Warum der Fußpilz immer wieder kommt
Die Infektionsgefahr aus dem Schuh

Prof. Dr. med. habil. Hans-Jürgen Tietz, Leiter des Institut für Pilzkrankheiten und Innere Medizin, Berlin | Foto: privat
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Fuß- und Nagelpilzinfektionen – Mykosen genannt – hängen an ihren Menschen wie Kletten im Hundefell. Bis zu 15 Prozent der Deutschen sind betroffen und müssen erleben: Fußpilz verschwindet nicht von alleine und lässt sich nur schwer beseitigen. Wir sprachen mit dem Leiter des Berliner ‚mycoclinic – Institut für Pilzkrankheiten‘, Prof. Dr. med. habil. Hans-Jürgen Tietz, über den Infektionskreislauf der Mykosen, infiziertes Schuhwerk als Erreger-Reservoir und sinnvolle Wege einer antimykotischen Behandlung.

Herr Professor, Pilzinfektionen, so heißt es, erhalten sich selbst. Was ist darunter zu verstehen?
Prof. Tietz: In der Tat beherrschen Mykosen dieses Kunststück und sind deshalb sehr hartnäckig. Vereinfacht gesehen funktioniert das so: Sobald Pilzsporen den Weg in die Haut gefunden haben – hierfür reicht schon eine durch Nässe aufgeweichte Hautbarriere – setzen sie sich in der obersten Hautschicht fest. Diese Schicht erneuert sich erst in ungefähr 28 Tagen. In dieser Zeit breitet sich der Pilz aus. Es entstehen tiefe, juckende Risse zwischen den Zehen, damit potentielle Eintrittspforten für die nächste Pilzinfektion. Der Kreislauf schließt sich dadurch immer wieder neu. Sollten dann noch weitere unglückliche Faktoren zusammenkommen, entsteht aus einer unbehandelten Hautpilz-Infektion ein ungleich schwieriger zu therapierender Pilzbefall der Zehennägel. Es sind zwei Stadien der gleichen Infektion.

Warum ist eine Fußpilz-Infektion so infektiös?
Prof. Tietz: Es reichen wenige pilzbefallene Hautschuppen aus, um die Infektion zu übertragen. Treten sie über eine Schwachstelle der Haut ein, beispielsweise über ein Trauma beim Sport, ist das nächste Opfer gefunden.

Nun scheint es ja nicht so einfach, Pilzinfektionen beizukommen. Warum?
Prof. Tietz: In der Tat sind Pilzerreger wahre Überlebenskünstler. Sie überstehen sogar eine Maschinenwäsche. Erst Temperaturen über 60°C machen den Pilzen den Garaus. Das heißt: Unbedingt getrennt waschen. Und selbstverständlich sollten Fußpilz-Infizierte keinesfalls Nagelfeilen, Scheren, Feilen oder Schuhe mit Gesunden teilen. Wichtiger als diese Selbstverständlichkeiten ist jedoch eine gründliche Therapie.

Was hat es denn mit dem Stichwort „Schuhe als Erregerversteck“ auf sich?
Prof. Tietz: Das sind in der Tat wahre Pilzcontainer und neben der womöglich nicht ausreichend behandelten Haut die häufigsten Quellen für ein überraschendes Comeback der Krankheit. Denn im Schuhgewebe schlummern Pilzerreger erstaunlich lange, wie uns Laboruntersuchungen zeigen. Selbst wenn ein Schuh monatelang im Schrank wartet, der Fußpilz wartet mit. Stimmen dann später die Rahmenbedingungen, wie kleine Hautschäden, starkes Schwitzen, feuchte Strümpfe, werden die Füße ganz schnell reinfiziert und alles beginnt von vorne.

Ganz neu kommt gerade ein spezielles Desinfektionsspray für Schuhe in die Apotheken (SCHUHY® Spray, rezeptfrei). Ist so eine Behandlung aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll?
Prof. Tietz: Unbedingt. Es kommt jedoch auch auf die Inhaltsstoffe an. Das von Ihnen genannte Produkt haben wir genauen wissenschaftlichen Prüfungen unterworfen. Und ja, wir konnten eine umfassende und universelle Wirkung gegen Pilze und Bakterien feststellen.

Nun wird ja eine Schuh-Desinfektion alleine dem Hautpilz kaum Paroli bieten können.
Prof. Tietz: Nein, denn die Erreger von Fuß- und Nagelpilz sind höchst clevere und anpassungsfähige Organismen. Um ihnen Wirksames entgegen zu setzten, braucht es ein intelligentes Therapiekonzept. Bezüglich der infizierten Haut gilt es, nicht nur den besten verfügbaren Wirkstoff zu verwenden, sondern ihn auch in ein effektives Transportmittel zu bringen.

Sie spielen auf die Frage an „Salbe oder Spray“. Wir sehen ja, dass inzwischen eine Vielzahl Betroffener eindeutig Sprays anstelle von Salben bevorzugt – wie das rezeptfrei in Apotheken erhältliche Mykosert® Spray bei Haut und Fußpilz.
Prof. Tietz: Das hat nicht nur praktische Vorteile. Der Wirkstoff lässt sich mit dem Spray ohne Berührung der betroffenen Hautstellen an den Ort der Infektion bringen. Mit Hilfe des sogenannten Kapillareffekts erreicht er in Sekundenschnelle jeden Infektionsherd, gelangt in jede Ritze und bildet dort ein abwaschfestes Depot. Allerdings, die Anwendung ist das Eine, der Wirkstoff das Andere. Mit Sertaconazol haben wir hier einen starken Wirkstoff, der das Pilzwachstum nicht nur hemmt, sondern die Pilze regelrecht abtötet. Zusammen mit einer konsequenten Schuhdesinfektion erhöhen sich so die Chancen deutlich, dem Fußpilz die von Ihnen angesprochene Anhänglichkeit auszutreiben.

Autor:

Kraichgau News Ratgeber aus Bretten

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