Lebensmittel regional vermarkten - mitten in Europa?
Staatssekretärin Gurr-Hirsch spricht über gutes Essen und regionale Produkte

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Auf Einladung von MdL Joachim Kößler kam die CDU-Staatssekretärin für den ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch, nach Bretten und sprach im Bürgersaal des alten Rathauses über regionale Produktion in der Europäischen Gemeinschaft und die Chancen der Lebensmittelproduzenten in unserem Land. Je größer die internationalen Verflechtungen werden, umso mehr suchten die Menschen nach Heimat. So verbinde man mit bestimmten Gerichten Heimat, wie zum Beispiel Maultaschen bei uns in Baden-Württemberg. Hier gebe es ein Europalabel, das bestätige, dass der Hersteller sich an regionale Vorgaben halte. Auch Kraichgaukorn (es wird schon viele Jahre bei uns nach bestimmten Kriterien angebaut) sei ein solches Zertifikat, an dem für die Verbraucher Herkunft und Qualität nachvollziehbar sei, und das den Erzeugern einen Zugewinn bei der Vermarktung bringe. Bei der Aktion „Schmeck den Süden“, die auch schon seit vielen Jahren laufe, erhielten Gastronome eine Auszeichnung dafür, dass sie regionale Produkte verwenden, was auch wieder für den Verbraucher nachvollziehbar sei. Die aktuelle Kampagne des Ministeriums „Warum in die Ferne schweifen?“ diene dazu, die heimischen Erzeugnisse zu stützen. Regionale Vermarktung bietet auch ein hohes Potential zur CO2-Einsparung. Dabei sei „Fremdgehen“ beim Essen dennoch nicht verboten – ein Parmaschinken darf gerne auf den Tisch, auch auf Orangen und andere Zitrusfrüchte müsse man nicht verzichten. Der Verbraucher müsse schon darüber nachdenken, ob er beim Diskounter oder beim Selbstvermarkter einkaufe, ob man täglich Fleisch auf dem Teller brauche und ob es zu Weihnachten Erdbeeren aus Brasilien sein müssen, was die CO2-Bilanz betreffe.
Der starke Trend zur Außer-Haus-Verpflegung braucht Anstöße zu gesunder, vernünftiger Ernährung. 40% der Menschen essen täglich außer Haus, von KiTa über (Schul-)Mensa, Kantine bis zu Krankenhausverpflegung, Seniorenversorgung und Essen auf Rädern werden Fertiggerichte angeboten. Hier gelte es den Großküchen zu vermitteln, dass mit regionalen Produkten qualitativ gute Lebensmittel für wenig höhere Preise angeboten werden können. Mit WMF und Recaro habe man schon Betriebe, deren Kantinen regionale Produkte verwenden. Wichtig sei, das Thema Regionalität und gesundes Essen in die Bildungseinrichtungen hineinzutragen. Bereits im Kindergarten und in der Grundschule würde mit den Kindern über gesunde Ernährung gesprochen und einiges gekocht. Für alle dritten Klassen werde ein Ernährungsführerschein angeboten. In acht Unterrichtseinheiten werde in Theorie und Praxis gesunde Ernährung am Beispiel der Ernährungspyramide vermittelt und z.B. mit Obstsalat und Kräuterquark mit Kartoffeln auch gutes Essen selbst hergestellt. So würden die Kinder zu Botschaftern gesunder Ernährung in ihren Familien.
Zu den immer wieder kritisierten EU-Zuschüssen an die Landwirte meinte Ministerialdirigent a.D. Joachim Hauck: „Wir haben den billigsten Nahrungsmittelkorb in der EU, damit kommen die Zuschüsse an die Erzeuger direkt dem Verbraucher zugute.“ Und die Landwirte sind darauf angewiesen, denn ohne Zuschüsse und oft auch nur mit einem zweiten Standbein, sei es den Landwirten möglich, gut über die Runden zu kommen. Beim einen Landwirt muss der Sohn die Hälfte seines Einkommens außerhalb des Betriebs erwirtschaften, die Tochter übernimmt den Hofladen der Mutter, die 1994 mit der Direktvermarktung begann, aber bald feststellen musste, dass man mit Kartoffeln, Kraut und Äpfeln nicht über den Winter kommt. Beim anderen ist Landwirtschaft mit Viehzucht und Direktvermarktung als zweites Standbein zur Einkommenssicherung nötig – und immer neue Ideen, um den Betrieb am Laufen zu halten (Kindergeburtstage, Hofladen, …) Man müsse immer mehr machen, damit das Einkommen reicht. Beim Winzer gebe es touristische Angebote und besondere Weinproben, um die Identifikation für einzelne Produkte zu stärken.  Als Resümee bleibt die Aufforderung, diesen Dienstleistern mehr Wertschätzung entgegen zu bringen.

Autor:

Ute Thumm aus Bretten

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