TSV Dürrenbüchig verabschiedet sich von seinem alten Fußballplatz
„Wir sind Orange, wir ham‘ kein Geld, wir sind der geilste Club der Welt"

Auch auf dem neuen Rasen will der TSV Dürrenbüchig wieder jubeln. | Foto: prihoda
4Bilder
  • Auch auf dem neuen Rasen will der TSV Dürrenbüchig wieder jubeln.
  • Foto: prihoda
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Bretten-Dürrenbüchig (Autor: Maximilian Boch) Es ist das Ende einer Ära: Am Dienstag, 30. April, wird um 18.15 Uhr in Dürrenbüchig,auf dem alten Sportplatz am Turnplatz zum letzten Mal der Anpfiff zu einem Fussball-Spiel ertönen. Mit dem Abpfiff der Partie des TSV Dürrenbüchig gegen den VfR Kronau II geht dann eine  bewegte Geschichte zu Ende. Eine circa 40-jährige Ära, die über die Brettener Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Der Rasenplatz des TSV: ein Unikat. So hügelig wie der nahe gelegene Kraichgau. Bergauf, bergab und Gräben - „unsere alte Wiese halt“ - würde man aus dem Ort vernehmen. Bereits seit 1976 vereinte der Platz alles, was man sonst nur vereinzelt auf den Amateurrasen der Umgebung findet.

Autoscheinwerfer statt Flutlicht

Geschichten und Kuriositäten gibt es genug: Mittig durch den Platz führte früher ein ungewollter Trampelpfad, der eine Abkürzung zur Bahn darstellte. Gemäht wurde der "heilige" TSV-Rasen die ersten Jahre mit privaten Rasenmähern von Hand, um von der Stadt eine kleine Entlohnung zu bekommen. Das erste Festzelt für ein Sportfest wurde dort noch aus Holz und von Hand errichtet. Das Baumaterial hatte man zuvor im Wald geschlagen. Da man zu Beginn keine Flutlichtanlage besaß, behalf man sich bei Spielen und Trainings mit Autoscheinwerfern - ein Auto an jeder Ecke. Beim TSV wusste man sich eben zu helfen und machte, vor allem durch viele freiwillige Helfer, all die Jahre das Beste daraus. Helfer, die die alte Wiese - damals wie heute - als ihr zweites Zuhause bezeichnen und auch jetzt noch gerne von ihren Erlebnissen mit ihr erzählen.

Modern war der Sportplatz noch nie

Modern war der Sportplatz noch nie, ständig wurde er verbreitert und vergrößert. Schließlich lag zu Beginn die Außenlinie nur knappe drei Meter von der Strafraumgrenze entfernt. Warmes Wasser zum Duschen in den Kabinen war früher eine Rarität – ein Unikat eben. Warmes Wasser gibt es mittlerweile genug, geblieben ist allerdings - über all die Jahre - die alte Wiese.

Im Winter lieber laufen als trainieren

Umso begeisternder, dass sich der TSV Dürrenbüchig auch heute noch in der Kreisklasse B hält und zudem noch ansehnlichen und meist attraktiven Fussball spielt. Zuschauer kamen schon immer, um den kleinen, aber stets wehrhaften Underdog auf dem unebenen Geläuf zu bestaunen. Der ewige Tabellenführer der B-Klasse ließ es allerdings nie zu, den Platz als Ausrede für ein verlorenes Spiel zu verwenden. Verletzungen wurden in Kauf genommen. Im Winter wurde oft lieber gelaufen, als auf dem unebenen, festgefrorenen „Acker“ mit Ball trainieren zu müssen. Trainierte man doch, dann vorzugsweise mit Bandagen, um die Gelenke zu stabilisieren.

Stadtpokal-Sieg in 2002

Notfalls wurde über all die Jahre das Spiel eben auch mal angepasst. Auch deshalb wurden Erfolge gefeiert und Sympathien gewonnen. Zuletzt kratzte man immer wieder an den Aufstiegsrängen und verfehlte den zweiten Aufstieg der Vereinsgeschichte nach 2004 nur knapp. 2002 feierte man auf der heimischen Wiese sogar den Stadtpokal-Sieg.

Der TSV stemmt Großteil der Kosten selbst

All das wird in naher Zukunft sein Ende finden. Direkt nach dem letzten Heimspiel am Dienstag sollen im beschaulichen Brettener Stadtteil endgültig die Bagger rollen und spätestens bis zum kommenden Jahr einen neuen, begradigten Rasenteppich hinterlassen. Der Verein trägt dabei den mit Abstand größten Teil der Kosten und verantwortet somit auch das gesamte finanzielle Risiko. Eine Mammutaufgabe. Ein Kraftakt. Aber wenn es ein Verein wieder schafft, dann der sich so oft selbst helfende TSV. Aktuell werden im Internet und in den sozialen Medien über den Förderverein Unterstützer gesucht, um Zulagen der Volksbank Bruchsal-Bretten zu erhalten.

„Wir sind Orange, wir ham‘ kein Geld, wir sind der geilste Club der Welt“

In Dürrenbüchig blickt man dem neuen Geläuf, trotz der finanziellen Last, gespannt entgegen: Die Vereinsfarben Orange und Schwarz wählte man damals zum Neubeginn der Fussball-Abteilung übrigens, damit man sich aus Kostengründen nur einen Satz Trikots zulegen musste. Auch deshalb singt der TSV Dürrenbüchig nach erfolgreichen Spielen, in Erinnerung an seine Geschichte: „Wir sind Orange, wir ham‘ kein Geld, wir sind der geilste Club der Welt“. Aber einen neuen, modernen, geraden Rasen im heimischen Stadion, der den zukünftigen Spielbetrieb in der kleinen Gemeinde sichert, das wird Dürrenbüchig in Zukunft ganz sicher haben!

Der TSV Dürrenbüchig lädt zum Abschluss alle Freunde, Sportskameraden und Nostalgiker ein, gemeinsam die „alte Wiese“ zu verabschieden. Der Eintritt zum Spiel kostet drei Euro, Anpfiff ist um 18.15 Uhr.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

14 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.