Brauchtum in der katholischen Kirche
... die Glocken müssen schweigen, aber Ministranten dürfen Radau machen.
(roal) Anfang Januar, am Dreikönigstag, waren die Bauerbacher Ministranten mit Stern und 'königlich gekleidet' im Dorf unterwegs, haben an den Haustüren den Segensspruch C+M+B, „Christum mansionem benedicat“ zu deutsch: „Christus segne dieses Haus“ angebracht und um Spenden für Kinderprojekte in Indonesien gebeten. Über 2.400 € sind zusammengekommen. Jetzt waren die 'Minis' wieder als 'Sammler' unterwegs. Zum Ende der Karwoche vor Ostern haben sie schon morgens um 6 Uhr in den Straßen Radau gemacht. Sie dürfen das! Am Karsamstag waren sie tagsüber unterwegs und haben um Ostergaben gebeten.
Kirchenglocken bleiben stumm, warum?
Ab dem Gloria der Messe am Gründonnerstag bis zur Ostermette in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag läuten Kirchenglocken nicht. Den Kindern hat man erzählt, sie sind nach Rom zum Papst geflogen, der Osterhase holt sie dort wieder ab. Am Karfreitag und Karsamstag geht es für Christen um Grabesruhe, um Trauer um Jesus Christus Kreuzigung. Alles soll ruhig sein. In der Osternacht klingen sie wieder zur Freude der Menschen: Denn Jesus Christus ist von den Toten aufgestanden.
... und doch blieb es im Dorf nicht ruhig.
Zu Zeiten, in denen sonst Glocken läuten, zogen Ministranten durch den Ort. Sie hatten Klappergeräte dabei, ähnlich wie Weinbergsrätschen, mit denen die 'Wengerthüter' früher Starenschwärme vertrieben haben. Mit viel Freude und Hallo machten sie damit Krach. Abhängig von der Tageszeit und der Gegend erklingen an diesen Tagen dazu verschiedene Brauchtumssprüche. Einer lautet zum Beispiel: "Dies ist des Engels Gruß, den ein jeder Christ beten muss. Fallet nieder auf die Knie und betet ein Vater unser und drei Ave Marie". Oder in Bauerbach morgens um 6 Uhr: "Die Glocken müssen schweigen, drum wollen wir´s anzeigen, Ave Maria, im Namen Jesu Christi steht auf, steht auf."
Spendenrundgang am Karsamstag
Ministranten sind lebhafte Gruppen. Mitmachen dürfen Buben und Mädchen, sobald sie zur Erstkommunion gegangen sind. Viele bleiben dabei, bis sie Berufsausbildung oder Studium beginnen oder sich andernorts verpartnern. Sie machen nicht nur Altardienst und unterstützen den Priester, sondern unternehmen auch manches zusammen. Dafür dürfen sie am Karsamstag von Haus zu Haus gehen und für ihr eigenes "Kässle" sammeln. Gespendete Süßigkeiten, aus denen sie sich nach dem Altardienst bedienen dürfen, werden in einem Bollerwagen transportiert. Der Spendenspruch in Bauerbach lautet: "Die Glocken müssen schweigen, wir wollen euch anzeigen, der Herr liegt heut´im Grab, drum gebt uns eure Ostergab".
Autor:Kirche St. Peter Bauerbach aus Bretten |
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