Gondelsheimer Jäger spüren mit Drohne Rehkitze auf
Rettung vor dem Mähtod

Erfolgreiche Kitzrettung: Mithilfe einer Drohne können die im hohen Gras versteckten Rehkitze aufgespürt werden. Foto: privat
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Gondelsheim (hk) Für den Schutz junger Rehe, die im hohen Gras oft versehentlich landwirtschaftlichen Maschinen zum Opfer fallen, setzt sich Jäger Jürgen Häffele ein. Mit Unterstützung anderer Jäger-Kollegen rettet der 64-Jährige mit Hilfe einer Drohne, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist, das Leben von Rehkitzen.

Rehkitze flüchten nicht

Das weibliche Reh, auch Rehgeiß genannt, suche einen geschützten Setzplatz für die Geburt des Nachwuches und oft wähle das Muttertier einen Platz im hohen Gras aus, der ein gutes Versteck vor Fressfeinden biete, erklärt Häffele. Allerdings bestehe dabei ein Problem: Auch die Landwirte auf ihren Mähdreschern könnten die Setzplätze nur schwer erkennen. Das führe jedes Jahr zu unzähligen Unfällen: Rehkitze ergreifen bei drohender Gefahr nämlich nicht die Flucht, sondern verharren instinktiv auf dem Boden und werden dann von Mähdreschern erfasst, weiß Häffele.

Zehn bis 15 Rehkitze werden pro Jahr gerettet

Um diesem Leiden entgegenzuwirken, haben die Jäger des Reviers West in Gondelsheim vor fünf Jahren eine Drohne angeschafft, um Rehkitze frühzeitig aufzuspüren und sie vor dem Mähtod zu bewahren. Mit dieser Drohne retten die Jäger jährlich im Schnitt zehn bis 15 Rehkitzen das Leben, berichtet Häffele stolz. Der 64-Jährige berichtet auch von Rettungseinsätzen für andere Jagdfreunde in umliegenden Orten wie Bretten-Diedelsheim oder Bruchsal-Untergrombach. Während früher Jagdhunde zum Einsatz kamen, um Wiesen abzusuchen und den Jägern zu zeigen, wo sich Rehkitze befinden, gehe diese Aufgabe mit der Wärmebild-Drohne natürlich viel effizienter und schonender. Heutzutage werden Jagdhunde vor allem für die Suche nach verletzten Tieren benötigt, zum Beispiel nach einem Verkehrsunfall.

Suche beginnt in den kühlen Morgenstunden

Die Suche beginnt in den kühlen Morgenstunden zwischen 5 und 7.30 Uhr, um die warmen Körper der jungen Rehkitze durch das Dickicht des hohen Grases hindurch zu erfassen, beschreibt Häffele. Bei bewölktem Himmel hätten die Jäger mehr Zeit für ihre Suche, da sich der Boden langsamer erwärmt: Je kühler, desto zuverlässiger seien die Ergebnisse der Wärmebildkamera.

Mutter findet Kitze auch nach der Rettung wieder

"Wenn wir Kitze aufspüren, sehen wir, wie sie sich fest ins Gras drücken und sich nicht bewegen", beschreibt Häffele. Behutsam werden die Kitze aus der Deckung genommen und in einen Karton gelegt. Sobald das Mähen beendet ist, werden die Kitze an den Ort zurückgebracht, an dem sie gefunden wurden. Die Mutter rufe dann nach ihren Jungen, die ihr dann eine Antwort geben, mit der die Mutter ihre Jungen wiederfindet. Die Jäger, so Häffele, würden auch gezielt Stellen mit der Drohne absuchen, an denen eine Rehgeiß gesichtet wurde. Manchmal würden sich die Rehkitze selbst in Sicherheit bringen und fliehen, wenn sie etwas älter sind. Aber auch dann könne es passieren, dass die Jungen einige Zeit später zurückkommen und doch vom Mähdrescher erfasst werden.

Gute Beziehung zu den Landwirten

Häffele unterstreicht die überaus gute Beziehung zu den kooperierenden Landwirten: "Sie kontaktieren uns im Voraus und teilen uns mit, wann sie mähen werden." Wenn die Jäger einmal keine Zeit haben sollten, würden die Landwirte entsprechend nicht mähen und warten, bis die Jäger mit ihrer Drohne da sind. Die Kommunikation funktioniere reibungslos, lobt Jäger Häffele und stellt fest, dass die Landwirte selbst enttäuscht seien, wenn sie ungewollt ein Tier verletzen würden. Nach einem Drohnenflug würden die Landwirte sogar noch einmal über die Wiese gehen, um sich zu vergewissern, dass kein Tier übersehen worden sei.

"Muttertier ist stets in der Nähe"

Häffele betont auch, dass das Muttertier stets in der Nähe ist, daher seien die Kitze nie lange allein. Daher sei es wichtig, Hunde an der kurzen Leine zu führen. Zu Vorfällen mit Hunden, die Rehe reißen, sagt der Jäger. "Es gibt die einen, die sehr vernünftig sind, aber auch solche, die sich nicht belehren lassen." Der Jäger weist darauf hin, dass Hundehalter ihre Hunde vor allem in der Brut- und Setzzeit von Wildtieren auch auf Feldwegen und in Waldnähe an die Leine zu nehmen hätten, um solche Vorfälle zu vermeiden. Dennoch gebe es jedes Jahr einige Rehe, die von Hunden gerissen würden. Hierbei bestehe das Problem, dass Rehe zwar schnell flüchten, aber auch schnell aufgeben.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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