stadtentwicklung in „Turbogeschwindigkeit“. Abschließend stellte Nöltner klar: „Ich bin kein Martin Wolff 2.0, keine Kopie von Paul Metzger, sondern Michael Nöltner 1.0 in seiner besten Version“.

"Echter Neuanfang"

Nico Morast begann seine Rede mit seinem Anliegen für die weniger privilegierten Bürger der Stadt. „Ich will mich für jene einsetzen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, sagte er und stellte sich als verwaltungserfahrener Kandidat vor. Morast, derzeit Bürgermeister in Massenbachhausen (Kreis Heilbronn), will Bretten zu einem "Leuchtturm in der Region" machen und dabei auf Transparenz und Ehrlichkeit im Rathaus setzen. Er versprach mehr Durchschaubarkeit in den Verwaltungsabläufen und Offenheit im Handeln der Stadtspitze. Seine Vision sei die gleichwertige Entwicklung der Kernstadt und der „vernachlässigten Stadtteile“. Zum Thema Gartenschau stellte er klar: „Die Gartenschau fällt Bretten nicht in den Schoß“. Jetzt gelte es, „endlich Gas zu geben“. Unter seiner Führung würden alle Fakten offengelegt und die Kosten transparent bleiben. Morast sprach sich gegen Experimente und Risiken aus und versprach einen „echten Neuanfang“ mit ihm als entscheidungsfreudigem Oberbürgermeister.

Erreichbare Ziele mit einer pragmatischen Herangehensweise

Der vierte Kandidat, Fabian Nowak, beschrieb sich zunächst als „eher zurückhaltenden Typ“, ihn würden jedoch „Leistungsbereitschaft und Zielstrebigkeit“ auszeichnen. Daraufhin zählte er seine Tätigkeiten im Gemeinderat, Ortschaftsrat und in verschiedenen Ausschüssen auf. "Ich beobachte, analysiere auf die Umsetzbarkeit und übertrage auf Bretten", erläuterte Nowak seine Vorgehensweise. Jeder Euro, der in Bildung investiert werde, sei für ihn ein Vielfaches wert. Mit Blick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Jahr 2026 sagte Nowak, dass kreative Ideen gefragt seien. Er wünsche sich eine aktive Bürgerbeteiligung, die er insbesondere beim Projekt Gartenschau stärken wolle. Als OB wolle er auf erreichbare Ziele mit einer pragmatischen Herangehensweise an die Stadtentwicklung setzen.

Keine "Hinterzimmer-Deals" mit Trippel

Als „Leuchtfeuer der Hoffnung“ stellte sich Frank Trippel, Kandidat der Satirepartei „Die Partei“, vor und wandte sich dabei besonders an die „Erst- und Letztwähler“. In seiner Rede beschrieb er sich als Idealist im „Dunkel der Mittelmäßigkeit“. Trippel versprach, dass kein Bürger übersehen und keine Stimme unerhört bleiben würde. Er hob außerdem seine Unabhängigkeit von politischen Seilschaften hervor und erklärte: „An den aktuellen Problemen der Stadt bin ich definitiv nicht schuld.“ Dabei stellte er aber auch klar: "Meine Ambitionen sind sehr ernst." Trippel sprach auch von seinem Glauben an das Gute im Menschen und versicherte, dass es mit ihm keine "Hinterzimmer-Deals" geben werde. Er sprach auch das Thema Rechtsextremismus an und forderte die Zuhörer auf, das Ergebnis der letzten Kommunalwahl zu überdenken, wenn sie glaubten, dass es in Bretten keine Nazis gäbe.

Manfred Westermayer griff in seiner Rede das "Vertrauen und den Glauben in die Politik" als seine Hauptmotivation auf. Er sei in der Lage, alle Belange und Probleme in Bretten neutral von außen zu betrachten. Er stehe für klare Aussagen und hob seine Verlässlichkeit hervor: "Am Ende stehe ich zu meinem Wort", sagte Westermayer.

"Friedwald ist sehr kostspielig"

Im Anschluss an die Redebeiträge der Kandidaten hatte das Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Ein Bürger sprach an, ob sich die Kandidaten einen sogenannten Friedwald in Bretten vorstellen könnten. Westermayer, von Beruf Gärtnermeister, nutzte die Gelegenheit, um seine Expertise in der Grünflächenpflege unter Beweis zu stellen. „Ich bin klar dafür“, konstatierte er, wies aber auch auf die finanziellen und logistischen Aspekte hin, die mit der Einrichtung eines Friedwaldes verbunden sind. „Was man nicht vergessen darf: Ein Friedwald ist sehr kostspielig, weil die Bäume in einem Friedwald natürlich einen ganz anderen Hintergrund haben und dementsprechend viel mehr der Baumkontrolle unterliegen als die Bäume in einem reinen Wald. Dort muss die Sicherheit gewährleistet sein, es muss eine regelmäßige Baumkontrolle stattfinden – das kostet alles Geld. Das heißt, die Einrichtung eines solchen Friedwaldes muss gut überlegt sein.“

Ein weiteres Thema von Interesse war die Bedeutung Philipp Melanchthons für die Kandidaten. Dekanin Ulrike Trautz stellte hierzu eine direkte Frage: „Was bedeutet Melanchthon für Sie? Und was folgt aus Melanchthon für Ihre Haltung und Ihr Handeln als Oberbürgermeister?“ Kandidat Trippel nutzte diese Frage, um seine Philosophie und seinen Führungsstil zu erläutern: „Es gibt zwei ganz schreckliche Sätze. Der eine lautet: Das haben wir noch nie so gemacht. Und der andere, das haben wir schon immer so gemacht. Es ist wichtig, neue, auch unkonventionelle Wege zu gehen. Mutig sein, geradlinig sein, zu sich selbst stehen.“

Priorisierung für Barrierefreiheit

Das Thema Barrierefreiheit griff Andreas Frey auf: „Barrierefreiheit ist in Bretten ein Fremdwort. Für Rollstuhlfahrer wie mich ist das eine Katastrophe. Was wollen Sie dagegen tun?“ OB-Kandidatin Freis betonte in ihrer Antwort auf diese Frage die Notwendigkeit, Barrie-refreiheit stärker in politische Entscheidungen einzubeziehen. „Die Stadt barrierefrei zu gestalten, ist ein großes finanzielles Unterfangen. Dennoch wünsche ich mir, dass die ganz kritischen Stellen, die überhaupt nicht befahrbar und begehbar sind, gemeinsam angegangen werden." Deshalb möchte sie alle betroffenen Personen, aber auch Familien mit Kinderwagen, die ebenfalls von diesen Herausforderungen betroffen sind, zu einer Ortsbegehung einladen. "Dann können wir gemeinsam die besonders kritischen Stellen erarbeiten und priorisieren, was sofort angegangen werden muss“, schlug Freis vor.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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