Sprantaler klagen über morgendliche Abfahrtszeiten der Buslinie 733 und überfüllte Busse
Volle Busse oder ausreichend Platz für Schüler?

Die Buslinie 733 steht bei Eltern aus Sprantal wegen "Überfüllung" in der Kritik. Die Verkehrsverbünde sehen indes kein Problem. hk
  • Die Buslinie 733 steht bei Eltern aus Sprantal wegen "Überfüllung" in der Kritik. Die Verkehrsverbünde sehen indes kein Problem. hk
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Bretten-Sprantal (swiz) Der Weg zur Schillerschule in Bretten ist für viele Kinder aus Sprantal jeden Morgen eine Herausforderung. Nicht weil der Weg besonders kompliziert wäre, die Buslinie 733 fährt von der Haltestelle des kleinsten Brettener Stadtteils direkt zur Haltestelle "Im Grüner". Für die Kinder und Jugendlichen sind vielmehr die Belegungen der verkehrenden Busse sowie die Abfahrtszeiten das Problem, wie Tanja Lemke aus Sprantal, Mutter von zwei Söhnen, die beide auf die Schillerschule gehen, erklärt. "Die Busse kommen von Pforzheim über Bauschlott, Göbrichen und Nußbaum nach Sprantal und sind dann dementsprechend voll, wenn sie bei uns ankommen." Dies führe dazu, dass ihre beiden Kinder grundsätzlich während der Fahrt stehen müssten. "Das ist besonders für unseren Kleinen, der in die dritte Klasse geht, schwer", so Lemke.

"Da können die Kinder gar nicht rechtzeitig in die Schule kommen"

Neben den drei regulären Bussen gibt es noch einen "Extra-Bus" der Linie 733, der um 7.19 Uhr in Sprantal startet. Diese Einrichtung ist laut Lemke auch "sehr gut", allerdings gebe es da ein erhebliches Zeitproblem. "Der Bus kommt schon bei normaler Fahrt erst um 7.30 Uhr Im Grüner an. Schulbeginn ist um 7.35 Uhr. Das ist schon sehr knapp." Meist habe der Bus aber Verspätung und komme dann erst um 7.22 Uhr in Sprantal an. "Da können die Kinder gar nicht rechtzeitig in die Schule kommen." Die Lehrer hätten in dieser Hinsicht zwar schon eine gewisse Kulanz entwickelt, "aber gerade, wenn die Kinder in der ersten Stunde Arbeiten schreiben, ist das sehr schwierig", so Lemke.

"Wir haben kein Kapazitätsproblem"

Das Problem sei im Rathaus bekannt, gibt der Brettener Bürgermeister Michael Nöltner auf Anfrage zu Protokoll. "Wir sind an dem Thema dran und haben auch schon durch die im Gebiet Sprantal zuständigen Verkehrsverbünde Karlsruher Verkehrsverbund (KVV), Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis (VPE) und Regionalbusverkehr Südwest (RVS) Untersuchungen der betreffenden, morgendlich verkehrenden Buslinie vornehmen lassen." Das Ergebnis sei dabei klar gewesen. Von zu vollen Bussen könne keine Rede sein. "Wenn die Kinder in den regulären Bussen stehen müssen, dann sind diese nicht überfüllt. Daher haben wir da absolut kein Kapazitätsproblem."

Wie denken Sie über die Situation für Schüler in Linienbussen?

Auch Stehplätze nutzen

Das bestätigt auch Peter Mültin, Abteilung Qualitätsmanagement beim KVV, in einer E-Mail an Nöltner. Nach Absprache mit dem VPE und dem RVS habe "ein KVV-Revisor die Situation in Sprantal am 30. September vor Ort beobachtet". Dabei habe sich ergeben, dass die drei Busse "nach Verlassen von Sprantal mit 54, 53 und 51 Fahrgästen belegt waren. Der von uns vorgegebene Grenzwert liegt bekanntlich bei 75 Fahrgästen in einem Standardlinienbus. Insofern gab es noch 67 Restplätze. Von einer Überfüllung kann demnach keine Rede sein." Dieses Argument werde leider sehr oft auch andernorts von Eltern vorgebracht, wenn ihre Kinder keinen Sitzplatz zur Verfügung hätten, so Mültin weiter. Jeder Linienbus habe eben nicht nur Sitzplätze, sondern auch Stehplätze, die von den Schülern genutzt werden sollten", schlägt eine Sprecherin der Deutschen Bahn, Mutterkonzern des RVS, auf Anfrage der Brettener Woche in die gleiche Kerbe.

"Ein optimaler Wert"

Auch bei der Wahrnehmung über Sinn und Unsinn der speziellen Sprantal Busverbindung um 7.19 Uhr gehen die Meinungen von Betroffenen und Verkehrsverbünden sehr weit auseinander. Am 30. September, also zum Zeitpunkt der Beobachtung durch den KVV, sei der Bus eine Minute zu spät gekommen. "Das ist für diese Tageszeit ein optimaler Wert. Übrigens stiegen nur sechs Fahrgäste zu", so Mültin.

Blockade durch "Elterntaxis"?

Über einen längeren Zeitraum, nämlich drei Wochen, hat sich die Gesellschaft DB Regio Bus "den Umlauf dieses Busses angeschaut", heißt es in einem Schreiben des Niederlassungsleiters Armin Benker an Bürgermeister Nöltner. Doch auch diese Untersuchung komme zu dem Ergebnis, so Benker, "dass die Abfahrt in Sprantal nach der Auswertung der ersten knapp drei Wochen mit einer Verspätung zwischen einer und gut vier Minuten erfolgt. Dies ist der morgendlichen Verkehrslage in und um Bretten geschuldet." Zudem gebe es speziell im Bereich der Ortsstraße in Sprantal auch immer wieder Verzögerungen für den Bus. Der Grund: Eltern, die ihre Autos in diesem Bereich parkten, um ihre Kinder in die dortige Kita zu bringen. "Die Ortsstraße muss allerdings zum Wenden des Busses genutzt werden", betont Benker. "Eine planmäßige Ankunft um 7.30 Uhr an der Haltestelle 'Im Grüner' kann so natürlich nicht gewährleistet werden."

Extra-Buslinie ganz abschaffen?

Einen Schritt weiter, was die Buslinie um 7.19 Uhr anbelangt, geht KVV-Mann Mültin. "Wenn es sich hier um eine KVV-Linie handeln würde, hätten wir uns mit dem Aufgabenträger darüber abgestimmt, ob die 'separate' Fahrt, die vor Jahrzehnten nach Schließung der Sprantaler Grundschule zugestanden wurde, noch aufrechterhalten werden muss. Die Verhältnisse haben sich geändert. Und die sechs separat fahrenden Schüler könnten mühelos noch in den drei anderen Bussen aufgenommen werden." Diese deutlichen Worte dürften dann auch eine klare Absage an eine Idee des Rektors der Schillerschule, Wolfgang Mees, sein. Dieser erklärte gegenüber der Brettener Woche: "Ich würde mir wünschen, dass das Busunternehmen zu den Stoßzeiten Gelenkbusse einsetzt. Da gibt es dann die Hälfte mehr Sitz- und Stehplätze."

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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