Hilfsprojekt der Tansania AG
"Wären es unsere Mädchen, würden wir nicht alles für sie tun?"
Bretten (ger)Manchmal ist es gut, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Wer sich aus Deutschland aufmacht, andere Länder zu erkunden, bemerkt, wie privilegiert man hier leben darf. So ging es Heike Elsässer, Lehrerin am Edith-Stein-Gymnasium (ESG) in Bretten, als sie 2013 mit ihrer Familie nach Tansania reiste und die Mlekia Winners Secondary School besuchte. Seither engagiert sie sich mit der Tansania AG am ESG und dem gemeinnützigen Verein „Friends of Education in Tansania“ (www.friendsoftansania.com) für die Schule im Herzen des Landes.
Hilfe für arme Mädchen
Zurzeit sammeln Schul-AG und Hilfsverein für den Bau eines Internats, das Mädchen, die ungewollt schwanger wurden, eine Zukunft und ein Zuhause bieten soll. Dabei sind sie dankbar über jede Unterstützung aus der Bevölkerung. Über persönliche Beziehungen bekam Elsässer auf ihrer Reise Kontakt zur privaten Mlekia Winners Schule in einer ländlichen Region Tansanias, an der Jugendliche ab zwölf Jahren sowohl mit christlichem als auch mit muslimischem Glauben unterrichtet werden. Das Besondere ist, dass die Schule auch Schüler und Schülerinnen aufnimmt, die aus sehr armen Verhältnissen kommen und das Schulgeld nicht bezahlen können.
Die Tafel war eine schwarz gestrichene Wand
Nicht nur waren die Gebäude in einem sehr kargen Zustand und die Infrastruktur mehr als dürftig, auch einfaches Schulmaterial war völlige Mangelware. „Die Schüler hatten höchstens ein Heft und einen Stift, nur der Lehrer hatte ein Schulbuch. Die Tafel war eine schwarz gestrichene Wand“, erzählt Elsässer von ihren Eindrücken. „Verglichen mit unseren Möglichkeiten lernen und lehren zu dürfen, entstand angesichts dieser Situation bei mir Betroffenheit und gleichzeitig der Wunsch, etwas zum Guten verändern zu wollen.“
Tansania AG am ESG Bretten
Seit 2014 gibt es die Tansania AG am ESG, in der sich regelmäßig 25 Schülerinnen und Schüler engagieren. Unter der Leitung der Lehrerinnen Heike Elsässer, Andrea Kunz und Nathalie Lindauer organisiert die Arbeitsgruppe Spendenaktionen und Infoveranstaltungen, pflegt die persönlichen Kontakte zur Schule in Tansania und macht aktuelle Informationen zum Land und zu den Hilfsprojekten an der Schule sichtbar.
Brunnenbau und Schulgarten
Der Bau eines Brunnens, der die Wasserversorgung für das Schulgelände auch in den heißen Monaten sicherstellt, machte es notwendig, dass sich 2015 der Verein "Friends of Education in Tansania", hauptsächlich bestehend aus Lehrern, Eltern und Schülern gründete. „Nur mit diesem Verein war es möglich, auch bei größeren Projekten nachhaltig helfen zu können“, so Heike Elsässer, die auch Vorsitzende des Vereins ist. „So können Spender auch eine Spendenbescheinigung erhalten.“ Seither wurden schon viele Projekte, auch mit dem Kooperationspartner „Brot für die Welt“, erfolgreich abgeschlossen. So wurden zum Beispiel ein Schulgarten für die eigene Versorgung mit Obst und Gemüse angelegt sowie ein Schulbus angeschafft.
Hilfe für sexuell missbrauchte Mädchen
Dass die Schule nun um ein Mädchen-Internat erweitert werden soll, hat auch mit Corona zu tun. In Tansania gab es 2020 einen langen Lockdown, bei dem ebenfalls die Schulen geschlossen wurden. „Viele Mädchen sind Waisen oder ihre Familien können sie nicht versorgen. So sind Mädchen, die kein Zuhause hatten, auf der Straße gelandet. Sie wurden teilweise sexuell missbraucht oder haben sich prostituiert, um überleben zu können“, beschreibt Elsässer die drastische Situation der zwölf- bis 17-jährigen Schülerinnen. Da der Staat Tansania keinerlei Hilfsprogramme für diese jungen Mütter hat und sie weder schwanger, noch mit Baby eine staatliche Schule besuchen dürfen, hat der Schulvorstand der Mlekia Winners School beschlossen, Hilfe zu leisten.
Internat mit Kindergarten und Nähstube
Es soll ein Internat mit Kindergarten und Nähstube für die jungen Mütter und ihre Kinder gebaut werden. „Das Internat soll hundert Plätze haben, wobei der Gedanke ist, dass etwa 25 Plätze für die mittellosen Mädchen sind. Die übrigen 75 Plätze sind für Mädchen, deren Familien zum Teil auch Schulgeld bezahlen können“, erläutert Elsässer. Neben einem Zuhause und Schulbildung sollen die Mädchen dort zusätzlich nähen und gärtnern lernen, um so auch nach der Schule befähigt zu sein, für sich selbst und das Kind zu sorgen.
Für Bau des Internats werden 100.000 Euro benötigt
Für den Bau des Internats werden 100.000 Euro benötigt, beziffert Heike Elsässer. Wie immer bei den konkreten Projekten, die die Tansania AG und der Verein unterstützen, muss das Fundraising auf mehreren Füßen stehen. Bereits 4.000 Euro hat das ESG beim Sparda-Impuls-Wettbewerb erkämpft, wo es mit seinem Projekt auf den dritten Platz von 250 teilnehmenden Schulen gewählt wurde. Aktuell haben die Schülerinnen und Schüler der Tansania AG hundert Babyfläschchen zu Spendendosen umfunktioniert und hoffen nun damit auf eine breite Unterstützung der Bevölkerung für die Mädchen in Not. Wer möchte, kann mit einem Babyfläschchen für vier Wochen auf Spendensammlung gehen. Egal, ob man das Fläschchen in seinem Geschäft, seiner Praxis oder seiner Firma aufstellt oder damit im Freundes- und Bekanntenkreis und am Arbeitsplatz selbst sammelt. Ihre Motivation ist für alle Beteiligten ganz selbstverständlich. Heike Elsässer formuliert es so: „Wenn es unsere Mädchen wären – würden wir nicht alles für sie tun?“
Information:
Wer mit einem Babyfläschchen Spenden sammeln oder auf andere Art unterstützen möchte, kann sich per E-Mail unter heike.elsaesser@esg-bretten.de an Heike Elsässer wenden.
Für Spenden: Friends of Education in Tansania e.V. , IBAN: DE18 6665 0085 0008 9421 10, BIC: PZHSDE66XXX
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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