„Als wäre die Umgehung schon da“
Vororttermin der "Bürgerinitiative Pro Südumgehung" an der Wilhelmstraße
Bretten (ger) Seit Montag, 15. August, ist die B 35 zwischen Bretten und Gondelsheim wegen der umfassenden Fahrbahnsanierung für voraussichtlich sieben Wochen komplett gesperrt. Seither herrsche, so "aktiven"-Gemeinderat Aaron Treut, „fast schon himmlische Ruhe“ auf der Hauptachse Wilhelmstraße/Melanchthonstraße in Bretten, "als wäre die Umgehung schon da". Die „Bürgerinitiative Pro Südumgehung“, kurz BIPS, und die Fraktion „die aktiven“ hatten Pressevertreter zu einem Vororttermin an der Wilhelmstraße, Kreuzung Hermann-Beuttenmüller-Straße geladen, um zu demonstrieren, wie es um den Verkehr in Bretten stünde, wenn die Umgehung verwirklicht sei. Als Folge der Vollsperrung an der Bundesstraße sei nämlich der Schwerlastverkehr nahezu aus der Stadt verschwunden.
Fast keine Schwerlaster auf Wilhelmstraße unterwegs
Tatsächlich rollen während des etwa 45-minütigen Termins am Montagnachmittag in der letzten Sommerferienwoche zwischen 16.30 Uhr und 17.15 Uhr nur wenige große Lkw vorbei. Der übrige Verkehr – laut Treut fast ausschließlich „Ziel- und Quellverkehr“ – ist weiterhin spürbar. Dennoch argumentiert Treut: „Das ist genau die Entlastung, die Bretten braucht, um den Binnenverkehr wieder zum Fließen zu bringen, um Menschen aus den Stadtteilen wieder stärker zum Einkaufen in die Kernstadt zu holen, um einen verbesserten und vor allem gefahrloseren Radverkehr in Bretten gewährleisten zu können.“ Stefan Wammetsberger vom Karlsruher Ingenieurbüro für Verkehrswesen Koehler & Leutwein war zum Termin geladen worden, um das „Erreichen der Brettener Klimaziele durch den Bau der Südumgehung zu erläutern.“ Er stellte nochmals kurz die Ergebnisse einer Verkehrsuntersuchung vor, die ein tägliches Aufkommen von 20.000 Fahrzeugen an dieser Stelle ergeben hatte. Davon seien 2.000 Lkw, 60 Prozent davon, also 1.200, größere Schwerlaster.
Mobilitätskonzept verringert nicht den Schwerlastverkehr
Die Mobilität der Waren werde mittelfristig, also in den nächsten 20 bis 30 Jahren erhalten bleiben beziehungsweise voraussichtlich noch zunehmen, so seine Erläuterung. Das Mobilitätskonzept der Stadt ohne Umgehung strebe zwar eine Reduzierung des motorisierten Verkehrs an, nicht aber eine Verringerung des Schwerlastverkehrs, der ja für die Wirtschaft nötig sei. „Den Verkehr, der wirklich wehtut“, so Wammetsberger auch im Hinblick auf ausgestoßene Schadstoffe und entstehenden Lärm, „bekommt man nur mit der Umgehung aus der Stadt heraus.“ Zumal die Brettener Umfahrung im Zusammenhang mit den Umgehungen in Bauschlott und Bruchsal zu sehen sei, nach deren Realisierung nur noch Bretten ein Nadelöhr auf der Strecke darstellen werde.
"Innenstädte für die Menschen aufwerten"
Die Kommunen sollen, so der Verkehrsplaner weiter, nach einer Vorgabe des Landes ihre Klimaziele bis 2030 erreichen. Dazu gehöre, dass innerorts ein Fünftel weniger Kfz-Verkehr im Südwesten rollt, davon soll die Hälfte elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben sein. „Die Innenstädte sollen für die Menschen aufgewertet werden“, so Wammetsberger. Günter Gauss, ehemaliger Vorsitzender der CDU-Fraktion im Brettener Gemeinderat, stellte klar, dass damit zwar die Klimaprobleme im Land blieben, es aber vor Ort in Bretten aber besser würde. In der Melanchthonstadt gebe es drei Bausteine zum Erreichen der Klimaziele: erstens die Umgestaltung der Innenstadt für die Gartenschau 2031, zweitens die Umsetzung des Mobilitätskonzepts und drittens die Umgehungsstraße. Dabei griffen alle drei ineinander: Durch die Umgehungsstraße und daraus resultierend weniger Verkehr, könne man beispielsweise mehr für die Radfahrer tun. Außerdem, so Treut, ließen sich auch nur so die Planungen für die Gartenschau realisieren, die an der Wilhelmstraße nur noch zwei Spuren für den motorisierten Verkehr und mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer vorsehen.
"Lange Geschichte von Verhinderungen in Bretten"
Der Widerstand gegen die Umgehung in Bretten – die Bürgerinitiative Verkehrsentlastung Bretten (BIVEB), auf deren Initiative hin die Verwaltung das Mobilitätskonzept angestoßen hatte, hat sich klar gegen die Umgehung positioniert, aber auch Naturschutzverbände wie der NABU und der BUND – sei unter diesen Umständen nicht nachvollziehbar, waren sich die Anwesenden einig. Der ehemalige Stadtrat Manfred Groß (CDU) sah darin eine lange Geschichte von Verhinderungen, die oftmals Folge von OB-Wahlkämpfen gewesen seien. Auch in Gölshausen sei vor Jahren der Widerstand gegen den Ausbau der B 293 groß gewesen: „Aber fragen sie die Gölshäuser jetzt einmal, ob sie den ganzen Verkehr durch ihren Ort haben möchten. Da sagt keiner ja!“
"Die schweigende Mehrheit ist dafür."
Auch Stadtbaudirektor a.D. Gunther Lange verwies auf Baumaßnahmen der Vergangenheit, die zu Verlagerungen des Verkehrs geführt hatten. 1974 seien noch 13.000 Fahrzeuge täglich über den Marktplatz gerollt. „Ohne die Schaffung des Innenstadtrings gäbe es heute gar keine Fußgängerzone.“ Laut Wammetsberger werde die Umgehung nicht gegen den Willen der Bevölkerung gebaut, wobei das Votum des Gemeinderats, der sich bereits dafür ausgesprochen hat, als dessen Ausdruck gelte. Treut zeigte sich überzeugt, dass die Mehrheit für die Umgehung sei, schließlich hätten bei der Umfrage für das Mobilitätskonzept 63 Prozent aller Verkehrsteilnehmer angegeben, sich mit dem Pkw zu bewegen. „Die schweigende Mehrheit ist also dafür.“
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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