"Sport im Nationalsozialismus"
Tobias Barton aus Bretten Landessieger beim Geschichtswettbewerb
Bretten (kn) Am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2020/21 mit dem Thema „Bewegte Zeiten - Sport macht Gesellschaft“ nahmen in diesem Jahr 3.400 Teilnehmer mit 1.349 Beiträgen teil. Tobias Barton aus Bretten, der jüngst am Gymnasium St. Paulusheim in Bruchsal sein Abitur mit der Traumnote von 1,0 absolviert hat, wurde dabei mit einem Landessieger-Preis ausgezeichnet und nimmt nun an der Wettbewerbsrunde auf Bundesebene teil.
Julius Hirsch im Fokus des Beitrags
Dem Grundgedanken des Geschichtswettbewerbs „Grabe da, wo du stehst!“ folgend, hatte sich Barton auf historische Spurensuche begeben und das Leitthema „Bewegte Zeiten - Sport macht Gesellschaft“ in der Zeit des Nationalsozialismus beleuchtet. Dabei verknüpfte er wesentliche Aspekte zur Rolle des Sports in der NS-Diktatur mit der eigenen Familiengeschichte sowie lokalgeschichtlichen Bezügen. Im Fokus stand dabei die jüdische Fußballlegende Julius Hirsch aus Karlsruhe.
"Sport im Nationalsozialismus"
Mit seinem Wettbewerbsbeitrag „Sport im Nationalsozialismus - ‚Nie wieder!‘- Das Vermächtnis des Julius Hirsch und meine Familiengeschichte im Spiegel von NS- Ideologisierung, Inszenierung und Rassismus“ schlug Barton eine Brücke von der Vergangenheit bis zur Gegenwart und untersuchte die Funktion und Wirkung des Sports in der nationalsozialistischen Gesellschaft und Politik. Dabei zeigte Barton zunächst die Rolle des Sports in der NS-Erziehung in Schule und Hitler-Jugend auf, dann nahm er die Reichsparteitage in Nürnberg sowie die Olympischen Spiele in Berlin 1936 unter die Lupe. Dabei griff der Abiturient auch auf Eindrücke seines Urgroßvaters Josef Kriegel aus Essen zurück, der als leitender Bauingenieur der Firma Hochtief auf der „Deutschen Kampfbahn“ in Berlin tätig war und an der Erbauung des Olympia-Stadions maßgeblich mitwirkte.
Widerstand und Indoktrination
Der mutige Widerstand seines Ururgroßvaters Friedrich Zander aus Essen, der sich unter Einsatz seines Lebens für ukrainische Zwangsarbeiter einsetzte und als Polizist im Widerstand sogar zur Hinrichtung geführt und erst in letzter Sekunde vor dem Tod gerettet wurde, findet in Bartons Wettbewerbsbeitrag ebenso seinen Platz wie das Schicksal dessen Sohnes, der ganz im Gegensatz zu seinem Vater über Sport und HJ im Dritten Reich von Adolf Hitler „begeistert“ wurde, wie so viele indoktrinierte Jugendliche mit seinen Kameraden willig in den Krieg zog und schließlich bereits als junger Mann an den Spätfolgen seiner Kriegsverletzungen starb.
Rolle des Sports in Konzentrationslagern
Darüber hinaus skizziert Barton in seiner Arbeit die Rolle des Sports in Konzentrationslagern, zeigt aber mit der deutsch-britischen Fußballlegende der Nachkriegszeit, Bert Trautmann, die integrative und versöhnende Wirkung von Sport auf, die sich Barton auch heute in unserer Gesellschaft erhofft. Denn Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung seien längst nicht überwunden, im Gegenteil, eher wieder auf dem Vormarsch, so der Abiturient. Sport könne da ein Zeichen setzen für Integration, gemeinsame Werte und ein friedliches Miteinander aller - gleich welcher Hautfarbe, Herkunft, politischer Gesinnung, Religion oder Lebensart.
„Sport im Nationalsozialismus“
Für das Thema „Sport im Nationalsozialismus“ hat sich Barton bewusst entschieden, es verbindet seine Begeisterung für Sport mit seinem historischen Interesse. Barton lernte einige Zeitzeugen kennen, recherchierte über Monate und interviewte im Hinblick auf seine Familiengeschichte auch seine Großeltern Helga und Norbert Kriegel aus Essen. Auf die Frage, ob er die Teilnahme am Geschichtswettbewerb empfehlen könne, antwortet Barton prompt: „Auf jeden Fall. Es ist nicht nur spannend, sondern vor allem lehrreich, sich mit den eigenen Wurzeln und der Geschichte auseinanderzusetzen. Und man gewinnt einen ganz anderen Blick auf das eigene Leben, auf die Gegenwart und Zukunft, wenn man sich auf historische Spurensuche begibt und Vergangenes erforscht." Tobias Barton wird im Oktober bei einem offiziellen Festakt als Landessieger des Geschichtswettbewerbs gewürdigt. Die Erstpreisträger auf Bundesebene, die noch ermittelt werden, sind dann am 17. November in Berlin von Bundespräsident Steinmeier auf Schloss Bellevue zum Empfang eingeladen.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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