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Apotheken vor Ort – unverzichtbar und auf der Höhe der Zeit
Region (kn) Apotheken – sie liegen uns so nahe wie keine andere Institution des deutschen Gesundheitssystems. Die bundesweit derzeit etwa 18.400 Apotheken genießen Umfragen zu Folge ein außerordentlich hohes Ansehen in der Bevölkerung. Wir sprachen mit Patrick Heinz, Geschäftsführer der Deutschen Gesundheitshilfe DGH über die Gründe für dieses Ansehen und über neue Wege der Apotheke vor Ort, ihre Service- und Gesundheitsdienstleistungen auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung auszubauen.
Herr Heinz, sind wirklich so viele Bundesbürger begeistert von ihrer Apotheke vor Ort?
P. Heinz: Eine aktuelle Untersuchung kommt zu diesem Ergebnis. 77 Prozent der Befragten bringen der Apotheke vor Ort großes oder sogar sehr großes Vertrauen entgegen. Erst dann folgen mit 73 Prozent Ärzte, mit 60 Prozent Krankenhäuser und mit nur 40 Prozent die Versandapotheken. Nur äußerst geringe 18 Prozent würden auf die Apotheke vor Ort verzichten wollen.
Dabei spielt sicher auch die Erreichbarkeit eine Rolle.
P. Heinz: Es gibt ja zwei Arten von Erreichbarkeit: Einmal die rein geografische. Hier liegt für 80 Prozent der Bundesbürger die nächste Apotheke in einem sehr nahen Umkreis von nur fünf Kilometern. Und dann die zeitliche Erreichbarkeit. Hier haben die Apotheken vor Ort mit ihrem jederzeit – auch Nachts und an Feiertagen – gewährleisteten Notdienst ganz wichtige Pluspunkte. Denn wenn die Probleme akut sind, wenn Halsschmerzen, Durchfall, Husten oder Erbrechen aus heiterem Himmel kommen, kann aufgrund der langen Lieferzeiten kein Versandhandel schnell genug Hilfe leisten.
Auch von politischer Seite aus wird diese Bedeutung der Vor-Ort Apotheke gesehen und ihnen neue Aufgabenbereiche zuerkannt. Darunter sind sehr spannende. Welche zum Beispiel?
P. Heinz: Das ist richtig. Neue, von den gesetzlichen Krankenkassen getragene pharmazeutische Dienstleistungen stärken die Patientenversorgung durch die lokalen Apotheken. Gezielt können jetzt Apothekerinnen und Apotheker Erkrankte mit einer Reihe wichtiger gesundheitsbegleitender Maßnahmen noch besser unterstützen. So zum Beispiel durch die Einübung von Inhalationstechniken, die Risikoerfassung bei Bluthochdruck-Patienten, eine pharmazeutische Begleitung nach Organtransplantationen oder während Antitumortherapien. Und – sehr wichtig – eine erweiterte Beratung zu Wirkungen und Wechselwirkungen bei der Einnahme mehrerer Medikamente.
Ein Thema mit steigender Bedeutung ist die Selbstmedikation, also der Kauf von Medikamenten ohne Rezept. Sie und andere Experten fordern hier mehr Sicherheit und verweisen auf das Fachwissen des pharmazeutischen Personals.
P. Heinz: Sehen Sie, je ungehemmter sich teilweise dubiose Heil- und Wirkversprechen und der Zugang zu ungeprüften, manchmal sogar gesundheitsschädlichen Stoffen über das Internet verbreiten, umso drängender wird ein solcher gelebter Verbraucherschutz. Medikamente dürfen keine Konsumgüter werden. Die Gesundheit ist ein zu hohes Gut, als dass man leichtfertig und ungeprüft Informationen im Netz Glauben schenken und pharmazeutisch wirksame Substanzen irgendwo beliebig einkaufen sollte. Gerade im Bereich der Selbstmedikation seriös zu informieren, ihre Vorteile, aber auch ihre Grenzen aufzuzeigen, auf mögliche Wechselwirkungen hinzuweisen und gegebenenfalls eben auch einen Arztbesuch zu empfehlen, sind unverzichtbare Aufgaben der Apotheken.
Also eine Art „Lotsenfunktion“ zwischen Patienten und ärztlicher Betreuung?
P. Heinz: So kann man das bezeichnen.
Das Internet hat aber unbestreitbar auch seine Vorteile. Darauf zu verzichten könnte eine Sackgasse sein.
P. Heinz: Das will ganz sicher niemand! Im Gegenteil. Schon frühzeitig haben sich die lokalen Apotheken auf die fortschreitende Digitalisierung eingestellt. Über ihre jeweiligen Apotheken-Homepages und über sogenannte Apotheken-Bestellplattformen lassen sich von zu Hause aus oder auch per App von unterwegs bequem Arzneimittelbestellungen an eine Apotheke vor Ort übermitteln…
… und geliefert bekommen?
P. Heinz: Selbstverständlich. Die Medikamente können dann wahlweise selbst abgeholt oder durch den bewährten apothekeneigenen Botendienst direkt nach Hause geliefert werden, meist noch am gleichen Tag. So ist auch eine geschlossene, die Besonderheiten der Präparate berücksichtigende Lieferkette sichergestellt. Was wir schließlich nicht vergessen sollten: Durch die Nutzung solcher Möglichkeiten kann zudem ein wichtiger Beitrag zum Weiterbestand der bewährten Apothekenversorgung geleistet werden. Damit auch in Zukunft die Apotheke vor Ort für Stadt- wie Landbevölkerung ein zuverlässiger und moderner Partner in der Gesundheitsvor- und Nachsorge bleibt.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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