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Expert*innen informierten zu: Gürtelrose
Aktiv und gesund in den Frühling starten …

Aktiv und gesund in den Frühling starten. Foto: Clipdealer | Foto: Clipdealer
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Prävention kann vor Schmerzen und Komplikationen schützen

Wer an einer Gürtelrose erkrankt, hat sich meist schon Jahrzehnte früher – oftmals bereits im Kindesalter – mit dem Erregervirus infiziert und Windpocken bekommen. Die Viren ziehen sich nach überstandener Windpockenerkrankung in die Nervenwurzeln des Rückenmarks und der Hirnnerven zurück, bis sie durch eine alters- oder krankheitsbedingte Schwächung des Immunsystems reaktiviert werden. Deshalb erkranken vorwiegend Menschen ab dem 60. Lebensjahr oder mit bestimmten Vorerkrankungen an Gürtelrose. Nimmt die Gürtelrose einen schweren Verlauf, kann die Lebensqualität kurz- und langfristig deutlich beeinträchtigt werden. Mit dem Alter steigt dabei das Risiko für Komplikationen und für dauerhafte Nervenschmerzen durch eine Post-Zoster-Neuralgie. Fachärzte der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) informierten in der Sprechzeit über die Behandlung der Gürtelrose und wie sich mit einer Impfung vorbeugen lässt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Warum haben besonders Menschen über 60 Jahre ein Risiko, an Gürtelrose zu erkranken?
SanRat Dr. med. Oliver M.D. Emrich: Mit dem schwächer werdenden Immunsystem im Alter steigt das Risiko für Infektionskrankheiten sowie die Gefahr, einen schweren Verlauf mit Komplikationen und Langzeitfolgen zu erleiden. Bei Gürtelrose kommt hinzu, dass der Erreger, das Varizella-Zoster-Virus, nicht von außen kommt und „abgewehrt“ werden kann, sondern sich nach einer Windpocken-Erkrankung im Verlauf des Lebens bereits im Körper befindet. Das trifft auf mehr als 95 Prozent der über 60-Jährigen in Deutschland zu. Das Virus verbleibt nach den Windpocken lebenslang inaktiv im Körper und kann, Jahrzehnte später, wenn die körpereigenen Abwehrkräfte unaufhaltsam abnehmen, als Gürtelrose reaktiviert werden. Deshalb schützen weder ein guter Allgemeinzustand noch die seit der Pandemie allgegenwärtigen AHA-Regeln vor einer Gürtelrose-Infektion.

Soll man sich bei Verdacht auf eine Gürtelrose an einen Facharzt wenden?
Dr. med. Heinrich Binsfeld: Der Hausarzt sollte die erste Anlaufstelle sein. Je nach Verlauf und Symptomschwere sollte eine Weiterleitung an einen Facharzt erfolgen, zum Beispiel einen Schmerzmediziner.

Was ist eine Post-Zoster-Neuralgie und wie kann man sie verhindern?
Norbert Schürmann: Die Post-Zoster-Neuralgie (PZN) ist eine Komplikation der Gürtelrose, bei der die Nervenschmerzen andauern, nachdem der Ausschlag abgeheilt ist. Bis zu 30 Prozent der Gürtelrose-Patienten erleiden Komplikationen. Die Schmerzen können über Wochen und Monate, in extremen Fällen über Jahre bestehen bleiben und erhebliche Einbußen in der Lebensqualität mit sich bringen. Daher ist Vorsorge wichtig: Die STIKO empfiehlt eine Impfung gegen Gürtelrose für alle Menschen über 60 und Personen über 50 Jahren mit Grunderkrankungen. Wer zu diesen Gruppen gehört, sollte das Thema beim nächsten Arztbesuch ansprechen und sich beraten lassen.

Welche Vorerkrankungen erhöhen das Risiko für eine Gürtelrose?
Jan Meier: Die Ständige Impfkommission (STIKO) nennt als Beispiele für Grunderkrankungen eine angeborene oder erworbene Immundefizienz, Rheumatoide Arthritis, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung oder Asthma bronchiale, chronische Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus oder eine HIV-Infektion. Eine immunsuppressive Therapie erhöht ebenfalls das Risiko für eine Gürtelrose.

Kann es neben der PZN zu weiteren Komplikationen kommen?
Dr. med. Kai Hermanns: Zum einen kann es zu bakteriellen Infektionen der betroffenen Hautareale kommen, insbesondere, wenn die Bläschen aufgekratzt werden. Zum anderen kann die Gürtelrose auch am Kopf oder im Gesicht auftreten. Je nachdem, welche Nervenbahnen entzündet sind, können Auge oder Ohr beteiligt sein – es drohen Erblindung, Hörverlust und Lähmungen im Gesicht. Zudem besteht grundsätzlich das Risiko einer Hirn-, Hirnhaut- oder Rückenmarksentzündung. Und nicht zuletzt ist nach einer Herpes-zoster-Erkrankung das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erhöht.

Ist eine Gürtelrose ansteckend?
Dr. med. Kai Niemier: In der Tat können Menschen mit einer Gürtelrose andere infizieren. Anders als bei Windpocken findet die Übertragung der Viren jedoch über den Kontakt mit der in den Bläschen enthaltenen Flüssigkeit statt. Wer noch keine Windpocken-Erkrankung durchgemacht hat und nicht dagegen geimpft ist, kann sich durch eine Schmierinfektion mit dem Varizella-Zoster-Virus anstecken und zunächst an Windpocken erkranken. An Gürtelrose Erkrankte sollten darauf achten, dass andere nicht in direkten oder indirekten Kontakt mit dem Sekret in den Bläschen kommen.

Für wen gilt die STIKO Empfehlung gegen Gürtelrose?
SanRat Dr. med. Dr. Oliver M.D. Emrich: Gürtelrose tritt in allen Altersgruppen auf, am häufigsten jedoch sind über 50-Jährige betroffen. Die aktuellen Impfempfehlungen der STIKO sehen die Impfung als Standardimpfung für alle Menschen über 60 Jahren vor sowie als Indikationsimpfung für Menschen ab dem 50. Lebensjahr, deren Immunabwehr durch bestimmte Grunderkrankungen geschwächt ist.

An wen kann man sich wenden, wenn man sich impfen lassen will?
Jan Meier:
Die Hausärztin oder der Hausarzt ist die richtige Adresse, wenn es um eine Impfung geht. Dort kann man einen Impfpass-Check vornehmen lassen, damit bei Bedarf weitere empfohlene Standardimpfungen nachgeholt oder aufgefrischt werden können.

Wenn man nicht weiß, ob man als Kind Windpocken hatte: Sollte man sich vorsichtshalber impfen lassen?
Dr. med. Heinrich Binsfeld: Viele Menschen können nicht mit Sicherheit sagen, ob sie schon einmal an Windpocken erkrankt sind. Deshalb gilt die STIKO Empfehlung unabhängig von einer früheren Windpockenerkrankung.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Impfung?
Norbert Schürmann: Die Gürtelrose hat – anders als die Grippe – keine Saison. Ein Erkrankungsrisiko besteht grundsätzlich immer. Wer also mindestens 60 Jahre alt ist oder eine Vorerkrankung mitbringt, für den ist der nächstmögliche Impftermin der richtige Zeitpunkt für die Impfung. Wer sich einer Therapie unterzieht, die das Immunsystem beeinträchtigt, sollte mit dem behandelnden Arzt über einen geeigneten Zeitpunkt für die Impfung sprechen.

Genügt eine einzelne Impfdosis?
Dr. med. Kai Hermanns: Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Impfungen erforderlich. Die zweite Impfdosis wird zwei bis höchstens sechs Monate nach der Erstimpfung verabreicht. Eine Auffrischimpfung wird derzeit nicht empfohlen. Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erkranken 92 Prozent der Geimpften innerhalb von vier Jahren nach der Impfung nicht; vor einer Post-Zoster-Neuralgie sind 82 Prozent geschützt.

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Weitere Informationen zur Gürtelrose und zur Impfung gegen Herpes zoster
• Robert Koch Institut: www.rki.de
• GlaxoSmithKline: www.impfen.de/guertelrose
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Die Experten in der Sprechzeit waren:
• SanRat Dr. med. Oliver M.D. Emrich; Facharzt für Allgemeinmedizin und Anästhesiologie, Spezielle Schmerztherapie, Palliativmedizin, Leiter des Schmerz- und Palliativzentrums DGS Ludwigshafen
• Jan Meier; Niedergelassener Facharzt für Anästhesiologie, Spezielle Schmerztherapie, Palliativmedizin, Ärztl. Leitung und Gesellschafter des Schmerz- und Palliativzentrums Rhein-Main, Wiesbaden
• Dr. med. Heinrich Binsfeld; Facharzt für Innere Medizin; Facharzt für Anästhesiologie; Notfallmedizin; Umweltmedizin; Spezielle Schmerztherapie; Algesiologe DGS, Leiter des DGS-Schmerzzentrums Ahlen/Drensteinfurt; Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V.
• Norbert Schürmann; Facharzt für Anästhesiologie und Allgemeinmedizin, Algesiologe DGS, Departmentleiter der Abteilung für Schmerz- und Palliativmedizin, Leiter des Regionalen Schmerzzentrums DGS Duisburg/Moers, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V.
• Dr. med. Kai Hermanns; Facharzt für Anästhesiologie, Spezielle Schmerztherapie, Akupunktur und Chirotherapie, Algesiologe DGS, Leiter Regionales Schmerzzentrum Berlin-Prenzlauer Berg
• Dr. med. Kay Niemier; Facharzt physikalische und rehabilitative Medizin, Facharzt Allgemeinmedizin, Spezielle Schmerztherapie, Palliativmedizin, Manuelle Medizin, Chefarzt Schmerz- und Rückenzentrum am Westmecklenburg Klinikum Helene von Bülow

Autor:

Kraichgau News Ratgeber aus Bretten

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