„Es ist unsere Verpflichtung, diese Menschen zu unterstützen“ – Aktiv für die Integrationsarbeit

"Für den Herbst ist wieder eine große Ausstellung geplant", verraten Karl Strobel (links) und Gerhard Junge-Lampart.
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Der DAF – Internationaler Freundeskreis Bretten ist seit 30 Jahren in der Integrationsarbeit aktiv.

Bretten (hk) Auf die Frage, woraus er seine Motivation für sein Engagement schöpfe, reagiert Karl Strobel, erster Vorsitzender des DAF – Internationaler Freundeskreis Bretten mit einem Lächeln. „Mich treibt einfach die Überzeugung, dass es spannend und wahnsinnig interessant ist, andere Menschen kennenzulernen. Und, dass man viel voneinander profitieren kann.“ Vorstandsmitglied Gerhard Junge-Lampart nickt seinem Vereinskollegen bestätigend zu und sagt: „Man kommt ins Gespräch und bekommt mit, was für wertvolle Menschen es sind.“ Hinzu komme die tiefe Überzeugung, dass Asylrecht ein ganz wichtiges Grundrecht sei. „Es gibt viele Menschen, die diskriminiert werden wegen ihres Glaubens, Herkunft, Religion, Geschlecht. Es ist also unsere Verpflichtung, diese Menschen zu unterstützen“, erklärt Strobel. So ist in den vergangenen 30 Jahren ein ganzes Netzwerk an Aufgaben und Tätigkeiten entstanden, mit dem der Verein nicht nur zur Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses beitragen will. Darüber hinaus gehe es auch um die Förderung der Integration von Menschen mit ausländischer Herkunft mit Blick auf deren Einzelschicksale. Der Verein wurde 1987 von Hans-Jürgen Maaß gegründet. Seit 2016 ist Karl Strobel erster Vorsitzender, seine Stellvertreterin ist Yeşim Karadağ.

„Und dann sind wir Deutsche eben mal so, dass wir nicht auf jede Anfrage freundlich reagieren“

Menschen kennenlernen, sich für sie interessieren, sie wertschätzen – der Schlüssel zu gesellschaftlichem Zusammenhalt liegt in der Hand jedes Einzelnen. Dass vor allem ausländische Mitbürger damit ihre Schwierigkeiten haben, zeuge aber nicht von mangelndem Interesse: „Ich erinnere mich an eine Vorbereitungsklasse am Edith-Stein-Gymnasium und da ist mir nochmal bewusst gemacht worden, dass es für Migranten eine viel größere Hürde darstellt, Deutsche anzusprechen als umgekehrt“, erzählt Strobel. Dies hänge zum einen mit ihrem kulturellen Hintergrund zusammen und zum anderen mit dem fehlenden Selbstbewusstsein, das durch die sprachliche Unsicherheit bedingt ist. „Und dann sind wir Deutsche eben mal so, dass wir nicht auf jede Anfrage freundlich reagieren“, sagt Strobel schmunzelnd. Und weiter: „Das muss man sich immer wieder bewusst machen. Und wenn sogenannte Parallelwelten entstehen, müssen wir uns auch fragen: Was tragen wir durch unser Verhalten dazu bei?“ Aus diesem Grund laute das Credo des Vereins: Auf die Menschen aktiv zugehen und offen für ihre Anliegen sein. „Und was können wir für diese Menschen tun – egal ob es sich dabei um eine kleine oder eine große Gruppe handelt“, ergänzt Junge-Lampart.

„Die Spenden sind sehr berührend“

Wie sieht die Arbeit des Vereins in der Praxis also aus? Zum Beispiel durch die Unterstützung des Café International, auch finanziell durch ein Spendenkonto. „Die Spenden sind sehr berührend und es macht einen sprachlos, wenn Menschen, die wir gar nicht kennen, zum Beispiel einen Dauerauftrag über einen bestimmten Betrag einrichten.“ Hinzu kämen auch große Beträge von Firmen oder Privatleuten: „Und dafür sind wir sehr dankbar.“ Die Flüchtlingsarbeit beschäftigt den DAF, zwei Jahre nach der großen Zuwanderungswelle, immer noch: „Die Welle ins Land kommender Menschen ist jetzt abgeebbt und je länger sie hier sind, desto differenzierter muss auch die Betreuung sein“, so Strobel. Demnach gehe es jetzt vor allem um spezifischere Themen und individuelle Probleme. Zum Beispiel werden Auszubildende bei Bedarf mit Zuschüssen zu Fahrtkosten unterstützt, wenn sie Kurse außerhalb Brettens besuchen müssen. Strobel erinnert sich auch an einen syrischen LKW-Fahrer, der „händeringend“ nach einem Praktikum gesucht habe. Auch in so einem Fall springe der DAF ein und vermittle Kontakte. Und überhaupt: „Integration läuft auch über Arbeit. Wenn Migranten ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen können, sind sie frustriert“, weiß Strobel. Eine Gruppe bleibe dann noch übrig: Frauen und ihre Familien. Deshalb hat der DAF im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Verein FAM – Kita und Familienzentrum „Rucksack-Kurse“ mit drei bis sieben Müttern pro Gruppe gestartet. Eine große Bereitschaft und Nachfrage habe den Erfolg bestätigt. „Und nun investieren wir genau da weiter“, so Gerhard Junge-Lampart, weil es ein „Durchbruch in vielen Beziehungen“ sei. Ende letzten Jahres erweiterte ein Schwimmkurs für Muslima das Angebot des Vereins. Im neuen Jahr will der Verein die Fahrradwerkstatt im Jugendhaus in Bretten unterstützen. Und es ist ein Informationsabend über Vertragsrecht geplant. Und für den Herbst wieder eine große Ausstellung, vergleichbar mit der von vor zwei Jahren zum Thema „Fremde in unserer Stadt“.

„Wir sind diejenigen, die nicht locker lassen“

Im vergangenen Jahr feierte der Verein sein 30-jähriges Jubiläum. „Manchmal kann man den Kopf schütteln, dass wir immer noch die gleichen Themen ansprechen. Aber wir sind halt diejenigen, die nicht locker lassen“, merkt Junge-Lampart an. Verständigung, interkulturelle Begegnungen, Flüchtlingsarbeit, Antirassismus seien notwendig, eine Daueraufgabe. Deshalb suche man auch ganz gezielt den Dialog zu Mitbürgern beispielsweise im Café International. „Dieser Appell gilt auch speziell für unsere ausländischen Mitbürger, mitzuwirken an diesem großen Thema“, betont Strobel.

Weitere Informationen zum DAF – Internationaler Freundeskreis Bretten auf www.daf-bretten.de oder per Mail an info@daf-bretten.de.

Mehr Beiträge und Bilder auf unserer Themenseite In Bretten zuhause

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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