Nahversorgung mit Selbstbedienungskonzept
Neibsheim bekommt "Tante M"-Laden

Jörn Lauber will auch in Neibsheim einen "Tante M"-Laden eröffnen, wie er es bereits in Menzingen (Foto) getan hat. Foto: hk | Foto: hk/ger
11Bilder
  • Jörn Lauber will auch in Neibsheim einen "Tante M"-Laden eröffnen, wie er es bereits in Menzingen (Foto) getan hat. Foto: hk
  • Foto: hk/ger
  • hochgeladen von Kraichgau News

Kraichtal/Bretten Jörn Lauber betreibt die "Nahkauf"-Märkte in der Brettener Fußgängerzone und im Sinsheimer Stadtteil Hoffenheim. Im Kraichtaler Stadtteil Menzingen hat Lauber in den Räumen der ehemaligen Sparkassenfiliale mit einem sogenannten "Tante M"-Laden zudem einen Nahversorger für den täglichen Bedarf, direkt in der Ortsmitte, etabliert. Das Konzept: Kunden bedienen sich selbst, kassieren selbst und bezahlen selbst. Geboten wird ein Sortiment an Grundnahrungsmitteln (Obst, Gemüse, Backwaren, Lebensmittel für die Vorratskammer, Kühlprodukte wie Milch, Joghurt und Käse, Fleisch- und Wurstwaren, Getränke) und Drogerieartikeln des täglichen Bedarfs sowie Tiernahrung und saisonale Produkte.

Lauber will "Tante M" in Neibsheim eröffnen

Nun beabsichtigt Lauber auch im Brettener Stadtteil Neibsheim einen solchen "Tante-M-Laden" zu eröffnen. Dieser soll in den Räumen der ehemaligen Sparkasse eingerichtet werden. Bevor es losgehen kann, müssen die Räume der Sparkasse noch entsprechend umgebaut werden. Jörn Lauber zeigt sich aber optimistisch und rechnet mit einer Eröffnung Ende dieses Jahres oder spätestens im ersten Quartal 2024.

Brauchen wir noch mehr Flächenversiegelung?

"Als Geschäftsführer verfolgt man natürlich die aktuellen Entwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel, zum Beispiel sonntagmorgens, wenn man sonst nichts zu tun hat", erläutert er mit einem Lachen. "So bin ich auf das Konzept von 'Tante M' gestoßen." Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Entwicklungen – zunehmende Urbanisierung, steigende Mieten, knapper Wohnraum – "stellt sich die Frage: Brauchen wir noch mehr Flächenversiegelung? Und zu welchem Preis?", so Lauber. Genau hier setze das 'Tante M'-Konzept an.

Leerstehende Gebäude werden als Tante-M-Laden wiederbelebt

Vorhandene leerstehende Gebäude werden als Tante-M-Laden wiederbelebt, gleichzeitig die Flächenversiegelung minimiert und die Grundversorgung im Ort gesichert. "Die Hoffnung für jede Gemeinde ist, dass in dem Moment, wo wir uns im Ort mit einem Tante M-Laden ansiedeln, wir für eine gewisse Frequenz sorgen", so Lauber. Angestrebt werde die Sicherung der Grundversorgung der Bevölkerung unter besonderer Berücksichtigung von Kindern, Jugendlichen und Senioren. Dies zeige sich zum Beispiel darin, dass bewusst keine Zigaretten, Feuerzeuge und Streichhölzer, keine alkoholischen Produkte sowie Süßigkeiten mit Alkohol angeboten werden, unterstreicht Lauber. Und die älteren Menschen würden durch das Tante M-Konzept "viel Freiheit und Selbstständigkeit" gewinnen.

Einkaufen mit Kundenkarte oder EC-Karte

Im Tante M-Laden können Kunden ohne eine Registrierung in den Laden eintreten und ihre Einkäufe erledigen. "Für uns ist das Fluch und Segen zugleich – wir hatten in Menzingen vor kurzem eine Sachbeschädigung. Das ist natürlich ein Nachteil eines offenen Selbstbedienungskonzeptes", sagt Lauber. In Menzingen wird die Möglichkeit geboten, mit einer Kundenkarte oder der EC-Karte zu bezahlen. "Auf Bargeld haben wir bewusst verzichtet: Der Kunde müsste den Betrag passend haben und zudem ist Bargeld mit einem relativ hohen Transaktionsaufwand verbunden." Deshalb werde es auch im neuen Tante M-Markt in Neibsheim nur die Möglichkeit geben, mit Kundenkarte oder EC-Karte zu bezahlen. Der Vorteil der Kundenkarte ist, dass sie mit der EC-Karte aufgeladen werden kann, was auch Einkäufe für Familienmitglieder, zum Beispiel Kinder oder Enkel, ermöglicht.

Raum für Kundenwünsche

Eine weitere Besonderheit werde es sein, dass bei der Eröffnung ein Teil des Ladens in Neibsheim leer bleiben wird, um – im wahrsten Sinne des Wortes – Raum für Kundenwünsche zu schaffen. Als selbstständiger Franchisenehmer habe Lauber die Freiheit, auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen. So könnten diese zum Beispiel mithilfe von "Wunschzetteln" angeben, welches Produkt sie sich wünschen. Auch regionale Bauern und Erzeuger bekommen die Möglichkeit, in Tante M-Läden ihre Produkte zu verkaufen. In Menzingen gibt es beispielsweise "Nerone"-Kaffee aus Bretten, Eier und Nudeln vom Bauernhof Burkhardt, Backwaren von der Bäckerei Föckler aus Gochsheim und Zumbach-Säfte aus Kraichtal. Als Franchisenehmer mache man vieles aber auch in Eigenverantwortung, so Lauber. "Wir haben keine große Konzernstruktur im Rücken", erinnert er. Dies spiegele sich auch in einer etwas höheren Preisgestaltung wider. Bei der Erfüllung von Kundenwünschen könne er glücklicherweise auf sein Netzwerk als Inhaber der Nahkauf-Märkte zurückgreifen.

"Herr Gerweck ist Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen"

Die guten Gespräche mit der Stadt Bretten, insbesondere mit Bürgermeister Michael Nöltner und Frank Bohmüller, Leiter des Amts für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften, seien sehr zielgerichtet gewesen. Der Kontakt nach Neibsheim kam nach Angaben von Lauber über den in der Region bekannten Bäckermeister Hermann Gerweck zustande, dem das ehemalige Sparkassengebäude gehöre. "Herr Gerweck ist Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen", so Lauber, der zum Gründer der Bäckerei Gerweck ein "sehr vertrauensvolles Verhältnis" habe.

Bis zur Eröffnung sind noch einige Fragen zu klären

Bis zur Eröffnung des Tante M-Markts in Neibsheim seien noch einige Fragen zu klären, zum Beispiel der barrierefreie Zugang: "Hier geht es auch um Arbeitssicherheit und Unfallverhütung", erklärt Lauber, beispielsweise bei der Warenanlieferung mit Rollcontainern. Schon eine Türkante von etwa zwei Zentimetern kann beim Hineinrollen des Rollcontainers in den Laden zum Kraftakt werden. Wie sichergestellt werden kann, dass die Straße frei ist, damit die Lieferung entladen werden kann, müsse auch noch geklärt werden. Denkbar wäre ein Halteverbotsschild.

Ortsvorsteher sieht große Chance für den Stadtteil

Auch der Neibsheimer Ortsvorsteher Michael Koch sieht im Tante M-Laden eine große Chance für den Stadtteil: "Das wird eine große Bereicherung für den Ort und ich freue mich, dass wir in Sachen Nahversorgung noch besser aufgestellt sein werden", sagt Koch und verweist auf die noch vorhandenen Metzger und eine Bäckerei im Ort. Die Zukunft des Ladens liege nach der Eröffnung in den Händen der Neibsheimer Bürgerinnen und Bürger, betont Lauber. Ob der Laden eine erfolgreiche Zukunft haben wird – das hänge von der Nachfrage und der Unterstützung der Bevölkerung ab.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.