Zehn neue Stadträte und Stadträtinnen wollen frischen Wind in das Gemeinde-Organ bringen
Neue Köpfe und neue Ziele
Bretten (swiz) Mit gleich zehn neuen Stadträten wird ab der ersten Sitzung am 23. Juli ein frischer Wind durch den Brettener Gemeinderat wehen. Das Wohl der Stadt liegt dabei, nach eigenem Bekunden, allen zehn Neu-Räten am Herzen, doch darüber hinaus bringen sie auch ganz konkrete Vorstellungen mit. "Bretten ist eine lebenswerte Stadt mit Potenzial, zu wachsen und sich aufzuwerten. Momentan ist jedoch das Leben in Bretten für uns junge Menschen nicht attraktiv genug", erklärt Ira Zsarina Müller (Grüne). Dazu zählten die Gestaltung von Treffpunkten sowie die Schaffung von Freizeit- und Veranstaltungsangeboten. "Leerstehende Gebäude, Räume oder freie Flächen können beispielsweise dafür genutzt werden." Brettens Jugend hat auch Jan Elskamp (FDP) im Blick: "Für die kommende Legislaturperiode habe ich mir vorgenommen, Kommunalpolitik auch für junge Menschen besser erlebbar zu machen", betont er. Und weiter: "Am Kommunalpolitischen reizt mich in besonderem Maße das Unmittelbare. Entscheidungen werden sehr bürgernah getroffen, können selbst nachempfunden werden, und Gespräche mit Betroffenen und Beteiligten persönlich geführt werden."
"Fachliche Weitsicht und gegenseitiger Respekt"
Dass es im Gemeinderat bei vielen Themen auch zu kontroversen Diskussionen kommen kann, weiß Bernhard Brenner (FWV). Er sei allerdings überzeugt davon, "dass es uns im neuen Rat gelingen kann, mit fachlicher Weitsicht und mit gegenseitigem Respekt Kompromisse zu finden, die für unsere Gemeinde und ihre Außenwirkung das Beste sind. Hier möchte ich gern meinen Teil dazu beitragen". Das möchte auch Armin Schulz (die aktiven), bei dem "so langsam die Überraschung über die Wahl einer Spannung auf die neue Aufgabe weicht". Als Ur-Brettener sei ihm die gute Entwicklung der Melanchthonstadt sehr wichtig. "Als meinen Vorteil sehe ich es, dass ich zum einen als Unternehmer eine wirtschaftliche Sicht auf die Dinge habe, zum anderen aber auch als Vorstand in Vereinen tätig bin und da viele Tätigkeitsfelder besetze." Das gebe noch einmal einen ganz anderen Blick auf viele Sachverhalte.
"AfD gesellschaftsfähig zu machen"
Ein anderes Ziel verfolgt der erste AfD-Stadtrat in Bretten, Andreas Laitenberger: "Mein Ziel ist es, die AfD gesellschaftsfähig zu machen." Es sei "extrem bedauerlich", wenn Mitglieder, Förderer und Wähler mit Problemen rechnen müssten, wenn sie in ihrem beruflichen, sozialen und privaten Umfeld, dazu stehen würden, die AfD gewählt zu haben. Eine rechtskonservative Meinung zu haben, sei weder strafbar noch verwerflich. "Als gewählter Stadtrat möchte ich allen zeigen, dass die AfD-Haltung keine radikale ist, sondern für die Interessen des Bürgers einsteht." Neu in der Kommunalpolitik ist Dr. Joachim Leitz (CDU) lediglich im Brettener Rat. Zuvor war der Internist bereits 19 Jahre Stadtrat in Knittlingen. "Berufspolitisch bin ich als ehrenamtlicher Notfallbeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung engagiert. Mein kommunalpolitisches Interesse gilt aber auch der Stadtentwicklung und Infrastruktur, also Straßen, Verkehr und Bauwesen. Darüber hinaus liegen mir Umweltbelange und soziale Probleme sehr am Herzen", formuliert er seine Ziele. Seine Vorstellungen für die kommende Amtszeit konnte die Brettener Woche vom neuen SPD-Stadtrat, Hans Joachim Reiber, leider nicht persönlich erfahren, er war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.
"Bildung liegt ihm Herzen"
Schützenhilfe bekam er allerdings von Fraktionskollege Edgar Schlotterbeck.
Hans Joachim Reiber sei seit 50 Jahren Mitglied in der SPD und wollte noch einmal Kandidat für den Gemeinderat sein. Der Träger der Bürgermedaille habe sich vor allem als langjähriger Vorsitzender des Melanchthon-Vereins und als erfolgreicher Volleyballtrainer beim TV Bretten einen Namen gemacht. "Als ehemaliger Lehrer liegt ihm die Bildung natürlich am Herzen, wie auch allgemein die Jugend und die Vereine", so Schlotterbeck.
"Überzeugter Brettener und bekennender Kraichgauer"
Ein gleichfalls in Bretten sehr bekanntes Gesicht ist der Neu-Stadtrat und Fotokünstler Thomas Rebel (FWV). Er versteht sich als "überzeugter Brettener und bekennender Kraichgauer" und ist vor allem der Meinung, "dass Bretten deutlich besser dasteht, als es herbeigeredet wird". Und weiter: "Wir müssen beginnen, wieder positiv über unsere Stadt zu denken und zu reden". Bei der Entwicklung der Stadt solle man sich dagegen auch von anderen Gemeinden inspirieren lassen, um dann selbst modernere und zukunftsorientierte Entscheidungen und Entwicklungen zu wagen. "Dazu gehört viel Kreativität und Überzeugungskraft und bestimmt auch Durchhaltevermögen."
Lkw-Verkehr ist ein Dorn im Auge
Zukunftsorientierte Entscheidungen könnte wohl auch Fabian Nowak (Grüne) unterschreiben. Er sehe an einigen Stellen rund um Familienfreundlichkeit in Bretten noch Verbesserungsmöglichkeiten. Dies fange bei der Kinderbetreuung an, "geht über die Schulen und das Thema ÖPNV hinweg und endet im Besonderen bei sicheren Schul- und damit auch Radwegen in Verbindung mit Abstellplätzen in der Innenstadt". So werde dann auch der Weg für eine gelebte Verkehrswende geebnet. Wolfgang Lübeck (die aktiven) ist vor allem der Lkw-Verkehr, der täglich durch Bretten rollt, ein Dorn im Auge. "Ich sehe jeden Tag vor meinem Reisebüro die Lkw vorbeifahren. Und obwohl wir ein Durchfahrverbot für Lastwagen über 16 Tonnen haben, wird von der Polizei nicht kontrolliert. Stattdessen werden lieber Bürger kontrolliert, die Feldwege benutzen." Neben diesem Problem liege sein Fokus vor allem auch auf "seinem" Stadtteil Diedelsheim, den er als "schlafendes Dorf" bezeichnet. Dort sollte unter anderem der Sportplatz für die gesamte Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Solche Entscheidungen würden im Gemeinderat getroffen, weswegen er sich für eine Kandidatur entschieden habe.
Neue Wohn- und Gewerbegebiete
Gerade für solche Entscheidungen, die besonders auf die Jugend zielen, sei auch ein guter Kontakt zum Jugendgemeinderat wichtig, betont Elskamp. Darüber hinaus, so fügt der junge Liberale hinzu, werde sein weiterer persönlicher Fokus bei der künftigen Gemeinderatsarbeit auf dem Umgang mit neuen Gewerbe- und Wohngebieten sein. "Bretten muss, um den vom statistischen Landesamt bis 2030 prognostizierten Bevölkerungswachstum standzuhalten, neue Gebiete dieser Art schaffen." Ein solches Gewerbegebiet könne dann zum Beispiel zwischen Rinklingen und Dürrenbüchig entstehen.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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